Gespannt warten Investoren auf die Fed-Sitzung am 15. Dezember. Etliche Experten erwarten, dass die US-Notenbank ihre Anleihekäufe schon bald stärker drosseln könnte. Genau das hatte Fed-Chef Jerome "Jay" Powell zuletzt signalisiert. Demnach könnten die Käufe nicht wie bislang angekündigt Mitte 2022, sondern schon einige Monate früher beendet werden. Powells Aussagen setzten S & P 500, DAX und Öl unter Druck, kamen sie doch zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Schließlich hatte es wenige Tage zuvor Nachrichten zur neuen Coronavirus-Variante Omikron gegeben, was einen Kurseinbruch am Aktienmarkt und bei Öl ausgelöst hatte.
"Die große Anzahl ihrer Mutationen lässt sowohl ein höheres Ansteckungspotenzial als bei den bekannten Varianten als auch eine geringere Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe befürchten", sagte Olivier de Berranger, Investmentstratege bei der französischen Fondsgesellschaft La Financière de l’Echiquier (LFDE). Die stark zunehmenden Konjunktursorgen spiegelt der Einbruch der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Zweimonatstiefs klar wider. Hingegen gibt es nur einige wenige potenzielle Profiteure einer möglichen Verlängerung der Pandemie aufgrund von Omikron, wie Hellofresh, Zalando oder Netflix.
Durch Omikron verbessert sich das Umfeld für Hellofresh, weshalb wir das Papier des DAX-Neulings für kaufenswert halten. Der Berliner Lieferant von Kochboxen hat im dritten Quartal den Umsatz um 45,9 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro gesteigert. Die Zahl der aktiven Kunden legte um 38,8 Prozent auf 6,94 Millionen zu. Allerdings sank der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aufgrund der hohen Investitionen in den Kapazitätsausbau sowie wegen höherer Kosten für Löhne und Logistik um 30,4 Prozent auf 79,8 Millionen Euro.
Erfreulich war indes, dass Vorstandschef Dominik Richter die Prognose für das währungsbereinigte Umsatzwachstum für das Gesamtjahr auf 57 bis 62 Prozent angehoben hat, gegenüber 45 bis 55 Prozent zuvor. Zudem hat er den Ausblick für die operative Marge von 8,25 bis 10,25 Prozent bekräftigt.
Auch bei Zalando brummt das Geschäft. Im dritten Quartal kletterte der Umsatz des Online-Modehändlers um 23,4 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Dabei wuchs die Zahl der aktiven Kunden um 30,1 Prozent auf 46,3 Millionen. Allerdings brach der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) unter anderem wegen höherer Werbeausgaben und größerer Rabatte auf 9,8 Millionen Euro ein. Finanzchef David Schröder will im Gesamtjahr den Umsatz um 26 bis 31 Prozent auf 10,1 bis 10,5 Milliarden Euro steigern. Dabei soll das bereinigte Ebit die obere Hälfte der Spanne von 400 bis 475 Millionen Euro erreichen. Schröder treibt zudem den Ausbau der Plattformstrategie weiter voran. Trotz der jüngsten Korrektur ist die Aktie kaufenswert. Wir passen Ziel- und Stoppkurs an.
Boom beim Auftragseingang
Durch Omikron bekommt auch Qiagen zusätzlichen Rückenwind. Zuletzt gab der Gendiagnostik- und Biotechkonzern bekannt, dass seine eigenen PCR-Tests beim Nachweis der neuen Corona-Variante genauso zuverlässig funktionieren würden wie bei bisherigen.
Im dritten Quartal steigerte das DAX-Unternehmen den Umsatz um elf Prozent auf 535 Millionen Dollar. Dabei schrumpfte das Geschäft mit Produkten mit Corona-Bezug etwas weniger als erwartet. Vorstandschef Thierry Bernard hat die Prognose angehoben. So soll der Umsatz im Gesamtjahr währungsbereinigt um mindestens 15 Prozent zulegen. Zudem schraubte Bernard den Ausblick für den bereinigten Gewinn je Aktie von mindestens 2,42 Dollar auf mindestens 2,48 Dollar nach oben. Beflügelt wird die Aktie zudem von immer wieder aufkeimenden Übernahmespekulationen.
