Bei ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag in Malta hat die Direktoren der Europäischen Zentralbank (EZB) vor allem ein Thema beschäftigt: Die nachhaltig fehlende Inflation in der Eurozone. Das Problem der Geldpolitiker: Die Preise wollen einfach nicht steigen. Im September sanken die Preise sogar um 0,1 Prozent. Die EZB strebt dagegen eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Diese sanfte Form der Geldentwertung ist nach ihrer Auffassung optimal für die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum.
An diesem Donnerstag erwarten die meisten Experten zwar noch keine großen Änderungen am geldpolitischen Programm der EZB. Mittelfristig sieht die Lage schon anders aus. Viele Volkswirte halten eine Ausweitung der Anleihen-Käufe der EZB für wahrscheinlich, nachdem die bis dafür aufgewendeten Milliarden nicht den erhofften Inflationsschub brachten.
An dieser, aus Sicht der EZB unschönen, Entwicklung dürfte sich so schnell auch wenig ändern, denken inzwischen wohl auch einige führende EZB-Mitglieder. Wegen eines stärkeren Euro und der gesunkenen Rohstoffpreise werde es länger dauern, bis die Teuerungsrate den Zielwert von knapp zwei Prozent erreiche, sagte beispielsweise vergangene Woche EZB-Direktor Yves Mersch.
Um der Eurozone endlich zu höheren Preissteigerungen zu verhelfen, wird deshalb nach seinen Aussagen die EZB vermutlich ihre expansive Geldpolitik weiter ausbauen. "Sollten weitere geldpolitischen Impulse nötig sein, ist die EZB entschlossen, alle verfügbaren Instrumente zu nutzen, um mittelfristig ihr Mandat zu erreichen", erklärte Mersch. Ähnlich hatten sich bereits einige seiner Kollegen in den vergangenen Wochen geäußert.
Sollte die EZB das Programm wie erwartet ausdehnen, würde dadurch erneuter Abwärtsdruck auf die Anleihenrenditen entstehen. Das ist traurig für alle, die sich nächsten Monat eine frische Bundesanleihe ins Depot legen und in den folgenden Jahren deren Zinsen kassieren wollen.
Schon jetzt bringen die meisten Staats- und Unternehmensanleihen nur noch bescheidene Renditen. Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit rentieren derzeit mit weniger als 0,6 Prozent pro Jahr. Deutsche Staatspapiere mit zwei Jahren Laufzeit bringen Anlegern sogar leicht negative Renditen von rund 0,2 Prozent. Etwas höher liegen die Zinsen bei US-Papieren. Dort werden Anleger aus dem Euroraum aber durch ein Wechselkursrisiko belastet.
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Hochzins-Anleihen haben hohe Renditen
Etwas besser stehen die Chancen für kurzfristig orientierte Anleger, die nicht auf Zinseinnahmen zielen, sondern auf Kursgewinne der Anleihen. Weitet die EZB ihr Kaufprogramm aus und sinken dann wie erwartet die Zinsen abermals, würde das bei Bundes- und anderen Anleihen voraussichtlich zu Kursgewinnen führen. Doch angesichts der schon jetzt niedrigen Marktrenditen scheint das Gewinnpotenzial begrenzt.
Als lukrativer dürfte sich deshalb eine etwas mutigere Anlagestrategie erweisen. Wer in europäische Hochzins-Anleihen (High Yield) investiert, kassiert schon heute hohe Renditen und kann sich vermutlich auch noch über zusätzliche Kursgewinne freuen. Hochzins-Anleihen, also Schuldpapiere von Unternehmen mit schlechter Bonität, haben ein deutlich höheres Ausfall-Risiko als Bundesanleihen, doch zum Ausgleich dafür sind ihre Renditen Lichtjahre von den schmalen Erträgen der Staatsanleihen entfernt.
