Weil der corona-bedingte Lockdown wichtiger Volkswirtschaften viele Beschäftigte zum Daheimbleiben verdammt hat, nutzen viele Kunden verstärkt diese neue Art des Fernsehkonsums. Und was für das US-Unternehmen besonders erfreulich ist: die Nutzerzahlen - und damit auch die monatlichen Gebührenumsätze - tendieren deutlich bergauf. Ende Februar geriet die Netflix-Aktie aufgrund des harten Wettbewerbs mit Amazon Prime und dem neuen Player Walt Disney noch massiv unter Druck. Im Zuge des Corona-Crash wendete sich allerdings das Blatt, weil Netflix ausschließlich via Internet vertrieben wird und somit keine Ausfälle bei Freizeitparks und die immensen Personalkosten kompensieren muss. Mittlerweile ist Netflix mit 177,6 Milliarden Euro an der Börse sogar höher bewertet als das Traditionsunternehmen Disney (172,3 Milliarden Euro).
Netflix ist ein Wachstumsunternehmen par excellence. Ende vergangenen Jahres verlangte die US-Wertpapieraufsicht SEC Daten über die Zahl der Nutzer. Weltweit lag diese bei über 158 Millionen, von denen der Löwenanteil in Nordamerika (67,1 Millionen) und in der Region Europa Mittlerer Osten & Afrika (47,4 Millionen) beheimatet waren. Damit erzielte die Streaming-Plattform innerhalb von zwei Jahren ein Wachstum in Höhe von über 43 Prozent. Neben den Umsatz- und Gewinnzahlen dürften sich die Börsianer für die Entwicklung der aktuellen Nutzerzahlen besonders stark interessieren. Diverse Analystenschätzungen gehen von einer Steigerung der Kundenzahl um sieben bis zehn Millionen aus.
Mit Blick auf den geschätzten Gewinn pro Aktie (Quelle: FactSet Research) sind Analysten in den vergangenen drei Monaten ebenfalls optimistischer geworden. Innerhalb dieses Zeitraums kletterte zum Beispiel die Konsensschätzung für Q1 von 1,20 auf 1,64 Dollar pro Aktie (+36,7 Prozent). Auch für das bereits laufende Quartal (Q2) herrscht eine positive Grundstimmung in der Analystenzunft. Hier war nämlich ein Plus von 1,47 auf 1,55 Dollar pro Aktie (+5,4 Prozent) registriert worden. Ebenfalls interessant: Unter den insgesamt 42 Ratings finden sich derzeit 26 Kaufempfehlungen ("Buy"), während dreimal zum Übergewichten ("Overweight") geraten wird. Sieben Aktienexperten stufen den Titel als "haltenswert" ein, wobei skeptische Analysten ganz klar in der Minderheit sind. Fünfmal wird zum Verkauf ("Sell") und einmal zum Untergewichten ("Underweight") der Aktie geraten. Diese Meinungsvielfalt führt bei den ausgesprochenen Kurszielen indes zu einer extrem breiten Range. Sie reicht von 182 bis 645 Dollar, woraus sich ein Mittelwert von 409,73 Dollar errechnet (aktuell: 437,49 Dollar).
Charttechnik: Allzeithoch dank Corona
Seit zwei Jahren vollzieht die Netflix-Aktie eine Achterbahnfahrt zwischen 240 und 440 Dollar. Übergeordnet betrachtet kann man dem Technologietitel gegenwärtig lediglich einen Seitwärtstrend attestieren, was sich sehr schön am fast waagrechten Verlauf der langfristigen 200-Tage-Linie ablesen lässt. Sollten die Quartalszahlen nicht positiv überraschen, droht erheblicher chartinduzierter Verkaufsdruck. Wird nämlich das bei 440 Dollar markierte Rekordhoch deutlich unterschritten, dürfte dies das charttechnische Sentiment empfindlich trüben. Zudem sollte man nicht außer Acht lassen, dass der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit dem Verletzen der 70-Prozent-Marke in den vergangenen Tagen ein charttechnisches Verkaufssignal generiert hat. Eine wichtige Unterstützungszone verläuft im Bereich von 360 bis 380 Dollar. Spätestens hier sollte sich der Technologietitel stabilisieren. Charttechnisches Ungemach würde hingegen bei einem nachhaltigen Rutsch unter die 200-Tage-Linie drohen. Sie verläuft derzeit bei 324 Dollar.