Das alte Spitzenniveau des deutschen Aktienindex aus dem Jahr 2015 ist endgültig Historie. Mitte Mai erreichte der DAX 12 800 Punkte - Charttechniker halten sogar noch mehr für möglich. Allerdings kommen mit neuen Top-Kursen immer auch die ersten Mahner aus der Reserve und sprechen von einer Übertreibung am Aktienmarkt.

Sicherlich gibt es vor allem politische Aspekte, die zur Vorsicht mahnen. Die Bewertung der Aktien bietet allerdings keinen Grund zur Sorge. Eine Bewertungsblase sieht anders aus. Wie Aktienstratege Heino Ruland von Ruland Research in einer Auswertung errechnet hat, ist die Risikoprämie von Aktien gegenüber Firmenanleihen nahe des Rekordlevels. Das heißt: Anleger sind nur mit einem hohen Aufschlag bereit, Aktien und Anleihen gleich zu gewichten.

Wer die Entwicklung auf einzelne Werte herunterbricht, erkennt, dass die Gewinneraktien nicht ohne Grund oben stehen. Zudem gibt es ein breites Spektrum an Aktien, die ein gutes Stück von ihren Spitzenkursen entfernt sind und denen deshalb Nachholpotenzial zuzutrauen ist. Die dritte Gruppe sind Aktien, die von Investoren abgeschrieben wurden. Diese Dreiteilung bietet für Anleger, die auch Derivate in Betracht ziehen, interessante Investmentmöglichkeiten. Bei den Aktien, die sich gut entwickelt haben, ist die Volatilität gesunken. Dort können Hebelspekulationen sinnvoll sein. Bei den Nachzüglern und vor allem bei Turnaround-Kandidaten stehen andere Derivategruppen im Vordergrund. Hier verbessern vor allem Bonus- und Expresszertifikate das Chance-Risiko-Profil. Auf den folgenden Seiten stellt die Redaktion neun spannende Investmentideen vor.



SAP-Aktie: Call-Optionsschein



Call-Optionsscheine bieten attraktive Chance-Risiko-Profile, wenn die Basiswerte eine geringe Volatilität aufweisen und noch einiges an Kurspotenzial vermuten lassen. Das ist bei der Softwarefirma SAP der Fall.

Der Vorteil von Optionsscheinen ist die Hebelwirkung. Diese entsteht dadurch, dass nur ein bestimmter Wertbereich adressiert wird. Im Beispiel beginnt dieser jenseits des Basiskurses von 85,00 Euro. An der Kursentwicklung über dieser Grenze partizipiert das Derivat entsprechend seinem Bezugsverhältnis.

Heißt: Legt die Aktie um einen Euro zu, würde das unsere ausgesuchte Kaufoption mit einem Bezugsverhältnis von 0,1 um zehn Cent verbessern. Die Hebelwirkung zeigt sich sofort. Ein Euro mehr ist für die Aktie ein Zuwachs von rund einem Prozent. Beim Optionsschein bedeuten zehn Cent hingegen ein Plus von 8,5 Prozent.

Weil dieser Hebel auch in die andere Richtung wirkt und weil unterhalb des Basiskurses am Ende der Laufzeit der Totalverlust entsteht, gelten die Produkte als riskant. Werden sie aber dosiert eingesetzt, können sie das absolute Risiko sogar reduzieren.

Tauscht der Anleger die Aktie gegen den Optionsschein, muss er, um das gleiche absolute Ergebnis zu erzielen, viel weniger aufwenden. In unserem Fall etwa ein Sechstel des für die Aktie nötigen Betrags. Würde der Aktienkurs nämlich um mehr als ein Sechstel steigen, erzielte der Optionsschein absolut das bessere Ergebnis.





FMC-Aktie: Discount Call



Mittlerweile 20 Jahre gibt es Fresenius Medical Care (FMC). Der von Fresenius ausgegliederte Dialysekonzern ist seither erheblich gewachsen und globaler Marktführer. Zudem haben sich Erträge und Börsenbewertung des DAX-Konzerns deutlich verbessert.

Geht es nach dem Management, soll sich diese Entwicklung fortsetzen. Im laufenden Jahr plant FMC mit hohen einstelligen Zuwachsraten bei Umsatz und Gewinn. Bis 2020 sollen die Erlöse um über ein Drittel zulegen.

