Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer, Deutsche Asset Management: Enttäuschungspotenzial in den USA ist groß





Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 haben 2016 angesichts der US-Wahl und der Zinserhöhung der Fed neue Rekordstände erreicht und dabei auch den Dax und andere europäischen Indizes deutlich hinter sich gelassen. Bleibt die Wall Street auch 2017 im Rally-Modus?



Stefan Kreuzkamp: Die US-Börsen profitieren nach wie vor von der Komposition ihrer Indizes. Vor allem der hohe Anteil hochprofitabler und weiter schnell wachsender Technologiefirmen hilft hier. 2017 werden die US-Märkte im Jahresvergleich aber vor allem von zwei Trends unterstützt: zum einen bessere Gewinne im Finanzsektor dank höherer Zinsen und einer steileren Zinskurve. Und zum anderen dem höheren Ölpreis.




Die Frage ist, wie lange die Flitterwochen der Märkte mit der Trump-Regierung noch andauern werden."
Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer, der Deutschen-Bank-Tochter Deutsche Asset Management, zur jüngsten Trump-Euphorie an den Börsen.


Wesentlicher Auslöser der jüngsten Rally aber war der Wahlsieg der Republikaner. Sie könnten jetzt dank ihrer Mehrheit im Kongress einiges bewegen. Das Paket bestehend aus Infrastrukturmaßnahmen, Deregulierung und Steuerreform hat sicherlich das Zeug dazu, der US-Wirtschaft neuen Schwung zu geben. Das jedenfalls haben die Börsen mittlerweile großzügig eingepreist.

Die Frage ist allerdings, wie lange die Flitterwochen der Märkte mit der Trump-Regierung noch andauern werden. Das Enttäuschungspotenzial ist groß und es ist unserer Meinung nach wahrscheinlicher, dass die Regierung bis zur Jahresmitte einige schlagzeilenträchtige Einzelmaßnahmen, aber keine wirklichen strukturellen Veränderungen verabschieden wird können.

Wo sehen Sie den S&P 500 Ende 2017 und welchen Stand erwarten Sie auf Jahressicht für den Dax?



Wir sehen den S&P 500 Ende 2017 bei 2.350, sind damit konstruktiv eingestellt. Den Dax sehen wir bei 11.800. Die deutschen Unternehmen hatten bereits zum dritten Quartal gute Zahlen gezeigt und bis jetzt deutet auch alles auf ein gutes viertes Quartal hin.

Der etwas schwächere Euro hilft hierbei, allerdings profitieren die deutschen Firmen auch ungebrochen von ihren guten Marktstellungen. Sollten sich die Schwellenländer weiter erholen, hilft das dem Dax ebenso.

Gegenwind könnte von jeglicher Einschränkung des Welthandels erfolgen, sollten etwa die USA hier tatsächlich schon 2017 klare Zeichen setzen.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2017 aus heutiger Sicht bestimmen?



Trump und sein Ankommen in der politischen Realität. Die weitere Entwicklung der Inflation und damit der Zinsen. China, ob im Positiven oder im Negativen. Die Wahlen in Europa werden zwar viele Schlagzeilen verursachen, werden aber letztlich die Börsen weniger stark beeinflussen. Nach wie vor der Ölpreis.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2017?



Eine höhere Investitionstätigkeit sollte die Trump-Euphorie anhalten und die "animal spirits" wecken. Das Bemühen der chinesischen Regierung, die aufkommenden Strukturprobleme zumindest bis zum Volkskongress im Herbst unter Kontrolle zu halten. Eine politische Normalisierung in Europa. Die weitere Erholung der Schwellenländer. Die erste nennenswerte Gewinnsteigerung europäischer Firmen seit 2010.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2017?



Dass Trump und sein Team 2017 an der Washingtoner Realpolitik scheitern werden und sowohl die Anleger als auch die US-Wirtschaft und die US-Wähler früher als gedacht merken, dass der neue Präsident nicht jene Impulse liefern wird können, die sie sich von ihm versprochen haben.

Wirtschaftseinbruch in China oder starke Abwertung des Yuan. Marktturbulenzen aufgrund plötzlich stark anziehender Inflationserwartungen in weniger liquiden Submärkten aufgrund steigender Zinsen, etwa bei bestimmten Unternehmens- oder Schwellenländeranleihen. Ein erneuter Einbruch des Ölpreises.

Bei welchen sonstigen Produkten sollten Anleger mit Blick auf 2017 zugreifen?



Auch wenn wir konkrete Produktempfehlungen nicht aussprechen, würden wir Anlegern zwei Dinge empfehlen: Ihr Portfolio im laufenden Jahr geografisch breit zu streuen, und weiterhin auf dividendenstarke Qualitätsaktien zu setzen.

Die US-Notenbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung für 2017 insgesamt drei Zinsschritte in Aussicht gestellt. Wird die EZB sich diesem Druck entziehen können und an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten?



Die EZB hat bereits angekündigt, dass sie bis mindestens Ende 2017 weiter Anleihen im Wert von 60 Mrd. Euro pro Monat kaufen wird und diesen Betrag, falls von ihr als notwendig erachtet, auch ausweiten kann. Allerdings kann sie diesen Betrag auch verringern, sollte es auch in Europa deutliche Anzeichen dafür geben, dass die Inflationserwartungen wieder steigen.

Wo erwarten Sie den Euro im Verhältnis zum US-Dollar Ende 2017?



Bei Parität. Wobei die bessere Formulierung wäre: wir erwarten das Erreichen der Parität innerhalb der nächsten 12 Monate.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2017 liegen?



Bei 1200 Dollar.

Auf Seite 2: Dr. Jörg Krämer, Chef-Volkswirt Commerzbank





Dr. Jörg Krämer, Chef-Volkswirt Commerzbank: Viel Trumphorie ist eingepreist





Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 haben 2016 angesichts der US-Wahl und der Zinserhöhung der Fed neue Rekordstände erreicht und dabei auch den Dax und andere europäischen Indizes deutlich hinter sich gelassen. Bleibt die Wall Street auch 2017 im Rally-Modus?



Jörg Krämer: Die Kurse amerikanischer Aktien haben sich im vergangenen Jahr bereits sehr gut entwickelt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P500 liegt mit einem Wert von 18 deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Da ist viel Trumphorie eingepreist. 2017 dürften US-Aktien nicht mehr so gut abschneiden wie 2016.

Wo sehen Sie den S&P 500 Ende 2017 und welchen Stand erwarten Sie auf Jahressicht für den Dax?



Wir prognostizieren für den S&P500 für Ende 2017 einen Stand von 2350. Wir sehen also nicht mehr viel Potential. Das gilt auch für den Dax, für den unsere Jahresendprognose bei 11.700 Punkten liegt. Auch der Dax hatte im vierten Quartal von der Hoffnung profitiert, Trump würde die US-Konjunktur anschieben. Aber mittlerweile erkennen die Anleger, dass die Trumpsche Wirtschaftspolitik viele Risiken birgt. So könnte er Handelskonflikte anzetteln. Davon wäre auch das Exportland Deutschland betroffen, das im Handel mit den USA einen großen Überschuss erzielt, was Trump sicher ein Dorn im Auge ist. Für eine verhaltene Entwicklung des DAX sprechen auch die politischen Risiken im Euroraum. Wir haben zahlreiche Wahlen, bei denen die Establishment-Gegner gut abschneiden dürften. Kommt es in Italien zu Neuwahlen, könnten die Populisten sogar den Regierungschef stellen.


