Die zu erwartenden Dividendenrenditen fallen auf Basis des abgegebenen Versprechens jedenfalls so üppig aus, dass sich auch eingefleischte Dividendenjäger die Hände reiben.

Nein, zu neuen Rekordkursen hat es im laufenden Hausse-Zyklus auch für die Aktien der Nordea Bank AB noch nicht ganz gereicht. Aber verglichen mit anderen europäischen Branchenvertretern ist das bereits 1820 gegründete schwedische Kreditinstitut viel näher dran. Der Vergleich mit dem STOXX 600 Bank Kursindex seit dem Jahr 2000 fällt jedenfalls eindeutig zugunsten der Nordea Bank aus.

Gegenüber dem Ende März 2009 bei 39,50 Kronen markierten Tief hat der Titel aktuell um fast 181% zugelegt. Bei den im März in der Spitze erreichten 115,40 Kronen fehlten bis zu dem am 18. April 2007 bei 118 Kronen markierten Rekordhoch nur noch gut zwei Prozent. Läuft alles wie vom Unternehmen geplant und spielt auch der Gesamtmarkt mit, dann stehen die Chancen aber gut, dass die alte Bestmarke demnächst doch noch genknackt werden kann.

Auf Seite 2: Starke Quartalszahlen





Quartalsergebnis besser als erwartet



Geschäftlich läuft es gemessen an dem schwierigen Branchenumfeld jedenfalls recht gut. Schließlich fällt es auch den Banken in Skandinavien schwer, die Erträge aus dem klassischen Kreditgeschäft in einer Zeit zu steigern, in der die Zentralbanken mit ihrer expansiven Geldpolitik die Zinsen in Richtung Null getrieben haben. Der Einlagezins der Notenbank bewegt sich in Schweden sogar bei minus 0,25 Prozent und in Dänemark sogar bei minus 0,75 Prozent. Trotzdem hat es die größte Bank der nordischen Region im ersten Quartal 2015 geschafft, den Nettogewinn um 30 Prozent auf 1,08 Milliarden Euro zu verbessern. Analysten hatten im Schnitt nur mit 899 Millionen Euro gerechnet.

Im Einzelnen sank der Nettozinsertrag um 5,4 Prozent auf 1,29 Milliarden Euro, die Provisions- und Kommissionserträge nahmen um 7,5 Prozent auf 757 Millionen Euro zu und die Kreditverluste verringerten sich um 23 Prozent auf 122 Millionen Euro. Alles ist somit im aktuellen Umfeld somit auch nicht schlecht, weil die niedrigen Zinsen die Aktienmärkte sowie die Provisionserträge der Banken beflügeln und die niedrigen Zinsen zudem zu geringeren Kreditausfällen und damit Wertberichtigungen führen. Die Kreditausfallquote ging jedenfalls von 18 Basispunkten auf 14 Basispunkte zurück. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis sank gleichzeitig von 49,5 Prozent auf 43,6 Prozent, während die Eigenkapitalrentabilität von 11,4 Prozent auf 14,3 Prozent stieg. Das verwaltete Vermögen erreichte im ersten Quartal mit 290 Milliarden Euro ein neues Rekordhoch.

Als zukunftsgerichtet ist auch der Umgang der Nordea Bank mit der Digitalisierung des Bankgeschäftes zu bezeichnen. Deutlich wird das unter anderem daran, dass im März einer von zehn Beratungsterminen als Online-Meeting durchgeführt wurde und sich deren Zahl gegenüber Dezember annähernd verdreifacht hat. Auch wird kontinuierlich in die Entwicklung neuer digitaler Angebote investiert und die Kunden werden gebeten, diese neuen Services zu bewerten. Als Antwort auf das sich ändernde Kundenverhalten findet laut Vorstand ein grundlegender Wandel innerhalb der Bank statt, im Zuge dessen werden Prozesse vereinfacht und wesentliche Systeme in den kommenden Jahren verändert werden.

