Die Aktien von Nokia (ISIN: FI0009000681, 5,28 Euro) waren mal ein ganz heißes Eisen. Doch das ist lange her. Konkret bezieht sich der Hinweis auf die Jahre vor der Jahrtausendwende. Aber danach war der Ofen aus und fast alle früheren Kursgewinne gingen anschließend wieder verloren.
Der Grund dafür war, dass das finnische Unternehmen geschäftlich den Anschluss verpasst hatte. Die Reparaturarbeiten dauerten lange, doch inzwischen tragen sie endlich immer mehr Früchte. Heutzutage ist das Unternehmen als einer der weltweit führenden Hersteller von Telekommunikationsinfrastruktur, Software und damit verbundenen Dienstleistungen einzustufen. Der Konzern gliedert sich in die Geschäftsbereiche Mobilfunknetze, Netzwerk-Infrastruktur, Cloud- und Netzwerkdienste sowie Nokia Technologies (Patent-Portfolio).
Neuausrichtung beginnt sich auszuzahlen
Das Kerngeschäft ist der Aufbau und Betrieb von Mobilfunk- und Festnetzen. Durch die Übernahme von Alcatel-¬Lucent wurde neben der Stärkung der Marktposition in Nordamerika insbesondere das Festnetzgeschäft im Bereich IP und Glasfaser ausgebaut, so die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Auf die margenträchtige Verwertung des umfangreichen Bestandes an Patenten im Bereich Kommunikationstechnologie konzentriert sich das neue Segment Nokia Technologies.
Die Drittquartalszahlen von Nokia sind laut Raiffeisen Research insgesamt recht erfreulich ausgefallen und kamen, was die Profitabilität betrifft, auch über den Analystenerwartungen zu liegen. Die Analysten bei der österreichischen Bank sehen Nokia mitten in einem vierjährigen Turnaround mit dem Hauptziel, seine Produktwettbewerbsfähigkeit (speziell bei 5G) wiederzuerlangen.
Trotz des Gegenwinds in den kommenden Quartalen (große Komponentenknappheit und Kosteninflation in der Branche) scheint Nokia auf einem guten Weg zu sein, seinen Umsatz auch in dieser Übergangsperiode steigern zu können, heißt es. Das Unternehmen müsse jetzt aber konsequent "liefern", um das angeknackste Sentiment gegenüber der Aktie wieder zu verbessern.
Positiv äußern sich auch die LBBW-Experten: Aus ihrer Sicht mausert sich die Festnetzsparte zum Wachstumstreiber. Während der 5G¬-Investitionszyklus wohl 2023/24 seinen Höhepunkt erreichen werde, profitiere das Marktwachstum im Festnetzbereich von zusätzlichen, längerfristigen Trends wie z.B. Cloudcomputing, Glasfaserausbau und Digitalisierung der Industrie.
Sustainalytics stuft die ESG-Risiken als niedrig ein
Die Finnen scheinen somit auf dem richtigen Weg zu sein. Zu diesem Schluss kann man auch mit Blick auf die unternommenen Nachhaltigkeits-Anstrengungen kommen. Wenn es um ESG und damit um Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social und Governance) geht, hat Nokia jedenfalls einige Hebel in Bewegung gesetzt.
Beim ESG-Risk-Rating von Sustainalytics, einem Unternehmen, das die Nachhaltigkeit börsennotierter Unternehmen anhand ihrer Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Leistung bewertet, hat Nokia einen Score von 12,4 inne, was einem geringen Risiko entspricht. Im verfolgten globalen Universum bedeutet das Platz 542 unter 14.983 bewerteten Gesellschaften. Das heißt, bei der Messung der Exposition gegenüber branchenspezifischen wesentlichen ESG-Risiken und der Frage, wie gut ein Unternehmen diese Risiken steuert, steht Nokia relativ gut da.