Das KGV im S&P500 liegt mit einem Wert von 18 deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Da ist viel Trumphorie eingepreist. 2017 dürften US-Aktien nicht mehr so gut abschneiden wie 2016."
Jörg Krämer, Commerzbank-Chef-Volkswirt, zweifelt, dass die Rallye an der Wall Street noch allzu lange weiterläuft.


Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2017 aus heutiger Sicht bestimmen?



2017 wird das Jahr der Politik. Dabei geht es nicht nur um den Vormarsch der Populisten im Euroraum, sondern auch darum, was genau Trump machen wird. Risiken drohen auch in China, wo die Regierung aus politischen Gründen die hochverschuldeten und ineffizienten Staatskonzerne über Wasser hält. Das aber entzieht den gesunden, privaten Unternehmen Ressourcen und wird das Wachstum Chinas auf Jahre dämpfen. Die massiven Kapitalabflüsse aus China spiegeln diese Risiken wider.

Welcher der wichtigsten Börsenindizes weltweit trauen Sie 2017 die beste Entwicklung zu?



Ich sehe keine massiven Unterschiede zwischen den großen Börsenindizes. Aber einiges spricht dafür, dass sich der japanische Aktienmarkt 2017 überdurchschnittlich entwickeln könnte. Erstens hat der Yen in den letzten Monaten stark abgewertet, was die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Unternehmen erhöht. Zweitens drohen in Japan anders als im Euroraum oder in den USA weniger politische Risiken.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2017?



Die Unternehmen dürften weltweit ihre Gewinne 2017 um schätzungsweise 5% steigern. Außerdem dürften Aktien im Euroraum weiter von der extrem lockeren Politik der EZB profitieren.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2017?



Die größten Risiken kommen von der Politik. Trumps Protektionismus könnte einen weltweiten Handelskrieg entfachen, unter dem alle leiden würden. Russlands und Chinas aggressive Außenpolitiken stellen ebenfalls Risiken dar. Und die vielen Wahlen im Euroraum werden zeigen, dass die Populisten weiter auf dem Vormarsch sind.

Bei welchen sonstigen Produkten sollten Anleger mit Blick auf 2017 zugreifen?



Gold hatte vor allem im vierten Quartal unter der Trumphorie gelitten. Fokussiert der Markt mehr auf die Risiken der Trumpschen Wirtschaftspolitik, könnte Gold die Verluste wieder wettmachen. Für Gold sprechen auch die nach wie vor niedrigen Realzinsen in den USA und im Euroraum.

Die US-Notenbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung für 2017 insgesamt drei Zinsschritte in Aussicht gestellt. Wird die EZB sich diesem Druck entziehen können und an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten?



Vermutlich ja. Schließlich herrscht im Euroraum anders als in den USA nach wie vor Massenarbeitslosigkeit. Außerdem steht die EZB unter dem Druck der hochverschuldeten Länder im Süden der Währungsunion.

Wo erwarten Sie den Euro im Verhältnis zum US-Dollar Ende 2017?



Unsere Jahresendprognose für EUR-USD liegt bei 1,03. Wir erwarten also nur eine sehr moderate Abwertung des Euro gegenüber dem USD. Schließlich hat der Dollar bereits sehr stark von der Hoffnung auf Trumps Wirtschaftspolitik profitiert. Außerdem hat der Markt die lockere EZB-Geldpolitik schon längst eingepreist.

Auf Seite 3: Carsten Klude, Chef-Volkswirt M.M. Warburg





Carsten Klude, Chef-Volkswirt M.M. Warburg: Auf Jahressicht sehen wir den Dax bei 12.000 Punkten





Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 haben 2016 angesichts der US-Wahl und der Zinserhöhung der Fed neue Rekordstände erreicht und dabei auch den Dax und andere europäischen Indizes deutlich hinter sich gelassen. Bleibt die Wall Street auch 2017 im Rally-Modus?



Carsten Klude: Unseres Erachtens ja, zumindest in den ersten 6 Monaten. Die überraschende Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten haben die Marktteilnehmer schnell abgeschüttelt. Ohne das bereits genau erkennbar ist, wie die Wirtschaftspolitik der neuen US-Administration im Detail aussehen wird, hat man sich zunächst auf die positiven Aspekte fokussiert: mehr Staatsausgaben und geringere Steuern. Insofern sollte die US-Wirtschaft im Jahr 2017 zusätzlichen Rückenwind durch Trump erhalten. Da die Konjunktur in den USA ohnehin dabei ist, ihre Schwächephase aus dem vergangenen Jahr hinter sich zu lassen, ist eine positive Wachstumsüberraschung 2017 möglich.

Von daher dürften US-Aktien, obwohl sie sich schon auf einem Rekordniveau befinden, über weiteres Kurspotenzial verfügen - trotz der relativ hohen Bewertung. Optimistisch für das nächste Jahr stimmt die Tatsache, dass sich die Unternehmensgewinne kräftig erholen werden. Die Gewinnrezession (also im Vergleich zum Vorjahr zurückgehende Gewinne), die die Kursentwicklung seit Mitte 2015 belastet hat, gehört mittlerweile der Geschichte an.

2017 könnten die Gewinne der Unternehmen im S&P 500 um gut zehn Prozent zulegen, wenn man den Analysten glauben schenkt. Zwar klingt diese Annahme zunächst ziemlich vermessen, doch gibt es eine Branche, deren Gewinnentwicklung im nächsten Jahr alle anderen in den Schatten stellen dürfte: der Sektor Energie.

Dank der Erholung des Ölpreises steigen auch die Gewinne im Sektor wieder an. Von daher sollten die US-Aktienmärkte im kommenden Jahr ihre Rekordjagd fortsetzen können, ohne dass die Bewertung noch teurer wird. 2.450 Punkte im S&P 500 scheinen bis Ende 2017 eine erreichbare Größenordnung darzustellen. Sollte es so kommen, dürfte die globale Leitbörse auch andere Aktienmärkte mit sich ziehen.


Frühindikatoren, wie der Ifo-Index oder die Einkaufsmanagerindizes, zeigen, dass die deutsche Wirtschaft auch 2017 solide wachsen wird.
M.M. Warburg Chef-Volkswirt Carsten Klude bleibt für die deutsche Wirtschaft zuversichtlich.




Da die Aktienmarktbewertung mittlerweile weniger vom Zinsniveau, als vielmehr von den verlangten Risikoprämien abhängt, sollte auch die Zinserhöhung in den USA nur einen geringen Negativeffekt auf die Bewertungen US-amerikanischer Aktien haben. Für das Jahresende 2017 erwarten wir, dass die Konjunktureuphorie auf einem hohen Niveau ein wenig abebben könnte. Hierunter könnten dann auch die Kurs-Gewinn-Verhältnisse US-amerikanischer Aktien etwas leiden. Unter Berücksichtigung der erwarteten Ausweitungen der Bewertungsniveaus in den ersten sechs Monaten, sollten die Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf Jahressicht in etwa denen von 2016 entsprechen, und wenig von der Zentralbankpolitik beeinflusst sein.

Wo sehen Sie den S&P 500 Ende 2017 und welchen Stand erwarten Sie auf Jahressicht für den Dax?



2.450 Punkte im S&P 500 scheinen bis Ende 2017 eine erreichbare Größenordnung darzustellen. Für den DAX erwarten wir ein Kursniveau von 12.000 Punkten. Die positiveren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der vergangenen Monate haben sich bislang noch nicht adäquat in den Kursen niedergeschlagen. Frühindikatoren, wie der Ifo-Index oder die Einkaufsmanagerindizes, zeigen, dass die deutsche Wirtschaft auch 2017 solide wachsen wird.

