Die Verkäufe, die im letzten Jahr währungsbereinigt um 4,6 gestiegen waren, nahmen in den ersten drei Monaten nur um 4,2 Prozent zu, wie Nestle am Dienstag mitteilte. Bei der Umrechnung in Schweizer Franken schlugen zudem ein schwacher Dollar und schwache Schwellenländerwährungen mit einem Minus von fast neun Prozent zu Buche. Der Umsatz sank damit um 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 20,8 Milliarden Franken (17 Mrd Euro).
Konzernchef Paul Bulcke setzt nun auf das zweite Halbjahr: "Die Leistung wird in der zweiten Jahreshälfte stärker ausfallen und den Markt übertreffen", erklärte er. Die Gewinnmarge sollte steigen. Der starke Franken werde den Umsatz aber weiterhin beeinträchtigen. Nach Einschätzung von Analysten sollte für Nestle auch bei den Preisen weltweit etwas mehr drinliegen als die Preiserhöhungen von zuletzt durchschnittlich 1,6 Prozent. "Wir glauben, dass der Trend nach oben anhält", erklärte Bernstein-Analyst Andrew Wood. Auf Preissprünge etwa wegen höherer Kaffeepreise müssen sich die Verbraucher aber nicht einstellen. "Wir haben es mit der Weitergabe (von höheren Rohstoffpreisen) noch nie eilig gehabt", sagte Nestle-Finanzchefin Wan Ling Martello.
ABSATZ IN SCHWELLENLÄNDERN WÄCHST LANGSAMER
Möglicherweise lassen die Märkte auch nicht mehr viel Spielraum für Preiserhöhungen. Im von Deflationssorgen geprägten europäischen Markt mussten die Schweizer ihre Preise leicht senken, der Umsatz ging leicht zurück. In China und Indien habe sich das Wachstum abgeschwächt, während sich Lateinamerika besser entwickelt habe, sagte die Finanzchefin. "Die Dynamik ist unterschiedlich. Aber die Entwicklung in aufstrebenden Ländern sollte weiterhin ok sein". In den Schwellenländern wuchs Nestle organisch mit 8,5 Prozent etwas langsamer als im letzten Jahr mit einem Plus von 9,3 Prozent. In den Industrieländern stiegen die Verkäufe um 0,6 Prozent. "Unser organisches Wachstum in den ersten drei Monaten des Jahres entsprach den Erwartungen und war eher vom Volumen als von Preisen getrieben", erklärte der Konzernchef.
Die Nestle-Aktie notierte wenig verändert. Möglicherweise werde sich das erste Quartal als das schwächste des ganzen Jahres erweisen. Der Konzern sei in der Lage sein Wachstumsziel zu erreichen", erklärte Helvea-Analyst Andreas von Arx. Der Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy erwartet schrittweise Verbesserungen der Ertragslage in den kommenden Monaten.
Dazu könnte auch die Überprüfung von Geschäftsberichten beitragen. Sparten, die nicht saniert werden können, will Konzernchef Bulcke verkaufen, wie er kürzlich auf der Aktionärsversammlung wieder betonte. Nach dem Verkauf der Diätsparte Jenny Craig und der Sportlernahrungsmarke PowerBar steht Insidern zufolge das Geschäft mit Tiefkühlnahrung auf dem Prüfstand. Aber auch Zukäufe sind nicht ausgeschlossen. Insidern zufolge sind Nestle und der Gesundheitskonzern Fresenius die letzten verbliebenen Bieter für das Geschäft mit medizinischer Ernährung, das der Lebensmittelkonzern Danone zum Verkauf gestellt hat.
Reuters