Derzeit bringen europäische Hochzinsanleihen im Schnitt mehr als fünf Prozent Rendite. Kein Wunder, empfehlen jetzt viele Anlageprofis, neben sicheren Staatsanleihen auch riskantere Unternehmensanleihen ins Portfolio zu nehmen. "Wir erhöhen Euro-Hochzinsanleihen auf Übergewichten", erklären etwa jetzt die Anlagestrategen der Deutschen AWM. Mittelfristig profitiert dieses Segment nach ihrer Einschätzung von unverändert niedrigen Ausfallraten, guten Ratings, hoher Nachfrage und einer im historischen Kontext hohen Renditeprämie.
Günstiger Zeitpunkt für Investments
Ein Blick auf die Grafiken zu Renditeentwicklung und Ausfall-Raten der Hochzinsanleihen unterstreicht diese Beurteilung. Mit Ausfallraten von weniger als einem Prozent in den vergangenen vier Jahren erwiesen sich die Hochzins-Papiere als erstaunlich zuverlässige Renditebringer. Im langfristigen Durchschnitt liegt die Ausfallrate etwa bei vier Prozent.
Das ist in etwa auch die Ausfallrate, die am Markt derzeit in den Kursen der Hochzinsanleihen eingepreist ist, meinen Experten. Als Folge der zuletzt aufkommenden Sorgen um die chinesische Konjunktur und die Schwäche der Schwellenländer gingen die Kurse der Hochzinsanleihen in den vergangenen Wochen deutlich zurück. Für Neueinsteiger ergibt sich nun ein attraktives Einstiegsniveau.
"Der europäische Hochzinsbereich stellt aus unserer Sicht weiterhin eine interessante Anlagemöglichkeit dar", sagt auch Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income bei der US-Fondsgesellschaft AB. Der jüngste Abverkauf an den Kapitalmärkten habe die Bewertungen sogar noch etwas aufgehellt. "Aktuell halten wir vor allem Anleihen mit einem B-Rating für deutlich attraktiver als Papiere mit dem höheren BB-Rating", ergänzt Peters. Doch aufgrund des Kreditrisikos der Hochzinsanleihen sei eine breite Streuung, also gleichzeitige Investments in viele Hochzins-Anleihen, wichtig.
Privatanleger können das Risiko von Ausfällen einzelner Anleihen ganz leicht senken, indem sie in einen ETF mit einem breiten Hochzins-Pportfolio investieren. Ein Investment in solch einen Fonds bietet sich schon deshalb an, weil Hochzinstitel in der Regel nur in großen Mindestmengen gehandelt werden.
Mehrere Gesellschaften bieten ETFs für Hochzinsanleihen an. Die höchste Liquidität und eine sehr breite Streuung verspricht der iShare Euro High Yield Corporate Bond ETF (ISIN: IE00B66F4759). Der ETF enthält mehr als 400 Hochzins-Anleihen, die in Euro notieren. Begeben wurden sie überwiegend von europäischen Unternehmen aber auch von Gesellschaften aus Amerika und Russland.
Aktuell liegt die durchschnittliche Rendite dieses Anleihenportfolios bei rund 4,5 Prozent. Die Restlaufzeit der enthaltenen Papiere beträgt im Schnitt nur 3,5 Jahre. Zinsänderungen dürften sich also nur vergleichsweise gering auswirken. Mehr Auswirkungen hat dagegen in der Regel die Entwicklung am Aktienmarkt. Kommt es dort zu kräftigen Kurseinbrüchen, leiden die Hochzins-Anleihen meist ebenfalls. Im August war dieser Effekt gut zu beobachten.
Etwas Risikobereitschaft müssen Anleger für den iShare Euro High Yield Corporate Bond ETF schon mitbringen. Doch dieser Mut wird ja auch durch höhere Renditen vergolten.
iShare Euro High Yield Corporate Bond ETF
ISIN: IE00B66F4759
Gesamtkostenquote: 0,5 Prozent