Die Zukäufe sollen dazu beitragen, dass Nestle bis 2020 wieder frühere Wachstumsraten von rund fünf Prozent erreicht. Das hatten die Schweizer zuletzt nicht geschafft: Im Vorjahr lag das um Sondereffekte bereinigte organische Wachstum bei drei Prozent - nach 2,4 Prozent im Jahr davor. Im laufenden Jahr peilt die Firma eine Wert von mehr als drei Prozent an. Damit befindet sich Nestle in guter Gesellschaft: Der Konkurrent Unilever beispielsweise erwartet für 2019 ein bereinigtes Umsatzwachstum in der unteren Hälfte der Bandbreite zwischen drei und fünf Prozent.
Angesichts der Flaute nahm Schneider einen Umbau in Angriff: Er verkaufte das US-Süßigkeitengeschäft und stellte die Hautgesundheitssparte Nestle Skin Health zur Disposition. An dieser gibt es laut Schneider "außerordentlich starkes Interesse". Eine Entscheidung über einen möglichen neuen Eigentümer soll bis zum Sommer fallen. Zudem kündigte Nestle einen möglichen Verkauf der vor allem in Frankreich und Deutschland bekannten Fleischprodukte der Marke Herta mit einem Jahresumsatz von 680 Millionen Franken an. Viele Konsumenten setzten zunehmend auf pflanzliche Produkte, begründete Schneider den Schritt.
NESTLE-CHEF WILL SICH "NICHT ZURÜCKLEHNEN"
Doch auch mit diesen beiden Bereichen sei die Neuausrichtung von Nestle nicht zu Ende. "Das sind jetzt erste Schritte gewesen, die sind aber mitnichten abgeschlossen. Die Weiterentwicklung des Portfolios wird weitergehen", sagte Schneider. Es gebe keinen Grund, sich zurückzulehnen. Dabei wolle der Konzern diszipliniert vorgehen und starke Schwankungen bei Umsatz und Ergebnis vermeiden, um den Aktionären auch weiterhin steigende Dividenden in Aussicht stellen zu können.
Bislang gelang das gut - obwohl sich Zu- und Verkäufe allein im vergangenen Jahr auf 14 Milliarden Franken summierten. Der Konzerngewinn stieg durch Sondereinnahmen aus den Verkäufen um 42 Prozent auf 10,1 Milliarden Franken. Der Umsatz stieg um gut zwei Prozent auf 91,4 Milliarden Franken. Die Aktionäre sollen eine um zehn Rappen höhere Dividende von 2,45 Franken erhalten. Sie profitieren zudem von einem 20 Milliarden Franken schweren Aktienrückkauf, den Nestle nun sechs Monate früher als geplant bereits zum Jahresende abschließen will.
AKTIE IM PLUS
An der Börse stieg die Nestle-Aktie um knapp vier Prozent auf 89,90 Franken. Kepler-Cheuvreux-Analyst Jon Cox sprach von soliden Zahlen. "Die Bemühungen für einen Neustart der Firma scheinen Früchte zu tragen."
Besonders profitieren konnte Nestle von starken Zuwächsen in den beiden wichtigsten Märkten USA und China. Einziges Sorgenkind war das Wassergeschäft, in dem Nestle vor allem in den USA stark vertreten ist. Dort schmälerten höhere Kosten für PET-Flaschen und steigende Transportkosten den Gewinn.
rtr