Die Formkrise des Sportartikelriesen Nike ist größer als von der Wall Street befürchtet: Der Quartalsgewinn des US-Konzerns verfehlte die Analystenerwartung. Die Aktie fiel auf den tiefsten Stand seit rund zwei Jahren. Von Sven Parplies
Nike ist noch immer in den Turbulenzen der Pandemie gefangen. Viele Waren kommen durch Kapazitätsengpässen in der Schiff- und Luftfahrt verspätet in den Läden an und können dann nur noch mit Rabatten verkauft werden. In Nordamerika sind die Lagerbestände sogar um rund zwei Drittel gestiegen. „Wir ergreifen entschlossene Maßnahmen, um überschüssige Bestände abzubauen“, kündigte Nike in einer Telefonkonferenz mit Analysten an.
Weitere Probleme der Nike-Aktie
Ein zusätzliches Problem ist der stark gestiegene Dollar, durch den Einnahmen in anderen Währungen wie dem Euro aus der Nike-Perspektive an Wert verlieren. Ein Sonderproblem bleibt China: In dem lange wichtigsten Wachstumsmarkt westlicher Marken schrumpft das Geschäft inzwischen – für Nike im zweiten Quartal um 16 Prozent. Neben anhaltenden Covid-Beschränkungen leiden westliche Konsumgüterhersteller darunter, dass Konsumenten stärker einheimische Marken kaufen. Das Nike-Management betont, dass man China weiterhin als einen Wachstumsmarkt betrachte.
Die zahlreichen Probleme kommen in einer ohnehin schwierigen Zeit: Steigende Kosten für Energie drücken die Kaufkraft der Konsumenten, denen dadurch weniger Geld für Einkäufe bleibt.
Die Geschäftszahlen von Nike
Das alles schlägt sich in den jüngsten Geschäftszahlen von Nike nieder: Die Bruttomarge schrumpfte im Quartal um mehr als zwei Prozentpunkte auf 44,3 Prozent. Analysten hatten 45,4 Prozent auf dem Zettel. Der Nettogewinn für das erste Quartal fiel auf 1,5 Milliarden Dollar nach 1,9 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Der Umsatz stieg dagegen um knapp vier Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar und lag damit über der Konsensschätzung von 12,3 Milliarden. Charttechnisch ist die Nike-Aktie wie so viele andere in schlechter Verfassung. Unter Analysten hat der Sportartikelkonzern weiterhin viele Anhänger. Laut Bloomberg-Datenbank sind zwei Drittel der Einschätzung Kaufempfehlungen. Die aktuellen Geschäftszahlen haben an der überwiegend positiven Einschätzung nichts geändert. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 116 Dollar. Anleger sollten eine Bodenbildung abwarten. Langfristig ein gutes Investment.