Während die eigene Situation von den deutschen Dienstleistern, den Unternehmen aus der Bauindustrie und den Einzelhändlern schon seit geraumer Zeit positiv beurteilt wird, hat sich in der Industrie erst jüngst die Stimmung wieder verbessert. Insbesondere zyklische Sektoren, wie die Chemieindustrie, der Maschinenbau sowie die Automobil- und Elektrobranche zeigen sich optimistischer, da sie von einer Verbesserung der Exporterwartungen profitieren. Von daher spricht einiges dafür, dass es den 30 DAX-Unternehmen nach der nur mäßigen Entwicklung im vergangenen Jahr 2017 gelingen wird, ein ordentliches Gewinnwachstum zu erzielen.

Zwar dürften die prozentual zweistelligen Zuwachsraten, von denen die Unternehmensanalysten ausgehen, wie üblich etwas zu hoch gegriffen sein, doch werden die gute Konjunkturlage und der relativ schwache Euro-Wechselkurs zu einem ansehnlichen Gewinnplus führen. Die erwarteten DAX-Gewinne (je Aktie) haben schon jetzt ein neues Rekordniveau erreicht.

Zudem sollte man nicht übersehen, dass die enttäuschende Gewinnentwicklung im Jahr 2016 eher etwas mit firmenspezifischen Entwicklungen zu tun hatte und nicht mit der makroökonomischen Lage. Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Bewertungsrelationen angesichts der politischen Unsicherheiten weitgehend unverändert bleiben, könnte der DAX auf Basis der Analystenerwartungen im ersten Halbjahr 2017 Angriff auf seine alten Höchststände aus dem Frühjahr 2015 bei 12.400 Punkte nehmen.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2017 aus heutiger Sicht bestimmen?



Belastend wirken sich die vielfältigen politischen Risiken aus. Wahlen in den Niederlanden, in Frankreich, voraussichtlich in Italien sowie die Bundestagswahl in Deutschland, der Beginn der Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien und mögliche Überraschungen hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik von Donald Trump haben erneut das Potenzial, Anleger zu verschrecken und trotz guter Fundamentaldaten von einem Engagement am Aktienmarkt abzuhalten. Dennoch sollten im Verlauf des Jahres 2017 die Bewertungsabschläge europäischer Aktien im Vergleich zu US-amerikanischen Titeln etwas zurückgehen.

Neben den erhöhten politischen Risiken stellt die in Aussicht gestellte Straffung der Geldpolitik durch die US-amerikanische Notenbank einen weiteren Risikofaktor dar. Das Hauptrisiko gestiegener Leitzinsen für die entwickelten Märkte besteht für 2017 aus unserer Sicht daher weniger in realwirtschaftlichen Effekten. Allerdings könnten die Bewertungen US-amerikanischer Unternehmen etwas Gegenwind erfahren. Dieser Effekt sollte jedoch nicht vor dem Ende des zweiten Halbjahres beobachtbar sein, da die Konjunktureuphorie und bessere Wachstumserwartungen zunächst überwiegen sollten.

Welcher der wichtigsten Börsenindizes weltweit trauen Sie 2017 die beste Entwicklung zu?



Die wesentlich bessere Wertentwicklung, die insbesondere seit der Finanzkrise mit US-Aktien im Vergleich zu europäischen Dividendentiteln zu erzielen war, hat in erster Linie mit der besseren Gewinnentwicklung in den USA zu tun. Im Vergleich zum Sommer 2009, als die Konjunkturentwicklung ihren Tiefpunkt erreicht hatte, haben sich die Unternehmensgewinne im S&P 500 in etwa verdoppelt, während sie in Europa mehr oder weniger unverändert geblieben sind. Dies liegt insbesondere an der schwachen Entwicklung in Spanien und Italien.

Allerdings deutet sich für 2017 an, dass auch in Europa die Gewinne endlich stärker zulegen werden. Das Aufholpotenzial im Vergleich zu den USA scheint vergleichsweise groß zu sein, sodass europäische Aktien in der Wertentwicklung aufholen und die USA im Jahr 2017 überholen sollten. Und einen europäischen Aktienmarkt gibt es, auf den die Beobachtung einer geringen Gewinndynamik ohnehin nicht zutrifft: auf den DAX!

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2017?



Gute Konjunkturlage und höhere Unternehmensgewinne.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2017?



Politische Risiken in Europa, stärker als erwarteter Zinsanstieg in den USA, Protektionismus der USA gegenüber China

Die US-Notenbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung für 2017 insgesamt drei Zinsschritte in Aussicht gestellt. Wird die EZB sich diesem Druck entziehen können und an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten?



Zwar hält die EZB an ihrer lockeren Geldpolitik fest, sodass die Zinsen in der Eurozone auch 2017 vergleichsweise niedrig bleiben, dennoch können die Renditen zumindest temporär ansteigen. Da es aufgrund der geringen Kupons so gut wie keinen Puffer gibt, um Kursverluste abzufedern, muss man sich in der nächsten Zeit auf hohe Schwankungen einstellen, die zumindest auch zeitweilig zu empfindlichen Verlusten führen können.

So werden die Inflationsraten bis ins Frühjahr hinein basisbedingt ansteigen, da sich der Ölpreisanstieg bis dahin stärker bemerkbar macht. Solange jedoch die Preise der übrigen Komponenten im Warenkorb einigermaßen stabil bleiben, und dies ist unsere Grundannahme, wird die Inflation in der Eurozone nicht auf mehr als 1,5 Prozent ansteigen.

Wo erwarten Sie den Euro im Verhältnis zum US-Dollar Ende 2017?



Der US-Dollar hat nach der US-Präsidentschaftswahl etwas aufgewertet. Wir gehen davon aus, dass der US-Dollar von den Anlegern auch in den nächsten Monaten favorisiert werden wird, schließlich dominieren noch die Sorgen vor einer weiteren Zuspitzung der politischen Krise innerhalb der Eurozone.

Von daher sollte der US-Dollar in der ersten Jahreshälfte 2017 knapp die Parität zum Euro erreichen. Erst im späteren Jahresverlauf, wenn sich abzeichnet, dass der Euro auch das Jahr 2017 einigermaßen unbeschadet übersteht, dürfte es für die europäische Einheitswährung wieder Richtung 1,10 EUR/USD und damit bergauf gehen.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2017 liegen?



Bei 1.250 US-Dollar je Feinunze.

Auf Seite 4: Gottfried Heller, Senior Partner Fiduka Depotverwaltung, München





Gottfried Heller, Senior Partner Fiduka Depotverwaltung: Der Börsenaufschwung dürfte mit Verzögerung auch bei europäischen Aktien ankommen





Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 haben 2016 angesichts der US-Wahl und der Zinserhöhung der Fed neue Rekordstände erreicht und dabei auch den Dax und andere europäischen Indizes deutlich hinter sich gelassen. Bleibt die Wall Street auch 2017 im Rally-Modus?



Die US-Börsen haben schon im Voraus Trumps Wirtschaftsprogramm gefeiert: Er will die Steuern senken, Regulierungen lockern oder abschaffen und ein massives Infrastrukturprogramm auflegen. Trump kopiert das Wirtschaftsprogramm von Präsident Ronald Reagan. Sogar sein Wahlslogan "Make America Great Again" stammt von Reagan 1980.

