Vor knapp zwei Jahren, also kurz vor dem Beginn der Corona-Krise, ist Sanna Marin als jüngste Regierungschefin der Welt in Finnland angetreten. Diese Woche feierte die Premierministerin ihren 36. Geburtstag und kann stolz auf das bislang Geleistete sein. Die sozialfreundliche Reformerin steuerte das Land überdurchschnittlich stabil durch die Pandemie. So knickte das finnische Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2020 nur um 2,9 Prozent ein, während die Eurozone einen mehr als doppelt so hohen Einbruch verzeichnete.

Die Nordeuropäer gelten schon seit Längerem als Vorzeigestaat in Europa, und das aus unterschiedlichsten Gründen. Zum Beispiel technologisch: In dem von der Europäischen Union (EU) veröffentlichten Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft belegte Finnland zuletzt den ersten Platz innerhalb des Staatenverbundes. Auch in Sachen Gleichstellung der Geschlechter sind die Nordeuropäer Vorreiter. Mit einem Frauenanteil im Parlament von 46 Prozent steht Finnland auf Platz 2 (nach Schweden) in Europa. Beim Klimaschutz drückt die Nation ebenfalls aufs Gas. Um etwa den Kohlendioxid-Fußabdruck der Hauptstadt Helsinki zu verringern, werden ab Januar bei städtischen Veranstaltungen nur noch vegetarische Gerichte und lokaler Fisch angeboten. Bis 2035 soll das Land gänzlich CO2-neutral sein. Finnland gehört also in vielen Bereichen wie Innovation, Technologie und Wettbewerbsfähigkeit zu den weltweit führenden Ländern. Damit das so bleibt, wird viel investiert. Zum Beispiel in intelligente Städte, sogenannte Smart Cities. Zwischen 2020 und 2022 steckt allein Helsinki über eine Milliarde Euro in die Entwicklung. Im Stadtteil Jätkäsaari steht sogar ein Smart-City-Labor, wo 18 000 Menschen wohnen sollen.

Ein interessantes Quartett

Bei so viel Hightech darf natürlich ein Unternehmen nicht fehlen: Nokia. Der Netzwerkausrüster ist nicht nur auf dem Heimatmarkt aktiv, sondern sorgt weltweit mit seinen Lösungen für eine 5G-fähige Konnektivität. Im Juli ergatterte Nokia sogar seinen ersten 5G-Funkvertrag in China. Trotz Halbleitermangel und Preiskampf in den USA konnte der Konzern seine Umsätze im dritten Quartal um zwei Prozent steigern. Der operative Gewinn schnellte von Juli bis September gar um 30 Prozent auf 633 Millionen Euro und übertraf damit die durchschnittliche Prognose von 488 Millionen Euro deutlich. CEO Pekka Lundmark geht nun davon aus, die Marge 2021 am oberen Ende des Zielkorridors von zehn bis zwölf Prozent zu erreichen.

Ebenfalls deutlich besser als erwartet hat Stora Enso zuletzt berichtet. Angesichts höherer Preise für Zellstoff- und Holzprodukte konnte das Forstunternehmen seinen Betriebsgewinn im dritten Quartal mehr als verdoppeln. Auf der Umsatzseite schnitt die Firma mit einem Zuwachs von 24 Prozent oberhalb der Konsensschätzung ab. Für den Rest des Jahres zeigt sich die Vorstandsvorsitzende Annica Bresky aufgrund eines immer noch vollen Auftragsbuches ebenfalls zuversichtlich. Darüber hinaus treibt Stora die Umstellung von Papier auf Zellstoff und Karton voran und verfolgt zudem Elektromobilitätspläne. Der Konzern extrahiert aus Holz den Werkstoff Lignin, der für die Festigkeit der Zellwände sorgt und somit in Batterien eingesetzt werden kann. Sollten die Pilotversuche nachhaltigen Erfolg zeigen, rechnet Stora damit, in fünf Jahren mit dem Material eine Milliarde Euro erlösen zu können.

Aufbruchstimmung macht sich bei Wärtsilä breit. Die Firma, die unter anderem smarte Lösungen zur Optimierung des Energieverbrauchs anbietet, musste in den zurückliegenden Jahren schrumpfende Erlöse und Gewinne verkraften. 2021 wendet sich das Blatt. So lieferte Wärtsilä für das dritte Quartal deutlich bessere Zahlen als erwartet. Die Margen lagen neun Prozent über dem Konsens. Zudem füllt sich das Orderbuch. So haben sich die Bestellungen von Batteriespeichern in den vergangenen Monaten enorm beschleunigt. Auch konnte Wärtsilä im November den größten Auftrag seit Jahren einheimsen. Für rund 480 Millionen Euro gehen Kraftwerke nach Lateinamerika. Analysten erwarten einen nachhaltigen Wachstumskurs. Nach einer Verdopplung in diesem Jahr soll das operative Ergebnis bis 2023 prozentual zweistellig zulegen.

Hohe Gewinne erzielt auch Sampo und überraschte soeben mit einem 30-prozentigen Gewinnanstieg. Begünstigt wurde das Ergebnis durch einen Gewinn von 144 Millionen Euro aus dem Verkauf von Nordea-Aktien. Von dieser Seite könnte weitere Unterstützung kommen. "Es ist jetzt klar, dass Sampo Anfang nächsten Jahres komplett aus Nordea aussteigen wird", sagt Inderes-Analyst Sauli Vilén. Auch operativ läuft es blendend. Die Schadenkostenquote des Versicherers sank im dritten Quartal um 2,3 Prozentpunkte auf 80,8 Prozent und übertraf damit die Schätzung. Die Aktie sollte ihren Aufwärtstrend fortsetzen.

 


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