Dass dies durchaus erreichbar ist, zeigt ein Blick auf die Bevölkerungsentwicklung: In den westlichen Länder kommen die geburtenstarken Jahrgänge in ein Alter, in dem Dialyse wahrscheinlicher wird. Und in Schwellenländern entsteht ein Mittelstand, der sich mehr medizinische Versorgung leisten kann.

Zudem besticht die Aktie durch einen Joker: Der größte Dialyse-Markt sind die USA. FMC wäre ein klarer Profiteur der Pläne von Präsident Trump, niedrigere US-Steuern durchzusetzen. Gerade dieses Kurzfristpotenzial können Anleger mit einem Discount-Call gut abdecken. Bei diesen Produkten wird eine gewisse Bandbreite gehebelt.

Im Beispiel müsste die Aktie nicht einmal steigen. Notiert sie am Ende der Laufzeit bei mindestens 81 Euro, erhalten Anleger eine Rückzahlung von fünf Euro - rund 60 Prozent mehr als der aktuelle Kurs von 3,06 Euro.

Das Risiko: Notiert die Aktie am Ende auf oder unter dem Basiskurs von 80 Euro, entsteht Totalverlust.





Zalando-Aktie: Bonuszertifikat



Der Online-Modehändler Zalando wächst in jeder Beziehung. Zum einen steht die geografische Ausdehnung auf der Agenda. Zweitens wird die Produktpalette erweitert. Und letztlich bietet das Unternehmen auch technische Lösungen für Warenwirtschaft und Logistik anderer Modeunternehmen.

Zalando hat in einigen Quartalen gezeigt, dass es profitabel wirtschaften kann. Allerdings steht im Moment eher Wachstum im Vordergrund. Weil Zalando über ein hohes Bargeldpolster verfügt und das Wachstum aus dem operativen Cashflow finanziert, haben sich die Investoren damit arrangiert. Die Entwicklung der Amazon-Aktie lehrt zudem, dass das nicht falsch sein muss.

Bei wachstumsstarken Firmen mit einer niedrigen Dividende können klassische Bonuspapiere eine gute Alternative zur Aktie sein, wenn der Sicherheitspuffer ordentlich und das gegenüber der Direktanlage gezahlte Aufgeld gering ist.

Die Papiere haben ein Sicherheits- und ein Bonuslevel. Das Auszahlungsmuster geht im Beispiel so: Liegt der Kurs der Zalando-Aktie während der Laufzeit immer über dem Sicherheitslevel von 28,50 Euro, erhalten die Anleger am Ende auf jeden Fall den Bonusbetrag von 45 Euro ausgezahlt. An höheren Kursen partizipiert das Zertifikat uneingeschränkt.

Das heißt: Es gibt einen Sicherheitspuffer. Damit erhöht sich die Chance auf Kapitalerhalt. Läuft die Aktie zu neuen Höchstständen, ist der Anleger voll dabei.





Dialog Semiconductor-Aktie: Discounter



Dialog Semiconductor ist ein Hersteller von Halbleitern, die vor allem in Mobilfunkprodukten eingesetzt werden. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren Marktanteile hinzugewonnen und ein hohes Ertragsniveau erreicht. Auch die Bilanz ist sehr solide.

Für viel Unsicherheit hat zuletzt allerdings eine Analystenstudie gesorgt, wonach iPhone-Hersteller Apple künftig verstärkt eigene Chips entwickeln wolle. Der Aktienkurs wurde davon kräftig in Mitleidenschaft gezogen, weil Dialog Semiconductor rund drei Viertel seiner Erlöse mit dem US-Riesen generiert. Doch ist es überhaupt realistisch, dass Apple versucht, im Bereich energieoptimierter Halbleiter zu punkten?

Dagegen spricht vor allem, dass Dialog schon Entwicklungsaufträge für Modelle der nächsten Generation verbuchen konnte. Dennoch ist die Volatilität der Aktie wegen der Unsicherheit gestiegen. Damit werden Discountzertifikate interessant. Je höher die Schwankungsbreite, desto attraktiver sind die Abschläge, mit denen Anleger einsteigen können. Ein Discountzertifikat hat einen maximalen Rückzahlungswert.

Beim ausgewählten Produkt beträgt dieser 40 Euro. Der Abschlag gegenüber dem Direktkauf der Aktie beträgt rund 20 Prozent. Anleger können mit dem Produkt am Laufzeitende eine Rendite von fast 17 Prozent erzielen, wenn die Aktie am Ende etwas niedriger als heute, aber bei mindestens 40 Euro notiert.