Selbst wenn seine grandiosen Pläne nur mit Abstrichen den Kongress passieren werden, können wir davon ausgehen, dass sie noch immer die radikalsten Änderungen seit Ronald Reagan 1986 darstellen. Dass die europäischen und asiatischen Börsen weit weniger gestiegen sind, ist schon eine Reaktion auf Trumps angedrohte protektionistischen Maßnahmen.

Derzeit weisen US-Aktien den größten Abstand im Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) seit über 4 Jahren gegenüber dem Euro Stoxx auf; sie sind etwa 20 Prozent teurer. Trotz der Struktur- und Konjunkturschwäche Europas dürfte der Börsenaufschwung mit Verzögerung auch bei den europäischen Aktien ankommen.

Den Bewertungsabstand werden sie aber nicht ganz aufholen, weil die US-Wirtschaft viel dynamischer ist und nicht durch eine fortwährende Euro-Krise gebremst wird.



Die Risiken von Aktien werden überschätzt, die Rendite aber unterschätzt.
Börsenaltmeister Gottfried Heller, Senior Partner Fiduka Depotverwaltung


Wo sehen Sie den S&P 500 Ende 2017 und welchen Stand erwarten Sie auf Jahressicht für den Dax?



Die Prognose, wo genau Ende 2017 der S&P 500 und der DAX stehen, überlasse ich den Kaffeesatzlesern. Es gibt viele Unbekannte, die die bestbegründeten Annahmen über den Haufen werfen können. Ich begnüge mich damit, dass die Wirtschaft weltweit anzieht, weil jetzt auch die Investitionen angesprungen sind. Steigende Unternehmensgewinne waren schon immer die stärksten Treiber für Aktien.

Das Jahr 2017 dürfte im Zeichen von Aufwärtstrends stehen: Höheres Wirtschaftswachstum, steigende Unternehmensgewinne und Aktienkurse, aber auch zunehmende Inflation und deutlich höhere Börsenschwankungen.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2017 aus heutiger Sicht bestimmen?



Die wichtigsten Themen werden die Rentenmärkte und die Inflation sein. Die deutschen Sparer werden infolge der Nullzinspolitik seit 7 Jahren enteignet und nun werden ihre Ersparnisse bei steigender Inflation zusätzlich noch entwertet. Sie müssen raus aus verlustbringenden Anleihen und hinein in Aktien.

Bei Rentenpapieren überwiegen die Risiken deutlich gegenüber den Chancen. Die deutschen Anleger müssen endlich Abstand nehmen von ihren Vorurteilen, Aktien seien Zockerpapiere. Ja, viele benutzen Aktien als Zockerpapiere. Aber es gilt der Spruch: "Ein Zocker, der reich stirbt, stirbt vor seiner Zeit."

Die Risiken von Aktien werden überschätzt, die Rendite aber unterschätzt. In Wirklichkeit sind Aktien langfristig allen anderen Anlageformen überlegen. Die Gesamtrendite aus Kursgewinnen und wieder angelegten Dividenden betrug auf lange Sicht bei allen wichtigen Industrieländern im Schnitt etwa 10-11 Prozent. Zieht man die Inflationsrate ab, verbleiben noch immer real 6-7 Prozent.

Welcher der wichtigsten Börsenindizes weltweit trauen Sie 2017 die beste Entwicklung zu?



Wenn sich die Weltwirtschaft belebt, werden konjunkturabhängige Börsen sich gut entwickeln. Das gilt für Rohstoffländer und für die Emerging Markets.

Genau vorhersagen lässt sich das aber nicht, weil es von der Entwicklung des Dollars, der Inflation und der Zinsen abhängt.

Daher kann man in der Wahl der Börsen oder im Timing oft total schief liegen. Die beste Strategie, um von steigenden Aktienkursen zu profitieren und gleichzeitig die Risiken zu reduzieren, habe ich in meinem Buch "Der einfache Weg zum Wohlstand" beschrieben.

Ein internationales Depot, das nicht nur Standardwerte sondern auch Nebenwerte und Emerging Markets enthält, lässt sich am besten mit gut gemanagten Investmentfonds oder ETFs (börsengehandelte Indexfonds) gestalten. Letztere halte ich für eine große Bereicherung der Investmentpalette.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2017?



Eines der größten Risiken ist der neue US-Präsident Donald Trump. Seine Unberechenbarkeit wird auch zu Verunsicherungen an den Börsen führen. Ein Risiko besteht auch darin, dass die US-Konjunktur stärker anzieht, der Ölpreis und die Inflation steigen und als Folge die US-Fed die Zinsen schneller anheben muss.

Geopolitisch bleibt Nahost, oder ein Konflikt zwischen USA und China ein Risikofaktor. Hinzu kommen Wahlen in Frankreich, Holland, Deutschland und möglicherweise in Italien, die eine akute Euro-Krise auslösen könnten. Erhebliche Schwankungen an den Börsen sind also vorprogrammiert.

Die US-Notenbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung für 2017 insgesamt drei Zinsschritte in Aussicht gestellt. Wird die EZB sich diesem Druck entziehen können und an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten?



Ob die Fed drei Zinsschritte machen wird, bleibt offen. Sollte sie es aber tatsächlich tun, gerät die EZB in eine Zwickmühle.

Mario Draghi und der EZB-Rat werden zu entscheiden haben, ob sie ebenfalls nachziehen. Nach meiner Einschätzung wird Herr Draghi mehr Rücksicht auf Italien und die anderen schwachen Südländer nehmen, als auf Deutschland, das schon längst eine Zinserhöhung gebraucht hätte.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2017 liegen?



Gold profitiert von Krisen und Inflation und leidet unter steigenden Zinsen und einem starken Dollar. Das ist derzeit der Fall. Mit Gold kann man das Vermögen nicht mehren, sondern gerade mal vor der Inflation schützen.

Auf Seite 5: Dr. Ralf Zimmermann, Aktienstratege Bankhaus Lampe





Ralf Zimmermann, Aktienstratege Bankhaus Lampe: US-Markt anfällig für Enttäuschungen





Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 haben 2016 angesichts der US-Wahl und der Zinserhöhung der Fed neue Rekordstände erreicht und dabei auch den Dax und andere europäischen Indizes deutlich hinter sich gelassen. Bleibt die Wall Street auch 2017 im Rally-Modus?



Ralf Zimmermann: So einfach wird das nicht sein. US-Aktien sind bereits recht teuer, nach manchen Kriterien sogar schon in Sichtweite der Bewertungen der Tech-Blase vom Anfang des Jahrhunderts. Die Anleger haben seit der US-Wahl bereits einiges an Vorschusslorbeeren verteilt. Herr Trump ist als Tiger gesprungen und hat große Hoffnungen auf ein Konjunkturpaket geschürt. Wir werden sehen, was an Stimulus letztlich kommt und ob er am Ende als Bettvorleger landen wird. Mit den nunmehr erreichten Kursniveaus ist der Markt sicher anfälliger für Enttäuschungen geworden.

Wo sehen Sie den S&P 500 Ende 2017 und welchen Stand erwarten Sie auf Jahressicht für den Dax?




Wenn Trump nicht nur als Tiger springt, sondern auch als solcher landet, kann die Rally insgesamt weiter gehen.
Ralf Zimmermann, Aktienstratege Bankhaus Lampe, über die Wirtschaftspläne des künftigen US-Präsidenten Donald Trump.


