"Durch die Dekarbonisierung unserer Volkswirtschaften steht die Energiewirtschaft vor einer Schlüsseldekade des Wachstums", betonte Birnbaum, der im Frühjahr die Nachfolge des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Johannes Teyssen angetreten hatte. Mit rund 50 Millionen Kunden in Europa und dem größten Verteilnetz des Kontinents als Rückgrat sei E.ON bestens aufgestellt. "Deshalb können wir heute einen langfristigen Ausblick auf E.ON geben, der geprägt ist von kontinuierlichem, profitablen Wachstum."
Bis 2026 will der Konzern rund 22 Milliarden Euro in den Ausbau der Energienetze investieren und fünf Milliarden in das Geschäft mit Kundenlösungen, wie Birnbaum erläuterte. Dadurch soll der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) bis 2026 um jährlich vier Prozent auf 7,8 Milliarden Euro steigen. Die bisherige Dividendenpolitik von bis zu fünf Prozent Dividendenwachstum pro Jahr wird bis 2026 verlängert. Für das Geschäftsjahr 2021 ist eine feste Dividende von 49 Cent pro Aktie vorgesehen - für 2020 hatte E.ON 47 Cent je Papier ausgeschüttet.
Parallel zu den Investitionen will E.ON hohe Einnahmen aus Verkäufen von Geschäften erzielen und die Kosten senken. Der Konzern werde sein Portfolio weiter optimieren und rechne hierbei in den nächsten fünf Jahren mit Erlösen von etwa zwei bis vier Milliarden Euro. Im Mittelpunkt stünden dabei sowohl direkte Veräußerungen von Geschäften als auch selektive Partnerschaften. Außerdem sollen durch Optimierungsmaßnahmen jährlich rund 500 Millionen Euro eingespart werden.
RECHTLICHE SCHRITTE GEGEN ABSENKUNG DER NETZRENDITEN
In der vergangenen Woche hatte RWE ein Investitionsprogramm von rund 50 Milliarden Euro bis 2030 angekündigt, das einen massiven Ausbau der Ökostromkapazititäten vorsieht. Während RWE damit am Markt punktete und den Aktienkurs nach oben trieb, blieben die Anleger bei E.ON vorsichtig. Die Aktie verlor zeitweise mehr als vier Prozent. Die langfristigen Ziele von E.ON lägen im Rahmen der Erwartungen, begründete ein Händler die Kursentwicklung. Positive Überraschungen habe es nicht gegeben. E.ON müsse bei Investoren noch Überzeugungsarbeit leisten.
E.ON hat sich nach dem Mega-Deal mit RWE auf das Kerngeschäft mit Energienetzen und Kundenlösungen konzentriert. Im Geschäft mit Kundenlösungen hatte E.ON zuletzt das lange Zeit schwächelnde Vertriebsgeschäft in Großbritannien deutlich verbessert. Größter Gewinnbringer ist das Netzgeschäft. In Deutschland erhöht der Regulierer hier jedoch den Druck, indem er die Renditen für Investitionen in die Netze senken will. E.ON-Vorstandsmitglied Thomas König bezeichnete die von der Bundesnetzagentur festgelegten Renditen als viel zu niedrig. Die Berechnungen seien voller Fehler. "Wir haben daher beschlossen, rechtliche Schritte gegen die Entscheidung einzuleiten."
rtr