Das Unternehmen selbst verfolgt eigenen Angaben zufolge intern den Ansatz, an der Entwicklung von Technologien zu arbeiten, die der Welt helfen, gemeinsam zu handeln. Die Schwerpunktbereiche, bei denen man nach eigener Einschätzung die größte Wirkung erzielen kann, sind Klima (die Bekämpfung des Klimawandels durch Lösungen zur Eindämmung und Anpassung wird an Bedeutung gewinnen), Integrität (man betont die Bedeutung des Respekts für ethisches Verhalten, Sicherheit und Datenschutz) sowie Kultur (Sicherstellung der Fähigkeit, die besten Talente anzuziehen und leistungsstarke Teams zu bilden, die etwas bewegen). Mehr dazu ist dem nachfolgenden Schaubild zu entnehmen.
Der Konzern erhält auch immer wieder Anerkennung für die unternommenen Leistungen und Maßnahmen rund um das Thema Nachhaltigkeit durch externe Stellen. So bestätigte im Juli 2021 FTSE Russell erneut, dass Nokia auch nach der damaligen Indexüberprüfung ein Bestandteil der FTSE4Good Index Series bleibt. Und im Februar 2021 wurde Nokia zum vierten Mal in Folge (2018-2021) und zum fünften Mal insgesamt von Ethisphere als eines der "World's Most Ethical Companies" ausgezeichnet.
Raiffeisen Research bezeichnet Nokia als ESG-konforme Aktie
Für Raiffeisen Research gehören die Finnen in vielerlei Hinsicht zu den Vorreitern in Sachen ESG. Zur Untermauerung dieser These verweisen die zuständigen Analysten auf die Verpflichtung von Nokia, die Emissionen aus der eigenen Produktion und - was noch wichtiger sei - die seiner Produkte zu reduzieren.
Nokia sei zudem eines der wenigen Unternehmen, die sich dem +1,5°C-Temperaturziel des Pariser Abkommens verpflichtet haben. Die Initiative Science Based Targets Initiative (SBTi) habe die neuen Ziele der Gesellschaft abgesegnet, mit denen man seine Verpflichtung zur Anpassung an das Pariser Ziel erfüllt. Im März 2021 kündigte Nokia an, die Emissionen im eigenen Betrieb und bei den verwendeten Produkten bis 2030 zu halbieren.
Beim Raiffeisen Research-Aktienuniversum schneidet Nokia mit einem Gesamtscore von 61 gut ab und überzeugt auch in allen ESG-Teilscores. Im Sektorenvergleich zählt das Unternehmen zu den Top zehn Prozent. Aufgrund von kaum Verletzungen bei den kontroversiellen Aktivitäten gilt Nokia gemäß den angewandten Kriterien als ESG-konforme Aktie. Mehr Details zu den Ergebnissen zeigen die nachfolgenden Grafiken.
Der Chart sendet Kaufsignale
In einer Zeit, in der Investoren immer mehr Kapital unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeits-Aspekten investieren, ist gute ESG-Abschneiden von Nokia durchaus ein wichtiger Pluspunkt. Wie sehr dieser Punkt schon jetzt die aktuelle Kursfindung beeinflusst, darüber lässt sich nur spekulieren.
Fakt ist aber, dass der Titel charttechnische Lebenszeichen sendet. In der Vorwoche erreichte die Notiz den höchsten Stand seit März 2019. Es deutet sich folglich ein Ende des jüngsten mehrmonatigen Seitwärtstrends und eine Wiederaufnahme des übergeordneten Aufwärtstrends ab, der sich seit März 2020 herausgebildet hat.
Auch Bewertungsüberlegungen stehen einem Einstieg im Übrigen nicht entgegen. Vielmehr ergibt sich auf Basis der Analystenschätzungen zum Gewinn je Aktie im Geschäftsjahr mit 0,43 Euro ein KGV, das mit geschätzten 12,3 als relativ moderat einzustufen wäre.