Wir sehen den S&P 500 Ende 2017 bei 2250 Punkten, den Dax bei 11400. Die formalen Jahresendziele sind damit aktuell bereits überschritten bzw. erreicht. Die Luft wird aus fundamentaler Sicht nunmehr dünner. Insgesamt ist eine breite Handelsspanne zu erwarten, das obere Ende sehen wir bei 12200. Umgekehrt droht der DAX im Jahresverlauf auf bis zu 9200 Punkte zu fallen.

Die Gewinne der DAX-Unternehmen sollten geringfügig um 3 bis 4% steigen - was etwas höhere Kurse ermöglicht. Aber es bleibt unverändert bei Enttäuschungen der überoptimistischen Schätzungen, da die Analystengemeinde bereits von zweistelligen Gewinnzuwächsen ausgeht. Dies deckelt das Kurspotential. Die Kapitalmarktzinsen bleiben zwar historisch niedrig - und stützen damit nach wie vor Aktienmärkte.

Aber mit leicht steigenden Anleiherenditen verringert sich auch der Bewertungsvorteil von Aktien - auch das ein Grund, wieso die möglichen Kursgewinne bei Dividendenpapieren nach oben limitiert sein sollten.

Das untere Ende der Spanne droht dann, wenn die künftige US-Administration nicht liefert, wichtige Frühindikatoren wie der Ifo nach ihrem Anstieg in den vergangenen Monaten wieder den Rückwärtsgang einlegen und politische Risiken gerade auch in der Eurozone durchschlagen.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2017 aus heutiger Sicht bestimmen?



Umfang und Details des künftigen US-Konjunkturpakets sowie die US-Politik insgesamt, vor allem die Handelspolitik: Im Falle eines großen Pakets, das auch mit einem Abbau von Vorschriften und Bürokratie einhergeht, sind weitere Kursgewinne zu erwarten. Um im obigen Bild zu bleiben: Wenn Trump nicht nur als Tiger springt, sondern auch als solcher landet, kann die Rally insgesamt weiter gehen.

Umgekehrt drohen bei einem kleinen Programm oder einer US-Administration, die Sand ins Getriebe des Welthandels einstreut, Kursverluste. Abschottung wäre schädlich gerade für den exportorientierten DAX.

Die Wahl in Frankreich ist zentral für 2017. Die Franzosen haben eine echte Wahl, deren Ausgang auch weit über das Land hinaus bedeutsam ist. Kommt es nach einem Wahlsieg von Fillon zu ähnlichen Wirtschaftsreformen wie in Deutschland mit Gerhard Schröders Agenda 2010, wäre dies ein kräftiges Signal für die französischen, aber auch europäischen Aktienmärkte. Umgekehrt droht bei einem Sieg von Le Pen Ungemach, globale Anleger könnten am Fortgang der EU und Eurozone zu zweifeln beginnen.

Ausmaß und Geschwindigkeit der Fed-Zinserhöhungen: Kommt es zu einem ausgeprägteren Zinserhöhungszyklus dürfte dies die globalen Aktienmärkte belasten. Die Minizinspolitik der US-Notenbank war ein zentraler Grund für die jahrelange Börsenrally und hat maßgeblich die Aktienbewertung ausgeweitet. Im Rahmen unserer Erwartung - 2017 nur ein weiterer Zinsschritt der Fed - ist letztlich eine breite Seitwärtsbewegung wahrscheinlich.

Welcher der wichtigsten Börsenindizes weltweit trauen Sie 2017 die beste Entwicklung zu?



Kommt es in Frankreich zu deutlichen Reformen, könnten französische Aktien besonders profitieren. Insgesamt ist der Bewertungsabschlag deutscher und europäischer Aktien immer noch über dem historischen Durchschnitt. Dieser Vorteil spricht - trotz der politischen Risiken - für das Gesamtjahr eher für Europa als für die USA.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2017?



Potentiell: ein kräftiges US-Konjunkturpaket, ein starkes Votum zu Gunsten von Reformen in Frankreich - beides bleibt aber noch abzuwarten.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2017?



Eine stärkere Abkühlung der chinesischen Konjunktur, nachdem die starke Kreditspritze, die die Administration der Wirtschaft verpasst hat, die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2016 deutlich gestützt hat. Ein Wahlsieg Le Pens.

Die US-Notenbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung für 2017 insgesamt drei Zinsschritte in Aussicht gestellt. Wird die EZB sich diesem Druck entziehen können und an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten?



Ja. Sie wird an ihrer Niedrigzinspolitik 2017 festhalten und zusätzlich ihre Wertpapierkäufe fortsetzen, also weiterhin Liquidität in die Märkte pumpen.

Wo erwarten Sie den Euro im Verhältnis zum US-Dollar Ende 2017?



Bei 1,12 EUR-USD

Auf Seite 6: Elmar Peters, Leiter Multi-Asset-Team, Flossbach von Storch







Elmar Peters, Leiter Multi-Asset-Team, Flossbach von Storch: Trump-Rally ist nicht nachhaltig





Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 haben 2016 angesichts der US-Wahl und der Zinserhöhung der Fed neue Rekordstände erreicht und dabei auch den Dax und andere europäischen Indizes deutlich hinter sich gelassen. Bleibt die Wall Street auch 2017 im Rally-Modus?



Elmar Peters: Gut möglich, dass die Kurse noch eine Weile nach oben laufen - nachhaltig ist die Trump-Rally unseres Erachtens allerdings nicht. Es ist doch spannend, dass die Mehrzahl der Investoren davon ausgeht, die neue Regierung würde einen spürbaren Konjunkturimpuls setzen, die möglichen Risiken, Trumps protektionistische Ankündigungen, jedoch weitgehend ausblendet.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2017 aus heutiger Sicht bestimmen?



Trump und die Folgen; der Brexit und die Folgen. Beide Themen könnten zudem Einfluss haben auf die bevorstehenden Wahlen in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. Dazu, man könnte fast schon sagen ‚wie immer‘, die Geldpolitik der großen Notenbanken. Oder, wie zu Beginn 2016, China. Vermutlich passiert auch etwas, womit heute noch niemand rechnet.



Es ist interessant, dass die Mehrzahl der Investoren davon ausgeht, dass die neue Regierung einen spürbaren Konjunkturimpuls setzt, die möglichen Risiken, Trumps protektionistische Ankündigungen, jedoch weitgehend ausblendet.
Elmar Peters, Leiter Multi-Asset-Team bei Flossbach von Storch, über die teils widersprüchliche Wahrnehmung von Trumps Wirtschaftspolitik bei Investoren.


Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2017?



Das globale Zinsniveau bleibt unseres Erachtens niedrig. Auch wenn die Anleiherenditen nach der US-Wahl zum Teil deutlich zugelegt haben, ist eine globale Zinswende, die weltweit deutlich höhere Zinsniveaus zur Folge hätte, relativ unwahrscheinlich. Die Geldpolitik in anderen Währungsräumen steht der der US-Fed entgegen. Das niedrige Zinsniveau bestimmt nicht zuletzt die Attraktivität der anderen Anlageklassen.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2017?



Zunehmender Nationalismus und Protektionismus. Möglicherweise rückt auch China wieder in den Fokus. Die Probleme des Landes, die Anfang 2016 die Börsen massiv verunsichert hatten, sind nicht verschwunden. Das Verhältnis Chinas zu den USA unter Präsident Trump scheint zudem nicht das Beste zu sein - vorsichtig ausgedrückt.

