Bei Nestlé läuft’s rund. Der Schweizer Lebensmittelriese erzielte in den ersten neuen Monaten des laufenden Jahres ein organisches Wachstum von 2,8 Prozent - und trifft damit die Erwartungen der Analysten. Im vergangenen Jahr hatten die Eidgenossen aus eigener Kraft, ohne Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe, um lediglich 2,6 Prozent zugelegt. Im dritten Quartal steht ein Plus von sogar 2,9 Prozent. Das teilte Nestlé am Donnerstag im schweizerischen Vevey mit.

Das Unternehmen mit Marken wie Maggi oder Nespresso erzielte in den ersten neun Monaten konzernweit einen Umsatz von 66,4 Milliarden Schweizer Franken (umgerechnet 58 Milliarden Euro). Wachstumstreiber waren die Geschäfte mit Babykost, Tiernahrung und Kaffee.

Mit rund einem Drittel machen die Schweizer den Löwenanteil des Umsatzes in der Region Nord- und Südamerika. Gut gelaufen sind die Nordamerika-Geschäfte mit Tiernahrung und Kaffee. Zudem konnte Nestlé die gestiegenen Kosten für Fracht und Rohstoffe an die Kunden weitergeben.

Asien mit Licht und Schatten



In der wichtigen Region Asien zeigt sich ein gemischtes Bild. Das Geschäft dort wuchs zwar mit 4,4 Prozent am Stärksten, stagnierte damit aber auf dem Niveau vom ersten Halbjahr. Und: Analysten hatten mit einem Wachstum von 4,5 Prozent gerechnet.

Zudem gibt es im Asien-Geschäft personelle Veränderungen. Sparten-Chefin Wan Ling Martello verlässt den Konzern zum Jahresende. Experten zeigten sich am Donnerstag nicht besonders erfreut über den Wechsel an der Spitze der Sparte: "Wir bedauern den Abgang von Wan Ling Martello. Sie hat die Region Asien aus turbulenten Zeiten herausmanövriert", sagte Analyst Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel. "Ihr Abgang hinterlässt ein Loch, das für Nestlé schwer zu füllen sein wird", schrieb Andrew Wood von Bernstein. Martellos Nachfolger wird Personalchef Chris Johnson.

Besonders gut lief es in den ersten neun Monaten in China. Das Geschäft in der Volksrepublik hier wuchs den Angaben zufolge im mittleren einstelligen Bereich. Gefragt waren insbesondere die margenstarken Segmente Säuglingsnahrung und Kaffee.



Neben dem starken Realwachstum konnte Nestlé in Asien die Preise deutlich anheben. Von allen Regionen steht in Fernost mit 0,7 Prozent das größte Plus. Konzernweit konnten die Schweizer die Preise in den ersten neun Monaten um ein halbes Prozent steigern. Das klingt mager, liegt aber noch über den Erwartungen. Analysten hatten zuvor mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet. Im dritten Quartal konnte Nestlé sogar 0,9 Prozent höhere Preise durchsetzen. In der Vergangenheit hatten Investoren mehrmals die nachlassende Preissetzungsmacht von Nestlé kritisiert.

Im Geschäft mit dem Wasser ist davon indes wenig zu spüren. In dem Segment Nestlé Waters konnten die Schweizer 2,3 Prozent höhere Preise - die Nachfrage stieg nicht zuletzt wegen des heißen Sommers in Europa.

In Europa konnte Nestlé generell die Preise jedoch nur wenig anheben. Die Schweizer begründeten das mit "deflationären Trends in Westeuropa". In der gesamten Region Europa, Mittlerer Osten und Nordafrika - die rund 20 Prozent zum Umsatz beiträgt - fielen die Preise um 0,7 Prozent. Wegen brummender Geschäfte - ein jeweils mittleres einstelliges organisches Wachstum - in Zentral- und Osteuropa, dem Nahen Osten und Nordafrika wuchs der Umsatz organisch dennoch um insgesamt 1,6 Prozent.



Prognose bestätigt



Für das Gesamtjahr bekräftigte Nestlé-Chef Ulf Mark Schneider die Prognose. Der Umsatz soll organisch um drei Prozent steigen. Im Vorjahr hatte noch ein Plus von 2,4 Prozent gestanden. "Dank unserer Initiativen zur Wachstums- und Effizienzsteigerung sind wir auf gutem Kurs, den Ausblick für das Gesamtjahr 2018 sowie unsere Ziele für 2020 zu erreichen", sagte der ehemalige Fresenius-Lenker.

Bis 2020 will der Konzern wieder an alte Wachstumsraten von rund fünf Prozent anknüpfen und eine Ebit-Marge zwischen 17,5 und 18,5 Prozent einfahren. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte die Rendite noch bei 16,4 Prozent gelegen, im ersten Halbjahr 2018 ist sie sogar auf 16,1 Prozent gesunken. Zahlen zum Gewinn und zur Profitabilität teilten die Schweizer am Donnerstag nicht mit.

Damit Nestlé auf lange Sicht profitabler wird, trimmt Schneider den Konzern auf Wachstum: Er fokussiert sich auf das Kerngeschäft mit Gesundheitsprodukten und Kaffee. Hier baute Nestlé zuletzt mit dem Kauf des Einzelhandelsgeschäfts des US-Kaffee-Spezialisten Starbucks aus.

Der ehemalige Fresenius-Lenker verkauft ertragsschwache Sparten wie kürzlich das US-Süßigkeiten- oder Lebensversicherungsgeschäft. Auch die Sparte Hautgesundheit steht auf dem Prüfstand, eine Entscheidung soll bis Mitte kommenden Jahres fallen.

Der Umbau geschieht auch auf Druck des aktivistischen Investors Daniel Loeb. Er drängt darauf, den schwerfälligen Riesen schnell zu verändern. Nestlé soll demnach etwa Unternehmensteile verändern, die für 15 Prozent des Umsatzes stehen und die Mittel daraus für Zukäufe und weitere Aktienrückkäufe verwenden.

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Einschätzung der Redaktion



Die Quartalszahlen von Nestlé sind recht ordentlich ausgefallen. Abgesehen von einigen Baustellen wie der sinkenden Preissetzungsmacht in Europa läuft es bei Nestlé rund. Am Aktienmarkt bewegte sich die Aktie am Donnerstag kaum.

Am Mittwoch hatte Konkurrent Danone von einer rückläufigen Nachfrage bei Säuglingsnahrung in China berichtet. Bei Nestlé ist davon offenbar nichts zu spüren.

Im schwachen Marktumfeld hat der Kurs zuletzt deutlich Federn gelassen. Die Nestlé-Aktie könnte aber in Zukunft als defensiver und wenig konjunktursensibler Wert wieder gefragter werden. Das Papier bleibt ein grundsolides Basisinvestment.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 88,00 Euro
Stoppkurs: 61,50 Euro