Dividenden sind ein Lieblingsthema bei vielen Anlegern. Umso erfreulicher ist es, dass 2024 ein neuer Dividendenrekord erreicht werden konnte. So profitieren Anleger davon besonders, und das ist für das Jahr 2025 zu erwarten.

Im dritten Quartal 2024 gab es einen neuen globalen Dividendenrekord. Insgesamt 583 Milliarden US-Dollar flossen dabei an Anleger und damit 5,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch was steckt hinter der Faszination vieler Investoren, wenn es um Ausschüttungen geht? Und darf man auch 2025 auf neue Rekorde hoffen?

So profitieren Anleger von steigenden Dividenden und das ist 2025 zu erwarten

Zu diesem Zweck habe ich kürzlich ein Interview mit Viktor Nossek, Head of Investment and Product Analytics bei Vanguard, einem der größten Vermögensverwalter der Welt, geführt.

Herr Nossek, wir haben im dritten Quartal einen neuen Rekord bei den globalen Dividenden gesehen. Davon profitieren Anleger ja auch in ihren Portfolios. Doch woher kommt Ihrer Meinung nach die Faszination am Thema Ausschüttungen und Cashflow im Portfolio?

Die Alterung der Bevölkerung und die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten, insbesondere in den USA, führen zu einer verstärkten Suche nach alternativen Ertragsquellen. Dividenden bieten dabei mehrere Vorteile: Sie wachsen im Zeitverlauf, können bei guter Diversifikation einen Inflationsschutz bieten und verfolgen durch den Fokus auf dividendenstarke Aktien eine defensive Strategie. Dies verschiebt die Portfolioallokation von Growth- zu Value-Aktien.

Europäische Anleger profitieren besonders, da hiesige Unternehmen ihre Gewinne großzügiger ausschütten als amerikanische Firmen, die stärker auf Reinvestitionen setzen.

Vanguard hat ja auch selbst einige spannende Produkte zum Thema Dividende im Angebot? Welche ETFs sind bei Privatanlegern besonders beliebt?

Ein Beispiel für ein Investment in dividendenstarke Aktien ist der Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF. Dieser ETF ermöglicht eine breite Diversifikation, indem er gezielt Aktien mit höherer Dividendenrendite aus Industrie- und Schwellenländern auswählt. Die Grundlage hierfür bildet der FTSE All-World Index mit über 3.600 Titeln. Der ETF selbst investiert in mehr als 2.000 Aktien und legt dabei einen Schwerpunkt auf defensive Sektoren wie Basiskonsumgüter, Versorgungsunternehmen, Finanzwerte und Gesundheitswesen sowie auf zyklische Branchen wie Energie. Mit einer aktuellen Dividendenrendite von 3,64 Prozent übertrifft der ETF den breiten Markt mit 1,91 Prozent Dividendenrendite deutlich.

Welchen Vorteil haben diese Produkte gegenüber der Auswahl von Dividendeneinzeltiteln?

Ein zentraler Vorteil von Dividenden-ETFs gegenüber der direkten Investition in Einzelaktien liegt im Kostenfaktor. Während bei jedem einzelnen Aktienkauf Handelsgebühren anfallen, sind die laufenden Kosten bei breit diversifizierten ETFs deutlich geringer. Dies kann sich langfristig positiv auf die Rendite auswirken.

Dividenden-ETFs bieten gegenüber einzelnen Aktien drei wichtige Vorteile: Erstens sind sie kostengünstiger, da nicht für jede Aktie separate Kaufgebühren anfallen. Dies verbessert die langfristige Rendite. Zweitens sorgen sie für regelmäßigere Ausschüttungen über das Jahr, da sie Dividendenzahlungen aus verschiedenen Weltregionen kombinieren. Die Verteilung ist dabei sehr unterschiedlich: In Europa fallen 75-80 Prozent der Dividenden im ersten Quartal, schwerpunktmäßig im April und Mai, an. Zahlungen von US-Firmen überwiegen im ersten Quartal, chinesische Unternehmen im dritten Quartal und Firmen aus Japan oder Australien zahlen schwerpunktmäßig im zweiten Halbjahr. Diese automatische Streuung macht die Einnahmen für Anleger planbarer. Der dritte große Vorteil ist die bessere Risikostreuung: Kürzt oder streicht ein Unternehmen seine Dividende - wie etwa 2020 während der Corona-Krise bei europäischen Banken geschehen - wird dies durch die anderen Firmen im ETF ausgeglichen. Das macht die Dividendeneinnahmen deutlich sicherer als bei Einzelaktien.

