Ausgangssituation und Signal
Nur zwei Aktien aus dem marktbreiten S&P 500 entwickelten sich seit Jahresbeginn besser als Netflix. Mit Gewinnen von gut 60 Prozent zählen die Papiere des Streamingdienstes zu den Top 3 Titeln im S&P 500 und somit auch zu den Profiteuren der Corona-Krise. Doch die Erfolgsstory steht nun vor einer Bewährungsprobe. Zwar erzielte Netflix im ersten Halbjahr einen hohen Kundenzuwachs, der Blick in die Zukunft sieht aber nicht so berauschend aus. Da die Beschränkungen sukzessive aufgehoben werden, rechnet der Konzern mit einem deutlich geringeren Wachstum. Im laufenden dritten Quartal sollen weltweit 2,5 Millionen Neukunden hinzu kommen, wie Netflix gestern bekannt gab. Analysten hatten bisher mit 5,4 Millionen gerechnet. Nachbörslich sackte der Kurs um gut sieben Prozent ab und wird aktuell bei 490 Dollar taxiert.
Die Charts im Detail
Ein ähnliches Schicksal mussten Netflix-Aktionäre exakt vor einem Jahr verkraften, also der Zuwachs bei den weltweiten Abonnenten enttäuschte. Die Papiere sackten damals um rund zehn Prozent ab und fielen unter die 200-Tage-Linie (violett). In den folgenden Wochen büßten die Titel weiter ein, erst nach einer Korrektur von gut 30 Prozent ausgehend vom Hoch drehte Netflix im Oktober wieder aufwärts. Übertragen auf die aktuelle Ausgangslage würde dies auf einen Test der ehemaligen Ausbruchszone um 380 Dollar hinauslaufen (rote Rechtecke).
Die runde Preisschwelle stellt mittelfristig einen wichtigen Orientierungspunkt dar und wird in den kommenden Wochen vom anziehenden 200-Tage-Mittelwert verstärkt. Allerdings könnte eine solche Korrektur bereits als "Worst-Case-Szenario" durchgehen - vorgelagert gibt es zahlreiche weitere Zonen, an denen bereits mit einer Stabilisierung zu rechnen ist.
Für das kurzfristige Day-Trading richtet sich der Fokus auf die äußerste Grenze des Schwankungskorridors im Stundenchart (hellgrau), die bei 480/490 Dollar verläuft und somit im Bereich der heutigen Eröffnung. Hier ist mit einer ersten Gegenbewegung zu rechnen. Wahrscheinlicher sind zunächst aber weitere Gewinnmitnahmen, die Netflix bis in den Bereich um 450 Dollar führen könnten. Auf diesem Niveau wäre der Kurs auch mittelfristig wieder überverkauft - erkennbar an der südlichen Zone des blau eingezeichneten Bewegungskanals im Tageschart. Zudem verlaufen hier einige horizontale Wendepunkte. Erst darunter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine kräftigere Korrektur in Richtung 380/400 Dollar. Spätestens auf diesem Niveau wäre aber wieder mit einer nachhaltigen Erholung zu rechnen, wie der Wochenchart verdeutlicht.
Tageschart
Wochenchart
Monatschart
Empfehlung der Redaktion
Fazit: Langfristig ist die Netflix-Story intakt, allerdings mahnen ähnliche Rückschläge in der Vergangenheit zur Vorsicht. Wer unbedingt einsteigen möchte, sollte zunächst nur Teilbeträge setzen und an den genannten Haltebereichen jeweils aufstocken. Aufgrund der hohen Volatilität eignet sich die Aktie grundsätzlich nur für spekulative Naturen.
Unterstützungen und Widerstände
Chartmarken | Niveau |
---|---|
Oberes Ziel 2 | 570,00 |
Oberes Ziel 1 | 530,00 |
Unteres Ziel 1 | 450,00 |
Unteres Ziel 2 | 380,00 |