Nach Einschätzung von BÖRSE ONLINE ist der Kursverlust übertrieben. Zum einen geht der
Umsatzrückgang
um 3,1 Prozent auf 88,8 Milliarden Franken vor allem auf die starke Heimatwährung zurück - also auf einen Wechselkurseffekt. Zum anderen sieht derGewinneinbruch
um 5,4 Milliarden Franken auf 9,5 Milliarden Franken dramatischer aus als er tatsächlich ist. Der hohe Vorjahreswert kam hauptsächlich durch den Verkauf von L'Oreal-Aktien und positive Bewertungseffekte bei einer Konzerntochter zustande - also durch Sonderfaktoren.Darüber hinaus sind maue Ausblicke bei Nestle nicht ungewöhnlich. Für 2016 rechnet der Hersteller von Marken wie Maggi, Nescafe oder Nespresso mit dem gleichen
organischen Wachstum
wie im Vorjahr: 4,2 Prozent. Das ist zwar weit von den ursprünglich erwarteten fünf bis sechs Prozent entfernt, allerdings hat der Konzern diese Zielmarke auch in den vorherigen drei Jahren verfehlt. Nestle-Chef Paul Bulcke erwartet ein ähnliches Handelsumfeld wie im Vorjahr "mit noch schwächeren Preisanpassungen". 2015 trugen höhere Preise nur noch zwei Prozent zum Wachstum des Konzerns bei. 2014 waren es noch 2,2 Prozent.Auf Seite 2: Positive Signale
Natürlich wäre ein besseres Zahlenwerk erfreulicher. Doch bei Nestle haben negative Reaktionen direkt nach der Vorlage fast schon Tradition, genauso wie die anschließende Beruhigung. Nicht zu vergessen: Der Weltmarktführer hat auch einige offensichtlich positive Eckdaten veröffentlicht.
Das
Betriebsergebnis
stieg um fast 14 Prozent auf 12,4 Milliarden Franken. Das ist ein Beweis dafür, dass Nestle die Herstellungs- und Vertriebskosten deutlich gesenkt hat. Zudem soll dieDividende
um fünf Rappen auf 2,25 Franken steigen - trotz des Gewinnrückgangs. Damit beläuft sich die Dividendenrendite für das Geschäftsjahr 2015 auf drei Prozent. Das kann sich sehen lassen.Der Blick auf die einzelnen Absatzmärkte macht Hoffnung. In
China
verderben die Konjunkturprobleme den Konsumenten zwar die Lust auf Süßigkeiten und Kaffee, dennoch schlummert in der Volksrepublik noch viel ungenutztes Potenzial. In der Vergangenheit hat Nestle nicht immer den Geschmack der Chinesen getroffen. Das soll sich aber durch neue Produkte und Vertriebswege ändern. So könnte sich die Abhängigkeit von Preiserhöhungen in China verringern. Diese waren zuletzt der einzige Grund für Nestles Wachstum in der Region.Neben China ist auch
Indien
ein wichtiger Markt. Hier hat Nestle endlich den sogenannten Nudelskandal endlich abgehakt. Im vergangenen Jahr hatten Lebensmittelkontrolleure einen bedenklich hohen Bleigehalt in den entsprechenden Verpackungen festgestellt. Daraufhin musste der Konzern das beliebte Produkt aus den Regalen nehmen. Seit November darf das beliebte Produkt wieder verkauft werden.Positive Signale gibt es auch aus
Nord- und Südamerika
, wo das Tiefkühlkostgeschäft wieder wuchs, sowie ausEuropa
undNordafrika
, wo Nestle trotz wirtschaftlicher und politischer Turbulenzen zulegen konnte.Was BÖRSE ONLINE empfiehlt
Aus Sicht von BÖRSE ONLINE bleibt Nestle ein Standardinvestment für Langfristanleger. Das ist auch ein Grund, warum wir das Papier als Position in unserem Basisdepot führen. In der Titelgeschichte der Heftausgabe 06/2016, "Aktien für jedes Wetter", haben wir auf die Krisentauglichkeit der Anteilsscheine hingewiesen. Seit Jahresanfang hat Nestle 3,7 Prozent verloren, der Schweizer Leintindex SMI dagegen hat knapp 10 Prozent eingebüßt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2017 liegt bei 21. Damit ist die Bewertung zwar hoch, die Aktie aber nicht überteuert.
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Kursziel: 80,00 Euro
Stoppkurs: 53,50 Euro