Zwei Insidern zufolge haben die beiden Konzerne über ein Gemeinschaftsunternehmen verhandelt. Die Gespräche seien aber ergebnislos geblieben, da man sich über die Struktur eines Joint Ventures - das Nestle mangels Erfahrung in dem Geschäft bevorzugt hätten - nicht habe einigen können. Nestle sei aber weiter interessiert, ebenso der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson sowie der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser.
Die genannten Unternehmen wollten sich dazu nicht äußern. Merck hatte am Dienstag angekündigt, einen vollständigen oder teilweisen Verkauf des Geschäfts als auch strategische Partnerschaften zu prüfen. Bis Anfang 2018 soll eine Entscheidung fallen. Ein Merck-Sprecher sagte am Freitagabend, dass die US-Investmentbank JP Morgan den Konzern berät. Zwei Insidern zufolge ist außerdem die US-Investmentboutique Guggenheim mit im Boot. Merck und Guggenheim wollten dazu keine Stellung nehmen.
Gerüchte, dass Merck sich von dem Geschäft mit seinen weltweit 3800 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt 860 Millionen Euro trennen will, gibt es bereits seit Jahren. Bislang hatte das Unternehmen offiziell stets abgewinkt. Insidern zufolge stand das Management in den vergangenen Monaten wiederholt mit potenziellen Käufern im Austausch. Dabei seien die Gespräche mit Nestle am fortgeschrittensten gewesen, sagte einer der Insider. Schon seit Jahren hatte das Merck-Management Branchenkreisen zufolge wiederholt das Interesse möglicher Käufer ausgelotet, wurde aber von der Merck-Familie gebremst, die hinter dem Unternehmen steht.
Der neue Nestle-Chef Ulf Mark Schneider, der zuvor den deutschen Gesundheitskonzern Fresenius geführt hatte, setzt neben dem Ausbau des Kerngeschäfts auf das vielversprechende Gesundheitsgeschäft. Denn die Bereiche, in denen der Konzern bereits tätig ist - wie Hautpflegeprodukte oder Gesundheitsprodukte für alte und kranke Menschen - versprechen deutlich höhere Wachstumsraten als etwa der vielerorts gesättigte Markt für Süßigkeiten. Merck hatte sich zuletzt stark auf den Ausbau seines Life-Science-Bereichs, der Produkte für die Pharmaforschung anbietet, sowie seines Pharmageschäfts mit verschreibungspflichtigen Medikamenten konzentriert. Im Geschäft mit freiverkäuflichen Arzneien gehört der Konzern eher zu den kleineren Spielern und liegt nach eigenen Angaben knapp hinter den zehn größten Anbietern.
Einem der Insider zufolge hofft Merck auf einen Preis von fünf Milliarden Euro, während andere schon vier Milliarden als zu ambitioniert ansehen. Die Analysten von Bernstein kalkulieren mit einer Preisspanne von 3,7 bis 5,6 Milliarden Euro.
rtr