Bei welchen sonstigen Produkten sollten Anleger mit Blick auf 2017 zugreifen?



Erstklassige Aktien sind langfristig unseres Erachtens die Anlageklasse mit dem besten Chance-Risiko-Verhältnis. Natürlich sind auch sie nicht immun gegen alle Risiken, aber schwierige Zeiten überstehen sie vergleichsweise schadlos. Deutliche Kursrücksetzer würden wir als Kaufgelegenheiten interpretieren.

Die US-Notenbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung für 2017 insgesamt drei Zinsschritte in Aussicht gestellt. Wird die EZB sich diesem Druck entziehen können und an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten?



EZB-Chef Draghi dürfte bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2019 auf dem Gaspedal bleiben. Anders lässt sich die Eurozone langfristig nicht zusammenhalten. Was das Thema "Druck ausüben" betrifft, würde ich deshalb genau das Gegenteil behaupten: Die ultralockere Geldpolitik in der Eurozone und in Japan dürfte langfristig einen größeren Einfluss auf die US-Notenbank haben als umgekehrt.

Wo erwarten Sie den Euro im Verhältnis zum US-Dollar Ende 2017?



Wieder so eine Punktprognose. Lassen Sie es mich so versuchen: Je stärker der Dollar wird, umso schwieriger wird die Lage für die amerikanischen Unternehmen. Im schlimmsten Fall stürzt die US-Wirtschaft in nicht allzu ferner Zukunft in die nächste Rezession. Darauf wird die Fed mit einem niedrigeren Leitzins reagieren müssen. Es wäre das genaue Gegenteil ihrer jetzigen Ankündigungen.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2017 liegen?



Ganz unabhängig, wie sich der Goldpreis kurzfristig entwickelt, sollte Gold meines Erachtens fester Bestandteil eines breit aufgestellten Portfolios sein. Als eine Versicherung gegen die Folgen der ultralockeren Geldpolitik.

Auf Seite 7: Robert Halver, Baader Bank





Robert Halver, Baader Bank: Der japanische Aktienmarkt könnte 2017 Fahrt aufnehmen





Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 haben 2016 angesichts der US-Wahl und der Zinserhöhung der Fed neue Rekordstände erreicht und dabei auch den Dax und andere europäischen Indizes deutlich hinter sich gelassen. Bleibt die Wall Street auch 2017 im Rally-Modus?



Robert Halver: US-Aktien gelten im Vergleich zu einem politisch angeschlagenen Europa - Brexit, Bankenkrise, Nationalwahlen - als sicherer Hafen. Argumente für einen auch wirtschaftlich sicheren Hafen kommen von der Trump’schen Konjunkturoffensive. Damit wäre nach knapp zwei Jahren auch wieder ein stärkeres Gewinnwachstum der Unternehmen wahrscheinlich. Im Gegensatz dazu ist die Gewinnentwicklung in der Eurozone und Deutschland noch schwach ausgeprägt. Eine fundamentale Outperformance von US-Aktien ist insofern zu erwarten.

Auf Sektor-Ebene profitieren in den USA Industrie-, Technologie-, aber auch Banktitel von Trumps Infrastruktur- und Deregulierungsagenda. Auch die "Schmutzindustrie" wird sich stabil zeigen: Autotiteln, Minen- und Kohleaktien kommen die geplanten gelockerten Umweltstandards zugute. Sogar überschaubare US-Zinserhöhungen werden historisch betrachtet als fundamentaler Vertrauensbeweis für die Robustheit der US-Wirtschaft und des US-Aktienmarkts gewertet. Erst wenn sie wie zwischen 2004 und 2006 schmerzhafte Finanzierungsniveaus erreichen, wirken sie schädlich. Davon ist nicht auszugehen.

Wo sehen Sie den S&P 500 Ende 2017 und welchen Stand erwarten Sie auf Jahressicht für den Dax?



Der S&P 500 klettert im Jahresverlauf 2017 auf 2.450 Punkte. Im Zuge der Reindustrialisierung Amerikas mit weltweiter Streuwirkung hellen sich die Phantasien für die deutschen Industriewerte auf. Offensichtlich steht China und nicht Europa im Fadenkreuz des amerikanischen Handelsprotektionismus. Tatsächlich signalisiert das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland dank verbesserter ifo Geschäftsklimadaten eine Konjunkturbefestigung. Auch der sich wieder abschwächende Euro liefert exportseitig Aktienargumente. Vor diesem Hintergrund sind 2017 deutsche Industrieaktien vor allem aus den zyklischen Aktienindices MDAX und SDAX attraktiv.

Nicht zuletzt bleiben 2017 Dividenden eine erstklassige Alternative zu renditeschwachen Zinsanlagen. Schätzungen zufolge werden 2017 voraussichtlich 21 DAX-Unternehmen ihre Dividendenzahlungen erhöhen und insgesamt etwa vier Prozent mehr ausschütten als in diesem Jahr. Das wäre ein neuer Ausschüttungsrekord. Nicht zuletzt puffern dividendenstarke Titel das Risiko von Kursverlusten ab.

Der DAX notiert Ende 2017 bei 12.200 Punkten.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2017 aus heutiger Sicht bestimmen?



Insbesondere das I. Tertial 2017 ist von markanten politischen Entscheidungen geprägt: Neben der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Trump und vor allem der Frage, inwieweit er seine Konjunkturversprechen umsetzen kann und dem Austrittsantrag Großbritanniens aus der EU stehen drei der vier Nationalwahlen in der Eurozone an. Wie bereits in diesem Jahr ist auch 2017 zwischen Januar und April die risikoreichste Phase für Aktien zu erwarten. Anschließend werden sich die politischen Wogen geglättet haben und die Aufwärtskräfte bei Aktien wieder zunehmen.

Mit Blick auf die wirtschaftspolitische Schonzeit der neuen Trump-Administration wird sich die Fed vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2017 mit konkreten Zinserhöhungsfragen beschäftigen. Die Fed ist in einem leichten Zinserhöhungsmodus, der aber eher als Vertrauensbeweis für die Robustheit der US-Wirtschaft und des US-Aktienmarkts zu werten ist.



Zwischen Januar und April ist die risikoreichste Phase für Aktien zu erwarten. Anschließend werden sich die politischen Wogen geglättet haben und die Aufwärtskräfte bei Aktien wieder zunehmen.
Baader Bank-Aktien-Experte Robert Halver erwartet einen turbulenten Jahresauftakt an den Börsen.


Welcher der wichtigsten Börsenindizes weltweit trauen Sie 2017 die beste Entwicklung zu?



Japanische Aktien haben in den letzten Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten enttäuscht. Kein anderer bedeutender Aktienindex ist so dramatisch von seinem Alltime-High entfernt wie der Nikkei 225. Bislang waren alle Wiederbelebungsmaßnahmen nicht erfolgreich. Doch 2017 könnte endlich Bewegung in die japanische Aktienimmobilität kommen. Neben einer fortgesetzt üppigen Geldpolitik und der Yen-Schwäche sorgen zwei weitere Argumente für Hoffnung.

Umfangreiche staatliche Investitionen könnten einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung einleiten. Für japanische Aktien spricht aber auch die Handelspolitik des neuen US-Präsidenten. Trump scheint China als neues (handels-)politisches Feindbild ausgemacht zu haben. Da kommt ihm eine noch engere Partnerschaft mit Japan gerade recht. Und diese kann man mit einem besonders vorteilhaften Handelsabkommen mit Japan honorieren. Vor dem Hintergrund des Nicht-Zustandekommens eines transpazifischen Handelsabkommens ist der Wert eines US-japanischen Vertrags noch höher anzusetzen.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2017?