Klöckner-Aktie: Bonus



Seit Unternehmer Friedhelm Loh bei Klöckner & Co mit rund 25 Prozent eingestiegen ist, scheint dort ein frischer Wind zu wehen. Der Aktienkurs erholte sich nach langem Seitwärtstrend mit Kursen um acht Euro deutlich. Das erreichte Niveau von fast 13 Euro konnte der Titel aber nicht verteidigen und büßte einen großen Teil der Gewinne wieder ein. Die Aktie des Stahlhändlers bewegt sich da im Einklang mit der Branche.

Doch bei dem zyklischen Unternehmen ist das Nachholpotenzial besonders groß. Denn in den vergangenen Jahren hat Klöckner zum einen die Wertschöpfungstiefe deutlich ausgeweitet. Zum anderen wird immer mehr über die eigene E-Commerce-Plattform vertrieben. Jetzt erfolgt auch noch der Einstieg in den 3-D-Druck.

Die Zahlen geben der Strategie recht: Die Erlöse stiegen im ersten Quartal kräftig, das Unternehmen hat nach einem Vorjahresverlust einen ordentlichen Gewinn erwirtschaftet. Bisher sind Investoren aber noch nicht bereit, die Zukunftsaktivitäten im Kurs abzubilden. Die Entwicklung der Aktie zeigt, dass derzeit bei zehn Euro eine Bodenbildung erfolgt.

Um das Potenzial voll ausschöpfen zu können, kommt ein klassisches Bonuszertifikat ohne Kursbegrenzung infrage. Das Sicherheitslevel wurde bei 8,50 Euro platziert. Zugegeben, ein geringer Puffer. Dafür ist das Aufgeld gegenüber der Direktanlage nicht hoch und die Bonusrendite für die kurze Laufzeit nicht schlecht.





VW-Aktie: Stufenexpress



Expresszertifikate versprechen einen schnellen Gewinn. Wenn der Basiswert an einem bestimmten Stichtag über einem vorab festgelegten Niveau notiert, wird das Investment inklusive noch ausstehender Gewinnbeiträge getilgt.

Spannend wird die Geschichte, wenn ein Basiswert nach der Emission stark gefallen ist. Dann notiert das Expresszertifikat deutlich unter dem Rückzahlungskurs. Das ist bei vielen Expresszertifikaten auf die im DAX vertretenen Vorzugsaktien von VW der Fall. Denn die Anteilscheine haben nach Bekanntwerden des Dieselskandals erheblich an Wert verloren, notierten zeitweise sogar unter 100 Euro.

Zuletzt konnten sie jedoch wieder Boden gutmachen, da der Konzern vor allem die mangelnde Rendite seiner Stammmarke VW ins Visier genommen hat. Hier zeigten sich schon im ersten Quartal positive Ergebnisse. Die VW-Vorzugsaktie hat vor dem Skandal mehr als 200 Euro gekostet. Ob sie das wieder erreichen kann?

Wer mit dem ausgesuchten Expresszertifikat den vollen Gewinnbeitrag abschöpfen will, hat geringere Ziele. Ausgehend von einem Startwert bei 189,80 Euro fällt die Tilgungsschwelle um fünf Prozent pro Jahr. Das nächste Level im Juli 2017 steht bei 170,82 Euro.

Wichtig: Das Schluss-Tilgungslevel liegt bei 123,37 Euro, also weit unter der aktuellen Notiz. Wird das erreicht, erhält der Anleger 1220 Euro, was einer Rendite von mehr als zehn Prozent pro Jahr entspricht.





Deutsche Bank-Aktie: Stufenexpress



Die Aktie der Deutschen Bank ist nur noch ein Schatten früherer Tage. Gemessen am Kursniveau von vor zwei Jahren beträgt das Minus fast 50 Prozent. Zu lange hat das Institut Probleme vor sich hergeschoben.

Erst seitdem John Cryan im Juli 2015 Vorstandschef wurde, hat sich einiges getan. Die Probleme sind identifiziert. Mit der großen Kapitalerhöhung im Frühjahr ist die Bilanz nun endlich wieder auf einem vorzeigbaren Niveau. Der nächste Schritt wird sein, die Kosten zu senken.

Und hier zeigen sich erste positive Ergebnisse: Im ersten Quartal konnte die Bank trotz geringerer Einnahmen ihren Gewinn deutlich steigen. Weil die Kostenquote mit gut 80 Prozent immer noch weit höher ist als bei anderen Banken, gibt es hier noch genügend Luft, um das Ergebnis weiter zu verbessern. Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,5 dürften die Notierungen den Boden erreicht haben.

