Die Deutsche Bank hat sich neue Ertrags- und Gewinnziele für die Zeit nach den großen Umbaujahren gesetzt. Man habe eine starke Basis für eine robuste und anhaltend profitable Deutsche Bank geschaffen, sagte Konzernchef Christian Sewing auf einem Investorentag am Donnerstag. "Mit unserer weiterentwickelten Strategie schalten wir nun auf nachhaltiges Wachstum und höhere Kapitalausschüttungen an unsere Aktionäre um", erklärte Sewing. Deutschlands größtes Bankhaus peilt nun bis 2025 an, die Nachsteuerrendite auf mehr als zehn Prozent zu erhöhen. Das Ziel für das laufende Jahr liegt bei acht Prozent. In den ersten zwei Monaten 2022 sei bereits eine darüber liegende Rendite von 11,8 Prozent erreicht worden.

Die neuen Ziele sollen über steigende Erträge, weitere Sparschritte und Investitionen erreicht werden. Bis 2025 strebt die Deutsche Bank ein durchschnittliches jährliches Ertragswachstum von 3,5 bis 4,5 Prozent an. Die Erträge sollen so bis 2025 auf rund 30 Milliarden Euro klettern. Auch bei der Kostenkontrolle will das Institut vorankommen. Das Frankfurter Geldhaus peilt 2025 eine Aufwand-Ertrag-Relation von unter 62,5 Prozent an. Das heißt, dass für jeden Euro Ertrag dann weniger als 62,5 Cent aufgewendet werden müssen. In den ersten zwei Monaten 2022 lag diese Kennziffer bei 64,1 Prozent. Für das laufende Jahr liegt das Ziel bei 70 Prozent.

Die Deutsche Bank ist laut Finanzchef James von Moltke gut in das neue Jahr reingekommen. "Alle unsere Geschäftsbereiche sind gut ins Jahr gestartet", merkte er an. Zentrale Finanzkennziffern für die ersten beiden Monate des Jahres lägen über denen des Vorjahreszeitraums.

Sewing hatte im Sommer 2019 eine umfassende Neuaufstellung des Instituts eingeleitet. Ganze Abteilungen wurden geschlossen und riskante Teile des Investmentbankings abgestoßen. Dazu wurden harte Sparschritte auf den Weg gebracht. Im Zuge des Umbaus sollen weltweit rund 18000 Arbeitsplätze wegfallen. Laut Sewing hat das Geldhaus zum Jahresende 2021 bereits 97 Prozent der geplanten Kosten der Transformation verbucht.

Die Deutsche Bank plant nun im Zuge ihrer neuen Strategie, für die Jahre 2021 bis 2025 rund acht Milliarden Euro an die Aktionäre auszuschütten. Ab 2025 sollen jeweils rund die Hälfte des den Aktionären zurechenbaren Gewinns nach Steuern ausgezahlt werden. Die Bank sei in einer guten Ausgangslage, um ihre Kunden durch geopolitische und makroökonomische Veränderungen zu führen, sagte Sewing. "Der Krieg in der Ukraine führt zu Unsicherheiten an den Märkten", erklärte von Moltke. "Unser Engagement in Russland ist aber begrenzt, und wir haben die Risiken unter Kontrolle", merkte er an. Das Brutto-Kreditengagement in Bezug auf Russland lag zuletzt bei 1,4 Milliarden Euro. Dazu kommen laut einer Präsentation zusätzliche kontingente Risiken im Volumen von 1,5 Milliarden Euro, die aber zu einem großen Teil durch Exportgarantien abgedeckt seien.

Die Deutsche-Bank-Aktie lag am Donnerstag Nachmittag drei Prozent im Minus, nachdem sich das Papier am Mittwoch etwas von den Rückschlägen der vergangenen Tage erholt hatte. Der Ukraine-Krieg und mögliche Sanktionen des Westens, insbesondere ein Ausschluss russischer Institute aus dem Zahlungssystem Swift, hatten auch bei westlichen Banken zu massiven Kurseinbrüchen geführt. Die Sorge vor einem Zahlungsausfall russischer Schuldner ist groß. Besonders engagiert in Russland sind franzöische, italienische und österreichische Geldhäuser. Deutsche Bank und Commerzbank hatten ihr Russland-Geschäft schon seit Jahren deutlich verkleinert und sind mit jeweils rund 1,4 bzs. 1,3 Milliarden Euro vergleichsweise gering engagiert.

Einschätzung der Redaktion:


Christian Sewing führt die Deutsche Bank seit 2018. Er hat das größte deutsche Geldhaus grundlegend umgebaut, von Altlasten befreit und wieder zurück in die Gewinnzone geführt. Der deutliche Kursanstieg im vergangenen Jahr, vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs, belegt, dass auch das Vertrauen der Anleger zurückgekehrt ist. So ist es nur konsequent, dass er sich von der Ankündigung der neuen Strategie auch nicht durch die Kriegs-Eskalation abbringen lässt. Fest steht: Die Bank kann derartige Risiken heute wesentlich besser wegstecken als noch vor zwei Jahren, weil sie auf einem stabileren Fundament steht und ihre Hausaufgaben gemacht hat.

Gleichwohl führt der Ukraine-Krieg zu neuen Unsicherheiten an den Märkten, deren Auswirkungen noch längst nicht absehbar sind, vor allem für Finanzinstitute. Die Kursentwicklung bleibt labil, größere Rückschläge sind nicht ausgeschlossen. Deshalb ist auch von einem Neuengagement bei Deutsche-Bank-Aktien derzeit abzuraten.

Empfehlung: Halten

ehr/rtr