Bei Volkswagen wartet er erst mal ab, auch wenn der Kurs schon kräftig nachgegeben hat. Einen Trend hin zum fairen Wert der Aktie vermag der Manager des Nordea-1 European Value bislang noch nicht erkennen. "Sollte der Konzern sein Investment-Grade-Rating verlieren, kann er keine attraktiven Kreditkonditionen zum Kauf seiner Fahrzeuge mehr anbieten", warnt Tom Stubbe Olsen.

Chancen sieht der Value-Investor dagegen bei Rio Tinto. Stubbe Olsen hat begonnen, erste Positionen bei dem Minenunternehmen aufzubauen. "Rio Tinto produziert im Branchenvergleich zu den geringsten Kosten und weist eine Dividendenrendite von sechs Prozent auf." Auch Öl- und Versorgerunternehmen nimmt der Däne derzeit näher unter die Lupe. Das Risiko, einen zu hohen Preis zu bezahlen, schätzt er mittlerweile als gering ein. Stubbe Olsen sucht in dem rund 1000 Unternehmen umfassenden Aktienuniversum Europas nach 30 bis 50 Qualitätstiteln, die von der Mehrheit der Anleger nicht beachtet werden. Jedoch steigt er nur dann ein, wenn eine Aktie seinen Analysen zufolge einen Sicherheitsabschlag zu ihrem inneren Wert von mindestens 40 Prozent aufweist.

Um den inneren Wert einer Aktie, das Gewinnwachstum eines Unternehmens und das sich daraus ergebende Kurspotenzial zu ermitteln, führt Stubbe Olsen intensive Analysen durch. Neben der Ermittlung der Vermögenswerte prüft er insbesondere, ob ein Konzern in der Lage ist, nachhaltige Cashflows zu erzielen. Denn nur dann könnten Dividenden gezahlt oder kursstützende Aktienrückkäufe vorgenommen werden. Auch die Qualität der Firmenlenker ist für den Investmentprofi entscheidend.

Rückenwind durch die EZB



Seinen Due-Diligence-Prozess führt Stubbe Olsen, der bereits seit dem Jahr 1998 für den Fonds verantwortlich ist, mit der stets gleichen Systematik und klar strukturiert durch. Dank der Disziplin vermeidet er emotionale Anlageentscheidungen. Auch kann er so das oft hektische Börsengeschehen gelassen verfolgen, auf die stets wiederkehrenden Richtungswechsel reagiert er nicht.

"Langfristig folgt der Aktienkurs immer der Gewinnentwicklung eines Unternehmens", sagt Stubbe Olsen. Bislang machte sich seine Value-Anlagephilosophie bezahlt. Pro Jahr hat der Fondsmanager den Vergleichsindex im Schnitt um 3,3 Prozentpunkte geschlagen. Das lockt Anleger an. Sie haben mittlerweile über 1,4 Milliarden Euro in den Fonds investiert.

Mit den Pharmaunternehmen Novo Nordisk und Novartis, der Deutschen Börse und dem italienischen Vermögensverwalter Anima will Stubbe Olsen das Kapital der Anleger weiter vermehren. Die im Gegensatz zu den USA wohl länger anhaltende Niedrigzinsphase in der Eurozone, die Aktienkäufe begünstigt, dürfte ihm trotz aller Konzentration auf Unternehmensinterna nicht ungelegen kommen.