Auf Seite 3: Großzügigere Dividendenpolitik



Großzügigere Dividendenpolitik



Auch auf der Kapitalseite scheinen die Schweden gut gerüstet zu sein. Die harte Eigenkapitalquote CET1 lag Ende des ersten Quartals bei vergleichsweise hohen 15,6 Prozent nach 14,6 Prozent. Die Quote liegt damit über den von der schwedischen Finanzaufsicht geforderten 14,7 Prozent, wobei die Nordea Bank selbst eine 50 bis 150 Basispunkte darüber liegende Pufferzone anstrebt.

Die Kapitalausstattung ist so gut, dass eine großzügigere Dividendenpolitik möglich ist. Auf einem Investorentag in London am 27. Mai wurden für die nächsten drei Jahre neue Finanzziele verkündet, denen zufolge die Dividende um mindestens zehn Prozent im Jahr steigen soll. Für 2016 bis 2018 wird demnach eine Ausschüttungsquote von mindestens 75 Prozent angestrebt. Im Vorjahr waren es unter Berücksichtigung einer Abschreibung auf immaterielle Vermögensgegenstände 70 Prozent. Zuvor war lediglich von einer steigenden Ausschüttungsquote die Rede gewesen, wobei es jetzt heißt, die 75 Prozent seien selbst bei einem nur geringen Wachstum zu erreichen ohne damit die Kapitalanforderungen oder die Ergebnisziele zu gefährden.

Bei der Eigenkapitalrendite lautet die neue Zielsetzung den Durchschnitt der nordischen Konkurrenz zu übertreffen. Dieser betrug zuletzt 11,8 Prozent und die Nordea Bank, die 2014 auf eine Eigenkapitalrendite von 11,5 Prozent kam und im ersten Quartal 2015 auf 14,3 Prozent, hatte bisher als Ziel 13 Prozent genannt. Zudem sollen die Kosten in den kommenden Jahren nicht um mehr als ein Prozent p.a. zulegen.

Auf Seite 4: Dividende ist der große Kurstreiber





Dividende ist der große Kurstreiber



Laut Daniel Do-Thoi von J.P. Morgan, ändern die neuen Angaben zur Eigenkapitalrendite und zu den Kostenzielen nicht wesentliches an seinen Gewinnschätzungen. Deutlich angehoben um im Schnitt 13 Prozent wurden dagegen die Dividendenprognosen für die nächsten drei Jahre. Während er für 2015 unverändert mit 0,71 Euro je Aktie rechnet, sollen es für die Jahre 2016 bis 2016 jetzt 0,80, 0,90 und 1,00 Euro werden. Geht diese Rechnung auf, würde sich auf aktueller Kursbasis für 2018 eine satte Dividendenrendite von 8,5 Prozent ergeben. Liefert die Nordea Bank entsprechend, sollte alleine das den Aktienkurs spürbar stützen. Etliche Dividendenjäger dürften sich davon jedenfalls angezogen fühlen.

Die Ergebnisschätzung der Analysten bewegen sich für 2015 und 2016 im Konsens bei bei 0,95 Euro je Aktie. Damit ergibt sich für das laufende Geschäftsjahr ein KGV von 12,4. Das klingt nicht sonderlich hoch, liegt aber über dem eigenen Durchschnittswert der vergangenen Jahre. Auch das Verhältnis von Kurs zum Nettoinventarwert von 1,7 fällt verglichen mit den Vorjahren derzeit etwas höher aus.

Auf Seite 5: Risiko Russland





Dieser Umstand dürfte solange das Kurspotenzial nach oben begrenzen, wie die Konjunktur und die Kreditvergabe in Europa nicht merklich anziehen. J.P. Morgan nennt als Kursziel beispielsweise 121 Kronen und Julius Bär 120 Kronen. Zusammen mit der Dividende scheint bei diesem Titel auf Sicht aber eine Performance von immerhin rund zehn Prozent p.a drin zu sein. Als Risiko ist aber das angespannte Verhältnis der EU mit Russland zu beachten, weil skandinavische Banken auch über die Baltikum-Schiene eine relativ enge Bande zu Russland aufweisen.