Stefan Ober: Ich habe mich bei meiner Entscheidung nicht von der Kapitalmarktwahrnehmung leiten lassen, sondern von dem Potenzial der Marke Kilian Kerner. Und das ist riesig.
BÖRSE ONLINE: Riesig war aus Sicht der Aktionäre bisher leider nur die Enttäuschung über nicht eingehaltene Prognosen von Kilian Kerner und eine miserable Kursentwicklung. Was wollen Sie tun, damit es zukünftig besser läuft.
Stefan Ober: Rückblickend ist Kilian Kerner sicherlich sehr früh in ihrer Entwicklungsphase an die Börse gegangen, mit allen Unwägbarkeiten in der Planung, die ein so junges Fashionlabel mit sich bringt. Dadurch mussten Aktionäre hohe Schwankungen ertragen. Ich werde versuchen, durch eine klare und eher vorsichtige Kommunikation die Entwicklung der immer noch am Anfang befindlichen Gesellschaft greifbarer und planbarer zu machen.
BÖRSE ONLINE: Es standen teilweise Planumsätze von 20 Millionen Euro und mehr für das Geschäftsjahr 2013 im Raum. Diese Zielgröße konnte bislang bei Weitem noch nicht erreicht werden. Sind Erlöse in dieser Höhe Ihrer Meinung nach dennoch absehbar realistisch?
Stefan Ober: Solche Zahlen wären nur durch Akquisitionen zu erreichen gewesen. Ich schließe Zukäufe in der Zukunft nicht aus, aber mein Fokus gilt zunächst dem Kerngeschäft von Kilian Kerner und dem Aufbau der Marke.
BÖRSE ONLINE: Wie viel Umsatz können Sie den Aktionären in Aussicht stellen?
Stefan Ober: Aufbauend auf dem, was schon an Vertriebsstrukturen vorhanden ist, sollten drei Millionen Euro Umsatz im laufenden Jahr möglich sein. In den Folgejahren ist ein Wachstum von mehr als 50 Prozent pro Jahr möglich. Allerdings gibt es einige Zusatzpotenziale und Möglichkeiten, den Umsatz deutlich schneller - aber immer noch organisch - nach oben zu bekommen. Das sind verbesserte Vertriebsstrukturen, Internationalisierung der Marke und der Ausbau des Internetabsatzes, insbesondere mit einem eigenen Onlineshop. Aber wie gesagt, bevor ich bereit bin, diese drei Booster zu quantifizieren, müssen Sie mir bitte noch drei bis sechs Monate Zeit geben.
BÖRSE ONLINE: Ist der Aufbau eines Fashionlabels nicht ungemein kapitalintensiv?
Stefan Ober: Keine Frage, unsere Aktionäre müssen sich auf weitere Kapitalerhöhungen einstellen. Ich habe in Gesprächen mit den größeren Investoren hierzu volle Rückendeckung bekommen. Natürlich werden wir dies Schritt für Schritt tun, und somit hoffentlich Kursniveaus erreichen, die deutlich höher sind als die heutigen. In der Gewinnzone sehe ich uns für 2016.
BÖRSE ONLINE: Warum braucht die Welt eine weitere Fashionmarke namens Kilian Kerner?
Stefan Ober: Von "brauchen" würde ich hier nicht reden, aber die Zeit ist reif für ein international erfolgreiches Modelabel aus Berlin. Berlin ist aktuell eine der coolsten Städte weltweit. Und immer hat der Zeitgeist, der eine Metropole besonders gehypt hat, auch entsprechende weltweit erfolgreiche Labels hervorgebracht. Im Paris der 50er- und 60er-Jahre wurden Marken wie Dior und YSL weltberühmt. Das New York der 80er-Jahre brachte Tommy Hilfiger und Ralph Lauren an die Spitze. Das Tokio der 90er Yoshi Yamamoto. Und ich werde alles dafür tun, dass Kilian Kerner für Berlin steht.
BÖRSE ONLINE: Trauen Sie sich eine Kursprognose zu?
Stefan Ober: Lassen Sie es mich mal so sagen: Aktionäre bekommen mit der Kilian Kerner AG alle Chancen und Risiken eines Start-ups. Bei den aktuellen Bewertungen überwiegen aber meines Erachtens die Chancen deutlich. Etablierte Fashionlabels werden im Schnitt - und die Ausreißer sind da eher nach oben - mit dem drei- bis fünffachen ihres Umsatzes bewertet. Falls es uns gelingt, in drei Jahren aufgrund meiner Eingangs angesprochenen Umsatztreiber 20 Millionen Euro und mehr Umsatz zu machen, sprechen wir über eine Bewertung von 60 Millionen Euro plus X. Klar, es wird dann wie gesagt auch einige Aktien mehr geben. Ist meine Strategie allerdings erfolgreich, haben Anleger mit der Aktie von Kilian Kerner die Chance auf einen Vervielfacher im Depot.