Japans oberstem Währungshüter bereitet die anhaltende Schwäche seiner Währung keine Sorgen - im Gegenteil. "Ein schwacher Yen hat sowohl positive Auswirkungen auf den Export als auch auf die Investitionen", erklärte Notenbank-Chef Haruhiko Kuroda kürzlich den Abgeordneten des japanischen Parlaments. Seine Begründung: "Durch die Abwertung steigen die Einnahmen unserer im Ausland tätigen Unternehmen". Unterm Strich sei deshalb ein schwacher Yen gut für Japan, resümierte Kuroda.

Knapper kann man es wohl nicht auf den Punkt bringen. Das sehen offensichtlich immer mehr Anleger genauso. In den vergangenen zehn Tagen legte Japans Nikkei-Index um mehr als 12 Prozent zu. Jetzt notiert der japanische Leitindex so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr. Mit dem jüngsten Kursanstieg wurde zugleich auch die 200-Tage-Linie deutlich übersprungen. Das signalisiert aus charttechnischer Sicht große Stärke und deutet auf weitere Kursgewinne in Tokio hin.

Anleger können dabei weiterhin auf die japanische Notenbank bauen. Sollten sich die Wirtschaftsaussichten verschlechtern, "werden wir sicher die Geldpolitik anpassen und zusätzliche Lockerungen vornehmen", versicherte Kuroda kürzlich vor dem Parlament. Wie ernst es ihm damit ist, hat er schon bewiesen. Vergangene Woche gab die japanische Notenbank bekannt, dass sie ihr Anleihenaufkaufprogramm (quantitativ easing) ausweitet - auf nun 80 Billionen Yen pro Jahr. Das solle solange fortgesetzt werden, bis die Inflationsrate wieder bei zwei Prozent liege. Bis das soweit ist, wird wohl noch eine Weile dauern. Nach Einschätzung der Zentralbank wird die Inflationsrate noch für einige Zeit bei rund 1,3 Prozent verharren.

Auf Seite 2: Divergierende Notenbankpolitik



Divergierende Notenbankpolitik

Vor diesem Hintergrund verliert die japanische Währung rasant an Wert. Seit Herbst 2012 sackte der Yen gegenüber dem US-Dollar um rund 40 Prozent ab. Der wichtigste Grund: Mit ihren ständigen Liquiditätsspritzen weitet die Bank of Japan ihre Geldmenge massiv aus. Die US-Notenbank Fed fährt dagegen ihre expansive Geldpolitik zurück. Letztendlich bewirkt die gegensätzliche Geldpolitik der beiden Zentralbanken tendenziell steigende Zinsen in den USA und niedrige in Japan. Auf der Suche nach Rendite wandert deshalb immer mehr Geld von Japan in die Vereinigten Staaten.

Für viele Unternehmen der Exportnation Japan ist die Abwertung ein großer Vorteil. Jetzt können sie ihre Waren im Ausland entweder sehr viel preiswerter anbieten und dadurch mehr Umsatz erzielen oder sie halten den Preis gleich und buchen in heimischer Währung sofort mehr Gewinn.

Aufgrund des Yen-Verfalls werden die Gewinne der japanischen Unternehmen weiter steigen, erwartet deshalb viele Aktienanalysten. Schon in den vergangenen Monaten haben viele ihre Gewinnprognosen angehoben. "Japans Unternehmen stehen weltweit an der Spitze der Rangliste der Gewinnrevisionen", berichtet Christophe Bernard, Chefstratege der Schweizer Privatbank Vontobel.

Doch nicht nur höhere Unternehmensgewinne könnten die Aktienkurse nach oben treiben, auch die Bewertung der Gesellschaften könnte steigen. Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 13 liegen japanische Aktien derzeit nicht nur deutlich unter ihrem Durchschnittswert der letzten zehn Jahre. Zugleich ist die japanische Börse eine der preiswertesten aller Industrieländer. Durch die Yen-Schwäche dürften viele Unternehmen jetzt noch rentabler werden, erwartet Bernard. Das wiederum rechtfertige höhere Bewertungen und deute "auf eine erneute Hausse des japanischen Aktienmarkts" hin.

Auf Seite 3: Preiswerte ETFs



Preiswerte ETFs

"Die Perspektiven für die japanische Börse sind gar nicht so schlecht", urteilt auch Russ Koesterich, Chef-Anlagestratege der weltgrößten Fondsgesellschaft BlackRock. "Die Börse ist günstig bewertet, Reformen stehen an, staatliche Pensionsfonds wollen mehr Aktien kaufen und die Bank of Japan dürfte nochmals ihre Geldpolitik lockern", begründet der Stratege.

Anleger können von dieser Entwicklung mit dem richtigen Indexfonds profitieren. Wer in japanische Aktien investieren will, kann sich dabei seit kurzen über einige ausgesprochen preiswerte ETFs freuen. So beträgt die Gesamtkostenquote des iShares-ETF auf den MSCI-Japan-Index (ISIN: DE000A0YBR53) nur noch 0,2 Prozent im Jahr. Nochmals deutlich preiswerter ist der db X-trackers ETF auf den Nikkei-Index (DE000A0H08D2). Hier fallen im Jahr nur noch 0,09 Prozent Kosten an.

Etwas teurer wird es, wenn der Japan-ETF eine eingebaute Absicherung gegen Wechselkursveränderungen hat. Empfehlenswert sind dabei unter anderem der iShares MSCI Japan EUR Hedged (DE000A1H53P0) und der Amundi Japan Topix Hedged Daily (FR0011314277). Bei diesen beiden währungsgesicherten Japan-ETFs betragen die Kosten 0,64 Prozent bzw. 0,48 Prozent im Jahr. Angesichts der zu erwartenden anhaltenden Yen-Schwäche, dürften sich die höheren Kosten jedoch lohnen. In den vergangenen eineinhalb Jahren hätte sich eine Währungssicherung für Anleger aus dem Euro-Raum jedenfalls sehr gut ausgezahlt.