Um die Commerzbank ranken sich neue Spekulationen. Sie reichen von Veränderungen im Aktionärskreis bis hin zu einer möglichen Übernahme durch eine internationale Großbank. Dabei ist zuletzt wieder die italienische Unicredit ins Blickfeld gerückt.
Die Commerzbank selbst wollte Spekulationen, sie sei bereits selbst auf der Suche nach einem Ankeraktionär, auf Anfrage nicht kommentieren. Ein Commerzbank-Sprecher sagte dazu lediglich gegenüber BÖRSE ONLINE:. „Wir freuen uns grundsätzlich über neue Aktionäre. Gespräche mit potenziellen Investoren gehören für uns zum Tagesgeschäft.“ Den Marktspekulationen zufolge sucht das Geldhaus einen Ankeraktionär, der sich mit bis zu zehn Prozent beteiligen könne - möglicherweise ein Staatsfonds aus Asien oder Nahost. Damit könnte sich die Bank auch gegen eine mögliche unerwünschte Übernahme wappnen — und sich gleichzeitig auf einen Ausstieg des deutschen Staats vorbereiten.
Denn auch in den Staatsanteil kommt offenbar Bewegung. Der Bund hält seit der Finanzkrise 2008 über den Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) einen Anteil von 15,6 Prozent an der Bank. Medienberichten zufolge hat der Bund diese Beteiligung nun auf den Prüfstand gestellt und dazu auch eine Investmentbank eingeschaltet. Ein kurzfristiger Verkauf sei jedoch nicht zu erwarten. „Wir kommentieren das nicht“, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums gegenüber BÖRSE ONLINE. „Über die weitere Entwicklung der Beteiligung entscheidet der interministerielle Lenkungsausschuss auf Vorschlag der Finanzagentur des Bundes, von der die Beteiligungen des FMS geführt werden.“
Das Problem: Damit der Bund ohne Verlust aus dieser Beteiligung aussteigen kann, müsste der Aktienkurs auf deutlich über 20 Euro klettern. Durch die jüngste Zuspitzung der Haushaltslage des Bundes könnte diese Beteiligung im Wert von derzeit etwa zwei Milliarden Euro dennoch schneller als gedacht ins Blickfeld der Haushaltsplaner rücken.
Commerzbank – neuer Anlauf der Unicredit?
Derweil kursieren in Branchenkreisen Gerüchte, die italienische Großbank Unicredit könnte einen neuen Anlauf starten, ihren vor zwei Jahren abgebrochenen Übernahmeversuch der Commerzbank fortzuführen. Diesen Spekulationen zufolge könnten die jüngsten umfangreichen Umbaumaßnahmen bei der deutschen Unicredit-Tochter HVB (vormals Hypovereinsbank) bereits der Vorbereitung eines noch größeren Markteintritts der Italiener in Deutschland dienen.
Unruhe bei der HVB
So wurden HVB-Geschäftsbereiche zusammengelegt und die Rechtsform von einer AG in eine GmbH geändert. Vorstandschef Andrea Orcel begründete die Änderung der Rechtsform in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ damit, dass die HVB rechtlich den anderen Töchtern gleichgestellt werden solle. In der Bank herrscht wegen dieser engeren Anbindung an die Mutter große Unruhe — bis hinauf in die Führungsetage, auch wenn die neue HVB-Chefin Marion Höllinger den Umbau mittrage, wie es heißt. Zuletzt gab es im Vorstand einen regelrechten Exodus: Mit Vorstandschef Michael Diederichs, Privatkundenchefin Monika Rast und Firmenkundenvorstand Christian Reusch haben in jüngster Zeit drei langjährige Topmanager die Bank verlassen.
Die Commerzbank wiederum galt in den vergangenen Jahren immer wieder als Übernahmekandidat. 2019 scheiterten schon weit vorangetriebene Fusionspläne
mit der Deutschen Bank. Zu möglichen Interessenten aus dem Ausland zählte neben der französischen Großbank BNP Paribas immer wieder auch Unicredit.
Mit dem italienischen Geldhaus ging es seit dem Antritt von Vorstandschef Andrea Orcel im April 2021 steil bergauf. Mit einem Börsenwert von fast 44 Milliarden Euro reicht sie schon fast an Italiens Nummer eins Intesa Sanpaolo heran (48 Milliarden). Zum Vergleich: Die Commerzbank bringt es auf 13 Milliarden, die Deutsche Bank auf knapp 25 Milliarden. Dass die deutschen Institute im Vergleich zu ihren europäischen Konkurrenten eher niedrige Marktwerte aufweisen, liegt auch an höheren Kosten und niedrigeren Eigenkapitalrenditen.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.