Auf Rekordfahrt ist die Sartorius-Aktie. Der Labordienstleister und Pharmazulieferer steigerte im dritten Quartal den Umsatz um 44 Prozent auf 897,7 Millionen Euro. Dazu trug auch die stärkere Nachfrage nach Produkten für Corona-Impfstoffe und -Tests deutlich bei. Der Auftragseingang schoss um 55,6 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro nach oben.
Vorstandschef Joachim Kreuzburg hat für das Gesamtjahr ein Umsatzwachstum von rund 45 Prozent und eine bereinigte Ebitda-Marge von etwa 34 Prozent in Aussicht gestellt. Zudem investiert der Konzern 400 Millionen Euro, unter anderem in den vorgezogenen Ausbau der Produktionskapazitäten in Deutschland, Puerto Rico, China und Südkorea. Für 2025 strebt Kreuzburg einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro sowie eine operative Marge von etwa 32 Prozent an. Der Konzern besitzt einen Anteil von 74 Prozent an Sartorius Stedim Biotech, der einen Börsenwert von 33,0 Milliarden Euro hat.
Labordienstleistungen sind gefragt
Ehrgeizige 2025er-Ziele hat auch Merck. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern will in den nächsten Jahren den Umsatz bereinigt um Währungseffekte und Zukäufe um jeweils mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr steigern, um 2025 Erlöse von 25 Milliarden Euro zu erzielen. Wachstumsmotor ist der Laborbereich Life Science, der größte Umsatzlieferant des Unternehmens.
Er profitiert nicht nur davon, dass sich die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen für die Arzneimittelherstellung und mit Laboren erholt, sondern auch von der zusätzlichen Nachfrage aufgrund der Pandemie. Vorstandschefin Belén Garijo will zudem die Investitionen im Zeitraum 2021 bis 2025 um mehr als 50 Prozent erhöhen. In den USA setzen wir auf Netflix. Der weltgrößte Streaminganbieter hat im vergangenen Quartal 4,38 Millionen zahlende Kunden gewonnen. Das war eine deutliche Beschleunigung gegenüber dem schwachen zweiten Quartal (1,54 Millionen). Für das laufende Quartal sind sogar 8,5 Millionen Neukunden geplant, was auf dem Niveau des Vorjahres liegt. Beim Umsatz wird ein Anstieg um 16,1 Prozent auf 7,71 Milliarden Dollar anvisiert.
Hingegen hat die Pandemie bei Clorox lediglich für einen kurzen Hype gesorgt. Das Haushaltswaren- und Chemieunternehmen erwartet zwar, dass die Nachfrage nach Reinigungsprodukten nach der Pandemie höher sein wird als zuvor. Allerdings warnte Vorstandschefin Linda Rendle, dass wegen der stark gestiegenen Rohstoff-, Produktions- und Logistikkosten die Gewinnmarge erst einmal deutlich sinken wird, bevor es dann im Quartal per Ende Juni eine Trendwende nach oben geben soll. Beim Anbieter von Software für Videokonferenzen Zoom Video Communications war im vergangenen Quartal die Zahl der Großkunden um lediglich 18 Prozent geklettert, was eine weiterhin stark nachlassende Dynamik gezeigt hat (zweites Quartal: 36 Prozent). Damit hatte der Konzern das zweite Quartal in Folge bei dieser wichtigen Kennzahl enttäuscht.
Die Snowflake-Aktie ist nach der Zahlenvorlage gestiegen. Der US-amerikanische Anbieter von Software zur Speicherung und Analyse von Daten aus verschiedenen Clouds hat im letzten Geschäftsquartal den Umsatz mehr als verdoppelt auf 334,4 Millionen Dollar. Der Firma kommt zugute, dass viele Unternehmen immer mehr Daten aus verschiedenen Anwendungen analysieren. Die Zahl der Kunden ist um 52,4 Prozent gestiegen, gerade die Nachfrage von kleineren Unternehmen ist rege. Fürs laufende Quartal erwartet Vorstandschef Frank Slootman Produkterlöse, die mehr als 90 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen, von 345 bis 350 Millionen Dollar. Wir stufen die Aktie auf "Kaufen" hoch.
Auf einen Blick
Omikron
Über die neue Corona-Variante namens Omikron ist bislang wenig bekannt. Daher ist die Verunsicherung bei Investoren groß, weshalb es zu einem Einbruch bei US-Zinsen, DAX und Öl gekommen ist. Anleger verfolgen die Meldungen ganz genau.