Und was spielt hier aus Ihrer Sicht die größere Rolle bei der Auswahl: die reine Höhe der Dividendenrendite oder die Kontinuität und Nachhaltigkeit der Zahlungen?

Bei der Auswahl von Dividendenwerten ist die Kontinuität und Nachhaltigkeit der Ausschüttungen wichtiger als die reine Höhe der Dividendenrendite. Eine überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite kann täuschen: Oft ist sie nicht das Ergebnis großzügiger Ausschüttungen, sondern spiegelt einen stark gefallenen Aktienkurs wider - häufig aufgrund von Zweifeln am Geschäftsmodell oder der künftigen

Zahlungsfähigkeit des Unternehmens. Anleger sollten daher bei Dividenden-ETFs genau auf deren Struktur und Auswahlkriterien achten. Nur wer die Auswahlmethodik und die damit verbundenen Risiken versteht, kann eine fundierte, langfristig erfolgreiche Anlageentscheidung treffen.

Werden aber nicht durch einen reinen Fokus auf Dividendeninvestments Risiken von Anlegern außer Acht gelassen bzw. Klumpen im Portfolio in einzelnen Branchen oder Ländern gebildet?

Bei der Konstruktion unseres ETFs legen wir besonderen Wert darauf, Risiken durch zu starke Konzentration auf einzelne Branchen oder Unternehmen zu vermeiden. Der FTSE All-World High Dividend Yield Index schafft dabei einen ausgewogenen Kompromiss zwischen hohen Dividendenzahlungen und breiter Streuung.

Das Auswahlverfahren ist dabei systematisch: Aus dem breiten FTSE All-World Index werden die Unternehmen mit den höchsten erwarteten Dividenden ausgewählt, bis die Hälfte der Marktkapitalisierung des Gesamtmarktes erreicht ist. Wichtig ist dabei, dass wir uns auf Analystenschätzungen für die kommenden 12 Monate stützen - also nach vorne schauen und nicht nur historische Daten betrachten.

Die Gewichtung der einzelnen Aktien erfolgt nach ihrer Marktgröße, wodurch die Einschätzung des gesamten Marktes bezüglich der Unternehmensbewertung berücksichtigt wird. Es werden also nicht die Aktien mit der höchsten Dividendenausschüttung am höchsten gewichtet, sondern die Unternehmen, denen bei hohen Ausschüttungen ein solides Wachstum gelungen ist, was sich in der Marktgröße widerspiegelt. Zusätzlich gibt es klare Grenzen dafür, wie stark einzelne Aktien oder Branchen im Index gewichtet sein dürfen. Diese Regeln werden alle sechs Monate überprüft und angepasst, was für eine stabile und ausgewogene Zusammensetzung sorgt.

Zum Abschluss noch: 2024 haben wir neue Dividendenrekorde gesehen – wie kann es aus Ihrer Sicht 2025 weitergehen? Dürfen Anleger mit weiter steigenden Zahlungen rechnen?

Die Dividendenlandschaft verändert sich dynamisch: Große Technologieunternehmen wie Meta Platforms und Alphabet haben 2024 erstmals Dividenden gezahlt. Auch Unternehmen aus Schwellenländern wie der Ölkonzern Aramco tragen zunehmend zu globalen Ausschüttungen bei. Wir erwarten, dass dieser Trend sich 2025 fortsetzt und die Dividendenzahlungen schneller als die Inflation steigen werden. Die aktuell moderate Ausschüttungsquote vieler Unternehmen lässt zudem darauf schließen, dass sie auch in wirtschaftlich schwierigeren Phasen genügend Spielraum haben, ihre Dividenden stabil zu halten oder weiter zu erhöhen.

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