Trump hat mit der Ernennung eines Putin-Kenners zum Außenminister signalisiert, dass die neue US-Regierung auf eine Annäherung zu Russland setzt. Neben Wirtschafts- und Handelspolitik geht es vor allem um den gemeinsamen Kampf gegen den Terror. Sollte sich über die Abrüstung der gegenseitigen Feindbilder und Dialogbereitschaft auch eine Lösung des Konfliktherdes im Nahen Osten und konkret in Syrien abzeichnen, würde ein geopolitisches Dauer-Handicap für die Finanzmärkte dramatisch an Bedeutung verlieren. Würden über diese Entspannungstendenzen auch die Sanktionen des Westens gegenüber Russland und umgekehrt zurückgeführt, würde kein Land mehr profitieren als Deutschland, dessen vor allem mittelständische Wirtschaft jahrzehntelang Russland erfolgreich industrialisierte.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2017?



Den Vorschuss, den die Aktienanleger den Trumponomics seit November 2016 gewährt haben, wird sofort zurückgefordert, wenn sich diese innenpolitisch nicht umsetzen lassen. Versucht die neue US-Administration dann ihr Gesicht zu wahren, indem sie Handelsprotektionismus genauso hart durchsetzt, wie im Wahlkampf propagiert, werden exportlastige Aktienmärkte wie Deutschland und Japan deutlich einbrechen.

Ein politischer GAU wären nationale Wahlergebnisse in der Eurozone, die zu Regierungen führen, die den Austritt aus der Gemeinschaftswährung befürworten. Wenn mittlerweile schon der Grexit als gefährdend für den Zusammenhalt der Eurozone betrachtet wird, ist es ein Italexit oder Nexit erst recht.

Bei welchen sonstigen Produkten sollten Anleger mit Blick auf 2017 zugreifen?



Die zuletzt äußerst niedrigen Kursschwankungen dürften wieder zunehmen. Das gilt insbesondere für das I. Tertial 2017. Denn in diesen Zeitraum fallen die markantesten politischen Entscheidungen: Neben der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Trump und vor allem der Frage, inwieweit er seine Konjunkturversprechen umsetzen kann und dem Austrittsantrag Großbritanniens aus der EU stehen drei der vier Nationalwahlen in der Eurozone an. Wie bereits in diesem Jahr ist auch 2017 zwischen Januar und April die risikoreichste Phase für Aktien zu erwarten. Anschließend werden sich die politischen Wogen geglättet haben und die Aufwärtskräfte bei Aktien wieder zunehmen.

Rücksetzer und die zunehmende Volatilität sollten für private Aktiensparpläne am besten auf Aktienindices - um das Einzelwertrisiko zu mildern - und regelmäßig - um das Risiko großer Einmalanlagen zu umgehen - genutzt werden. Das senkt ebenso die Durchschnittskosten. Im Einkauf liegt der Gewinn! Denn bei regelmäßigem Ansparen erhält man als Anleger bei fallenden Kursen und konstanter Anlagesumme mehr Aktienanteile, die sich bei wieder steigenden Kursen wie bei einer Flut umso positiver im persönlichen Portfolio bemerkbar machen.

Auch können die Anleger auf Teilschutzprodukte wie Discount- und Bonuszertifikate sowie Aktienanleihen setzen, um das Kursrisiko in dieser Zeitphase zu begrenzen.

Die US-Notenbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung für 2017 insgesamt drei Zinsschritte in Aussicht gestellt. Wird die EZB sich diesem Druck entziehen können und an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten?

Aufgehellte US-Konjunkturperspektiven mit weltwirtschaftlichen Ausstrahleffekten und - wenn auch nur leicht - steigende Rohstoffpreise sind gemäß geldpolitischem Lehrbuch hinreichende Bedingungen für präventive Zinserhöhungen und verringerte Anleiheaufkäufe. In der Tat befindet sich die US-Notenbank absolut im Zinserhöhungszyklus.

Relativ wird dieser jedoch der schwächste aller Zeiten werden. Janet Yellen geht es eher um Konjunkturstützung als um Inflationsbekämpfung. Dabei geht es ihr übrigens auch um eine gesunde Weltwirtschaft. Ihr ist ebenso bewusst, dass für eine reibungslose Schuldenfinanzierung der von ihr geschätzten Infrastrukturmaßnahmen die geldpolitische Unterstützung unverzichtbar ist. Mit Blick auf die wirtschaftspolitische Schonzeit der neuen Trump-Administration wird sich die Fed vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2017 mit konkreten Zinserhöhungsfragen beschäftigen. Ihre geldpolitische Üppigkeit zeigt sich auch darin, dass die Fed nicht von Liquiditätsverknappung spricht, die Renditeanstiege beflügeln würde.

Während die Fed in einem leichten Leitzinserhöhungsmodus ist, ist dieser bei der EZB nicht im Entferntesten erkennbar. Das insgesamt schwache Konjunkturbild der Eurozone veranlasst die EZB, den Leitzins fortgesetzt unangetastet zu lassen. Daneben sorgt sie im gesamten Jahr 2017 für eine weiter beispiellose Liquiditätsausstattung. Das tut sie auch im Hinblick auf die präventive Verhinderung einer systemischen Euro-Krise im Super-Polit-Jahr 2017. Geldpolitische Restriktion, die der Illusion stabiler Zinsmärkte schadet, wird seitens der EZB auf absehbare Zeit nicht stattfinden (können).

Wo erwarten Sie den Euro im Verhältnis zum US-Dollar Ende 2017?



Die US-Notenbank kann kein Interesse an einem zinserhöhungsbedingt zu starken US-Dollar haben. Dieser würde zunächst zu Bremseffekten in der US-Exportwirtschaft führen. Auch würde dieser den Zinsdienst der Schwellenländer - sie sind zu großen Teilen in US-Dollar verschuldet - erheblich erschweren. Für die Weltkonjunktur schädlich wäre auch eine Kapitalflucht aus diesen Ländern nach Amerika. Da gleichzeitig die Rendite-Tiefs in der Eurozone trotz anhaltender Liquiditätsoffensive der EZB durchschritten sind, ist nur mit einer begrenzten Ausweitung der Renditedifferenz zugunsten des Dollars zu rechnen. Und da Renditeunterschiede ein wesentliches Argument für Wechselkursbewegungen sind, ist nicht von einem Aufwärtspotenzial des US-Dollar bis zur Parität auszugehen. Im Übrigen werden die Verantwortlichen in der Eurozone die politischen Klippen umschiffen. Insgesamt dürfte der Euro zum US-Dollar zum Jahresende bei 1,04 notieren.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2017 liegen?



Ein festerer US-Dollar und leicht höhere Anlagezinsen hemmen den Goldpreis. Auch werden die Notenbanken über eine Drückung des Goldpreises weiterhin verhindern, dass das Edelmetall auch nur die Nähe der Höchststände von 2011 erreicht und als Ersatzwährung zu Geld in Betracht kommt. Und dabei spricht aus stabilitätspolitischen Gründen alles dafür. Dennoch bleibt die physische Nachfrage hoch, weil Gold als sicherer Hafen grundsätzlich vor geopolitischen Konflikten und Eurosklerose schützt.