Genau hier setzt das Stufenexpress-Zertifikat an. Die Tilgung erfolgt, wenn an bestimmten Terminen ein vorab festgelegtes Kursniveau erreicht worden ist. Dabei sinkt dieses Niveau von Jahr zu Jahr und der Tilgungsbetrag steigt an.

Am letzten Termin am 25. August 2020 erhalten Anleger 132,50 Euro, wenn die Aktie dann bei mindestens 15,08 Euro notiert. Das wäre um einiges niedriger als der aktuelle Kurs. Schafft die Aktie das letzte Tilgungslevel, bringt das Zertifikat eine annualisierte Rendite von rund elf Prozent.





K + S-Aktie: Bonuszertifikat



Sicherlich war es eine der größten Fehleinschätzungen auf Kosten der Aktionäre: Als der kanadische Kaliproduzent Potash 2015 ein Übernahmeangebot in Höhe von 41 Euro je K + S-Aktie unterbreitete, wies das Management dieses zurück. Das Gebot entspreche nicht dem Wert des Unternehmens, K + S könne aus eigener Kraft mehr herausholen.

Von wegen: K + S musste im vergangenen Jahr ein dickes Minus bei Umsatz und Ertrag verbuchen. Der Kurs der Aktie liegt im Moment bei rund 23 Euro. Der Verlust gegenüber dem nicht offiziellen Gebot beträgt fast 44 Prozent.

Ob das Unternehmen aus dem Kurstal aufsteigen kann? Für 2017 verspricht das Management Umsatz- und Gewinnsteigerungen. Dafür sorgt schon die Inbetriebnahme der neuen Mine in Kanada. Das könnte die Kursentwicklung zumindest stützen. Und natürlich scheint eine Übernahme weiterhin möglich zu sein. Das gilt umso mehr, als der langjährige Aufsichtsratschef Ralf Bethke ausscheidet.

Klar ist: Käme ein erneutes Gebot, könnte K + S das nicht mehr so einfach abbügeln. In dieser Konstellation scheint der Kurs zumindest am unteren Ende recht gut abgesichert zu sein. Deshalb dürfte hier ein gedeckeltes Bonuspapier das richtige Instrument sein. Es bietet einen zusätzlichen Puffer gegenüber der Direktanlage von mehr als 20 Prozent.

Und: Hält die Grenze, gibt es eine ordentliche -Bonusrendite von 17,3 Prozent.





SGL Carbon-Aktie: Bonus-Cap



Der Niedergang von SGL Carbon lässt sich an der Kursentwicklung sehr gut festmachen. Es gibt wohl kaum einen Zeitraum in den vergangenen zehn Jahren, in dem die Aktie einen positiven Wertbeitrag lieferte.

Zuletzt zeigte sich aber eine Stabilisierung. Das liegt daran, dass dank einer umfangreichen Kapitalerhöhung und des Verkaufs von nicht mehr zum Stammgeschäft zählenden Geschäftsbereichen die Bilanz in Ordnung gebracht wurde.

Nun wird es darum gehen, die verbliebenen Bereiche wieder auf ein ordentliches Ertragsniveau zu führen. Hier ist SGL Carbon mit aussichtsreichen Entwicklungen vertreten. So kommen SGL-Verbundstoffe schon heute in den Elektrofahrzeugen von BMW zum Einsatz. Und mit wachsenden Absatzzahlen legen auch die Erlöse dieses Bereichs zu.

Diese Ausgangssituation lässt für die Aktie im Moment eine Seitwärtsentwicklung mit leichtem Aufwärtstrend erwarten. Das ideale Produkt wäre hier ein gedeckeltes Bonuspapier. Wer sich die Kursentwicklung anschaut, erkennt, dass die Aktie selbst bei der Kapitalerhöhung nie wirklich unter acht Euro gefallen ist. Deshalb sollte das Sicherheitslevel dort angesiedelt sein.

Das Bonuslevel beträgt 12,10 Euro. Das heißt: Mutige Anleger, die darauf vertrauen, dass der Puffer von 17 Prozent ausreicht, können am Ende der Laufzeit mit einer Auszahlung von 12,10 Euro belohnt werden. Das entspräche einer annualisierten Rendite von 15,1 Prozent.