Der finnische Netzwerkausrüster leidet unter einem rückläufigen Geschäft. Nach einem Umsatzeinbruch im dritten Quartal rechnet Nokia nun nur noch mit einem Umsatzziel am unteren Ende der Prognose. Um die Kosten zu senken, setzt der Konzern auf ein neues Sparprogramm  und will weltweit bis zu 14.000 Arbeitsplätze abbauen. Die Nokia-Aktie rutscht immer tiefer.

Der finnische Telekom-Ausrüster Nokia muss erneut einen Umsatzeinbruch verkraften. Die Nettoerlöse brachen im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel auf knapp fünf Milliarden Euro ein. Zum einen belasteten ungünstigere Wechselkurse den Umsatz. Doch auch das Segment rund um die Ausrüstung von Mobilfunk-Anbietern in Nordamerika läuft alles andere als rund. Kunden achten auf ihre Kosten und bauen erst ihre Bestände auf, bevor sie neue Komponenten bestellen, wie Nokia erläuterte.

Das bereinigte operative Ergebnis brach um mehr als ein Drittel auf 424 Millionen Euro ein und verfehlte damit die durchschnittlichen Analystenschätzungen bei Weitem. Unter dem Strich verdiente Nokia auf vergleichbarer Basis 299 Millionen Euro nach 551 Millionen im Vorjahr.

Konzernchef Pekka Lundmark schraubt nun erneut die Erwartungen herunter. "Wir peilen das untere Ende unserer Umsatzspanne für 2023 an", sagte Lundmark. Bislang will Nokia 23,2 bis 24,6 Milliarden Euro erlösen, wobei das untere Ende bei konstanten Wechselkursen gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von vier Prozent entspricht. Die bereinigte operative Marge dürfte durch die derzeitigen Sparmaßnahmen in der Mitte der angepeilten Spanne von 11,5 bis 13,0 Prozent liegen. Bereits zum ersten Halbjahr hatte Nokia seine Jahresziele gesenkt.

Dass die Jahresziele nicht noch einmal gesenkt wurden, könnte nach Vermutung des Jefferies-Analysten Janardan Menon an neu abgeschlossenen Deals liegen. Allerdings bleibt der Branchenexperte skeptisch: "Diese Verträge haben sich mehr als ein Jahr hingezogen und selbst wenn sie unterzeichnet worden sind, könnte das untere Ende der Spanne eine Herausforderung werden."

Neues Sparprogramm

Bis Ende 2026 will Nokia nun zwischen 800 Millionen und 1,2 Milliarden Euro weniger ausgeben, um das Langfristziel einer operativen Marge von 14 Prozent zu schaffen, teilte das Unternehmen in Espoo bei Helsinki mit. Dazu sollen weltweit bis zu 14.000 Stellen abgebaut werden. Derzeit arbeiten für Nokia etwa 86.000 Beschäftigte.

Lundmark lehnte es ab, weitere Details zu den bevorstehenden Stellenstreichungen zu nennen. Das Management müsse zunächst die Arbeitnehmervertreter konsultieren. Er wolle jedoch die Bereiche Forschung und Entwicklung schützen. 

Trotz der Maßnahmen hält der Nokia-Chef am Ausblick für das Gesamtjahr fest. "Wir glauben weiterhin an den mittel- bis langfristigen Markt, aber wir werden nicht abwarten und beten, dass sich der Markt in absehbarer Zeit erholen wird", sagte er. Knackpunkt sei ein Mangel an schnelleren Mid-Band-Geräten. Nur ein Viertel aller 5G-Basisstationen außerhalb Chinas verfügten derzeit über diese Technologie. Damit sich der Markt erholen könne, müsse die Branche in diesen Bereich investieren, um den wachsenden Datenverkehr bewältigen zu können.

Die Nokia-Aktie reagiert am Donnerstag mit kräftigen Kursabschlägen. Zeitweilig beträgt das Minus rund fünf Prozent auf 3,10 Euro. So tief stand die Nokia-Aktie zuletzt Anfang November 2020.

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3-Jahres-Chart Nokia (in Euro, Börse Helsinki)

Auch die Konkurrenz leidet

Charttechnisch ist nun ein weiterer Rückfall bis etwa 2,80 Euro denkbar. Dort hatte die Nokia-Aktie im Oktober 2020 ein markantes Zwischentief gebildet.

Zum Wochenbeginn hatte auch der schwedische Konkurrent Ericsson die Nokia-Aktie belastet, nachdem ein Milliardenverlust im dritten Quartal gemeldet wurde. Zudem warnte Ericsson vor einer weiter gedämpften Investitionsbereitschaft von Kunden. "Wir gehen davon aus, dass sich die zugrundeliegende Unsicherheit bis 2024 auf unser Netzwerkgeschäft auswirken wird", sagte Ericsson-Chef Börje Ekholm am Dienstag. Unter dem Strich fiel bei Ericsson im dritten Quartal ein Verlust von 30,5 Milliarden Kronen (etwa 2,6 Milliarden Euro) an – nach einem Gewinn von 5,4 Milliarden Kronen im Vorjahreszeitraum. Die Ericsson-B-Aktie sackt heute auf ein neues 20-Jahres-Tief ab.

Einschätzungen zur Nokia-Aktie

Die Analysten äußerten sich zuletzt noch positiv zu den Aussichten für die Nokia-Aktie. Das Analysehaus Jefferies hatte vor zwei Wochen die Einstufung für Nokia auf "Buy" mit einem Kursziel von 4,50 Euro belassen, JPMorgan hatte in Erwartung guter Quartalszahlen noch am Dienstag sogar ein Kursziel von 6,50 Euro bestätigt.

BÖRSE ONLINE hatte die Nokia-Aktie zuletzt im März als spekulativen Kauf empfohlen, wurde jedoch bereits im Juli bei 3,60 Euro ausgestoppt. Die jüngste Talfahrt verheißt nichts Gutes für die kurzfristige Kurszukunft. Ein Investment bietet sich derzeit nicht an. Mutige Anleger können sich allerdings mit einem Abstauber-Kauflimit unterhalb der 3-Euro-Marke auf die Lauer legen und auf eine Trading-Chance hoffen.

(Mit Material von dpa-AFX und Reuters)

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