Dennoch konnte das am Donnerstag nicht über den durchwachsenen Auftakt hinwegtäuschen: Marktführer Nestle startete mit einem organischen Wachstum von 2,3 Prozent so langsam ins Jahr wie seit über einem Jahrzehnt nicht. Unilever schlug sich mit einem bereinigten Umsatzwachstum von 2,9 Prozent zwar besser; vor Jahresfrist lag das Plus bei dem britisch-niederländischen Konzern jedoch noch bei 4,7 Prozent.

Zu spüren bekamen beide Firmen vor allem die Zurückhaltung vieler Konsumenten in den USA. Insbesondere die Nachfrage nach Süßigkeiten, Tiernahrung und Brotaufstrichen ging zurück. In Teilen Europas mussten Nestle und Unilever sogar sinkende Preise in Kauf nehmen. Das schont zwar den Geldbeutel von Haushalten, schmälert aber zugleich das Wachstum der Konsumgüterfirmen. Besser lief es in Asien, wo die Konsumenten verstärkt nach den Produkten des Konzerns griffen.

Die Aufmerksamkeit der Chefetagen beider Firmen gilt nun den kommenden Quartalen: In der zweiten Jahreshälfte werde Unilever besser abschneiden, als in den ersten sechs Monaten, sagte Finanzchef Graeme Pitkethly. Zudem sollten sich die Preise auf ein "normaleres" Niveau einpendeln. Damit will Unilever das Ziel erreichen, den Umsatz im laufenden Jahr zwischen drei und fünf Prozent zu steigern. Nestle gibt sich mit etwas weniger zufrieden und erwartet ein organisches Wachstum zwischen zwei und vier Prozent.

INVESTOREN WOLLEN TATEN SEHEN



Dabei stehen beide Firmen unter Zugzwang: Nestle hat seit Jahresbeginn mit dem früheren Lenker des deutschen Gesundheitskonzerns Fresenius, Mark Schneider, einen neuen Firmenchef. Die Erwartungen der Investoren sind hoch: Sie wollen, dass Schneider den Schweizer Konzern möglichst rasch wieder zu alter Stärke zurückführt. Denn frühere Wachstumsraten von fünf, sechs oder sieben Prozent hat Nestle schon seit einigen Jahren nicht mehr erreicht. Bis 2020 hat sich Schneider wieder ein mittleres einstelliges organisches Wachstum vorgenommen. Um das zu erreichen setzt er auf den Ausbau des Kerngeschäfts und das vielversprechende Gesundheitsgeschäft mit Hautpflegeprodukten oder Spezialnahrung für alte und kranke Menschen.

Unilever hingegen muss beweisen, dass die Firma als selbständiger Konzern überlebensfähig ist: Erst im Februar hatte der Konsumgüterkonzern ein 143 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot des US-Konzerns Kraft Heinz abgewehrt. Um die Aktionäre zu überzeugen, will Unilever die Kosten zu senken und die Gewinnbeteiligung erhöhen.

rtr