Gazprom liefert vorerst kein Erdgas nach Deutschland. Während das seit Wochen befürchtet wurde, sorgt die Aussetzung der russischen Gaslieferungen doch für einen erneuten Ausverkauf bei Uniper-Aktien. Der Kurs des systemrelevanten Gas-Importeurs sackt
Erstmals in der 2016 gestarteten Börsenkarriere des in Schieflage geratenen MDax-Konzerns kosten die Uniper-Papiere am Montag-Morgen zeitweise weniger als 5 Euro. Zuletzt liegt der Kurs mit 5,06 Euro zwar wieder knapp über dieser Marke, der Tagesabschlag ist mit über zehn Prozent aber weiterhin beträchtlich.
Dafür verantwortlich gemacht wird vor allem ein Preissprung beim Gas, weil dieses vorerst nicht mehr aus Russland durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland fließt.
Der für den europäischen Gashandel wichtige Terminkontrakt TTF steigt am Montag um mehr als 30 Prozent. Die Sorge vor einer ausufernden Energiekrise wird mit dem Lieferstopp unter den Anlegern wieder größer, und dies wirkt sich auf Uniper besonders stark aus. Der Versorger ist wegen seines hohen Gasbedarfs bereits auf umfangreiche Staatshilfen angewiesen.
Steigender Finanzdruck
Da sich das Uniper kurzfristig aus anderen Quellen mit Erdgas eindecken müsse, summieren sich die Verluste bei den aktuellen Preisen auf 100 Millionen Euro pro Tag, rechneten die Analysten der Bank Credit Suisse vor.
Analyst Vincent Ayral von der Bank JPMorgan geht davon aus, dass das Extremszenario eines kompletten Lieferstopps auf dem aktuellen Standpunkt zum "Basis-Szenario" geworden ist. Kurzfristig steige damit der Finanzdruck auf Uniper. Er rechnet zeitnah damit, dass der Versorger weitere Hilfen benötigen wird.
Zu allem Überfluss dürfte Uniper auch aus dem MDax fliegen. Heute nach US-Börsenschluss wird die Deutsche Börse die Ergebnisse ihrer regelmäßigen Index-Überprüfungen bekannt geben. Uniper gehört laut Experten gemeinsam mit Wohnimmobilien-Konzern Grand City Properties und IT-Dienstleister Cancom zu den Kandidaten, die in den SDax absteigen dürften.
Fazit
Der Gas-Importeur Uniper steht angesichts der Versorgungslage mit russischem Gas weiterhin vor einer schwierigen, ungewissen Zukunft. Der Kurs könnte noch weiter abrutschen. Anleger schauen dem Treiben besser von der Seitenlinie aus zu.