Übrigens, neben Schwellenländern kaufen ausgerechnet die Notenbanken zu den von ihnen selbst subventionierten Preisen Gold physisch auf. Da sie einen noch tieferen Einblick in die real existierenden Probleme unserer Finanzwelt haben, ist ihr Kaufverhalten verräterisch. Die Zeit der Goldanleger wird noch kommen, wenn sich die Romanische Schuldenunion fortsetzt, die längst an die Stelle der Europäischen Stabilitätsunion getreten ist. Ende 2017 ist mit einem Goldpreis von 1.300 US-Dollar je Unze zu rechnen.

Auf Seite 8: Dr. Tammo Greetfeld, Aktienstratege Unicredit





Tammo Greetfeld, Aktienstratege UniCredit: Kurzfristig ist der DAX reif für eine technische Konsolidierung





Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 haben 2016 angesichts der US-Wahl und der Zinserhöhung der Fed neue Rekordstände erreicht und dabei auch den Dax und andere europäischen Indizes deutlich hinter sich gelassen. Bleibt die Wall Street auch 2017 im Rally-Modus?



Der S&P 500 profitiert von den besseren Wachstumserwartungen für die USA sowie von Hoffnungen auf eine Steuerreform und geringere Regulierung. Aber das hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 von aktuell über 17 bedeutet Gegenwind. Dem Index dürfte es vor diesem Hintergrund zunehmend schwerer fallen, weitere nachhaltige Kursgewinne zu verzeichnen. Die historische Erfahrung ist zudem, dass die Bewertung in Phasen mit steigenden Leitzinsen eher sinkt oder sich seitwärts entwickelt.



Kurzfristig ist der DAX reif für eine technische Konsolidierung nach den Kursgewinnen seit November.
Unicredit-Aktienstratege Tammo Greetfeld hält den Dax derzeit für etwas überhitzt.


Wo sehen Sie den S&P 500 Ende 2017 und welchen Stand erwarten Sie auf Jahressicht für den Dax?



Unser Jahresendziel für den DAX lautet 12000 Punkte und dieses Niveau ist auch zugleich unser Ziel zur Jahresmitte. Kurzfristig ist der DAX reif für eine technische Konsolidierung nach den Kursgewinnen seit November. Dann aber sollten in den kommenden Monaten höhere Indexstände erreicht werden. Der wesentliche Treiber sind die verbesserten Konjunkturerwartungen, die auch zu einem besseren Revisionstrend der Gewinnschätzungen führen sollten. Danach rechnen wir mit einer Seitwärtsbewegung des DAX, in der sich zeigen muss, dass die tatsächlichen Gewinne die eingepreisten Erwartungen auch erfüllen.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2017 aus heutiger Sicht bestimmen?



Das wesentliche Thema ist die Erwartung einer global weiter zunehmenden Konjunkturdynamik und damit verbunden die Erwartung einer besseren Gewinnentwicklung der Unternehmen.

Mit Blick auf die USA müssen sich die positiven Erwartungen, die mit den Hoffnungen auf Infrastrukturinvestitionen, Steuerreform und weniger Regulierung verbunden sind, bestätigen. Die Details der Reform der Unternehmensbesteuerung werden dabei auch ein wichtiges Thema sein. Zum einen betrifft dies die Höhe des künftigen Steuersatzes. Zum anderen auch die Frage, welche Änderungen es möglicherweise bei den Bestimmungen gibt, Ausgaben steuerlich geltend zu machen.

Anfang 2017 beginnt der Brexit-Prozess, in dessen Verlauf sich die möglichen Schwierigkeiten und Gefahren des EU-Austritts für die britische Wirtschaft zeigen sollten.

Auch die Themen Inflation, US-Handelspolitik und politische Risiken werden 2017 wesentliche Einflussfaktoren sein.

Welcher der wichtigsten Börsenindizes weltweit trauen Sie 2017 die beste Entwicklung zu?





Der DAX dürfte sich in den kommenden Monaten letztlich besser entwickeln als der S&P 500. Die Bewertung des US-Aktienmarkts relativ zum europäischen Aktienmarkt hat sich in den vergangenen Quartalen deutlich ausgeweitet. Der feste US-Dollar belastet die US-Unternehmensgewinne und unterstützt die der europäischen Unternehmen.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2017?



Der zentrale Treiber für den Aktienmarkt ist die Erwartung einer besseren Konjunkturentwicklung und damit verbunden einer besseren Gewinnentwicklung der Unternehmen.

Die Abwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro in den vergangenen Monaten stützt die Gewinnentwicklung der europäischen Unternehmen. Sollte der US-Dollar kurzfristig zunächst noch stärker werden - was nicht auszuschließen ist - wäre dies ein zusätzlicher positiver Impuls.

Der deutsche Aktienmarkt kann auch von Umschichtungen aus Renten profitieren solange der Zinsanstieg moderat ausfällt und primär das Resultat einer größeren Zuversicht in eine gute Konjunkturentwicklung ist. Allerdings ist dies eine schmale Gradwanderung zwischen positivem Impuls und potenziellen Belastungen, falls der Zinsanstieg stärker als erwartet ausfällt und auf steigenden Inflationsbefürchtungen beruht.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2017?



Risiken liegen vor allem in politischen Entscheidungen in den USA, auf welche die Märkte negativ reagieren könnten. Die Märkte haben sich bisher auf die möglichen positiven Aspekte der künftigen US-Politik fokussiert und eventuelle negative Faktoren ausgeklammert. Die positiven Erwartungen müssten daher durch konkrete politische Entscheidungen - beispielsweise in Bezug auf eine Steuerreform und Investitionen in Infrastrukturprojekte - bestätigt werden. Gleichzeitig liegt nach wie vor ein Risiko in einer möglicherweise doch restriktiven US-Handelspolitik. Ein offener Handelskonflikt zwischen den USA und China dürfte die Wachstumserwartungen ganz allgemein eintrüben.

Sollte die Inflation deutlich stärker als erwartet steigen, dann wäre der damit einhergehende Zinsanstieg eine Belastung für den Aktienmarkt.

Die anstehenden Wahlen in Europa können in den Wochen unmittelbar vor dem Wahltermin je nach dem Stand der Umfragen etwas Unsicherheit für die Aktienmärkte erzeugen.

Wenn man die Risiken, die von politischen Entscheidungen in den USA ausgehen, ausklammert, dann scheinen in den ersten Monaten des Jahres die Chancen auf positive Überraschungen zu überwiegen (z.B. optimistischere Einschätzung der Konjunktur, festerer US-Dollar). Im späteren Jahresverlauf dürften eher die die Risiken dominieren (z.B. stärkerer Fokus auf eine Straffung der Geldpolitik der EZB, steigende Inflation, schneller anziehende Zinsen und schwächerer US-Dollar).

Bei welchen sonstigen Produkten sollten Anleger mit Blick auf 2017 zugreifen?



Unsere übergewichteten Sektoren sind (STOXX Europe 600 Sektoren): Banks, Basic Resources, Chemicals, Construction & Materials, Health Care, Industrial Goods & Services Personal & Household Goods.

Die US-Notenbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung für 2017 insgesamt drei Zinsschritte in Aussicht gestellt. Wird die EZB sich diesem Druck entziehen können und an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten?



Wo erwarten Sie den Euro im Verhältnis zum US-Dollar Ende 2017?



Das Jahresendziel der UniCredit für den Euro/US-Dollar Wechselkurs lautet 1,10.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2017 liegen?



Das Jahresendziel der UniCredit für den Goldpreis lautet 1200 US-Dollar.