Zweistellige Kursziele werden für die Nordex-Aktie von Analysten bereits seit vielen Wochen nicht mehr ausgerufen. Erst Ende November meldeten sich die Experten von Goldman Sachs zu Wort und nahmen den fairen Wert von acht auf fünf Euro nach unten. Damit liegt das neue Ziel gut 40 Prozent unter dem aktuellen Kurs. Die vergleichsweise geringe Größe und die Ausrichtung auf Deutschland dürften das Jahr 2018 herausfordernd machen, bemerkte Analyst Manuel Losa. Auch Merrill Lynch sieht noch kein Ende der Talfahrt und taxierte am 28. November das Ziel auf 5,50 Euro. Bemerkenswert ist vor allem, dass zuvor noch 15 Euro ausgegeben wurden. Hier hat der Experte wohl schon länger nicht mehr auf die Entwicklung geschaut.

Interessant ist aber auch die Reaktion der Aktie auf die negativen Studien. Das Jahrestief wurde bereits Mitte November bei gut sieben Euro ausgebildet, seitdem legte der Kurs um rund 25 Prozent zu. Die nahezu durchweg negativen Analystenmeinungen könnten mal wieder als klassischer Kontraindikator dienen. Auch die Experten haben bekanntlich keine "Glaskugel" auf Ihrem Schreibtisch und schauen oft nur auf den Trend.

Der ist beim Windturbinen-Hersteller aus Norddeutschland zweifelsohne nach unten gerichtet. Fundamental sind die Herausforderungen nicht zu unterschätzen. Die harte Konkurrenz führt zu Preisdruck, was allerdings schon länger bekannt ist und inzwischen auch im Kurs zum Großteil eingepreist sein sollte. Immerhin büßte die Aktie in den vergangenen zwei Jahren um mehr als 70 Prozent ein. Nordex zählt mit einem Börsenwert von 840 Mio. Euro inzwischen zu den kleineren Werten im TecDAX.

Keine schnelle Erholung



Auch der Bericht für das dritte Quartal enthielt auf den ersten Blick kaum positive Impulse. Zwar übertraf das Unternehmen beim Umsatz und Ebitda die Markterwartungen, blieb aber bei beiden Kennziffern um gut vier Prozent unter dem Vorjahresniveau. Selbst der wichtige Auftragseingang entwickelte sich wegen der Einführung von Auktionssystemen in Deutschland und Indien mit lediglich 203 Mio. Euro enttäuschend und lag um fast die Hälfte unter der Konsensprognose. Im kommenden Jahr bleibt die Lage zudem schwierig: Der Vorstand ist davon überzeugt, dass die Nachfrage in den europäischen Kernmärkten 2018 schwach bleibt. In der Division Europa sollen die Strukturkosten um 45 Mio. Euro sinken, der Stellenabbau ist bereits in Vorbereitung. Mittelfristig rechnet Nordex-Chef José Luis Blanco aber wieder mit Rückenwind: Die im Sommer neu entwickelten Turbinen mit 140 und 149 Meter großen Rotoren punkten vor allem durch geringe Stromgestehungskosten, also niedrigen Kosten bei der Energieumwandlung in elektrischen Strom.

Antizykliker aufgepasst



Mit diesen durchwachsenen Perspektiven sind die Märkte bereits für ein schwieriges Jahr 2018 eingestimmt, erst 2019 wird es wohl wieder aufwärtsgehen. Ob dies auch tatsächlich so eintreten wird, ist natürlich vollkommen offen. An der Börse wird aber die Zukunft gehandelt. Viele schlechte Nachrichten sind nach der langen Talfahrt inzwischen eingepreist. Wenn selbst negative Analystenkommentare aber nicht mehr zu weiteren Verkäufen führen, sollten mutige Schnäppchenjäger aufpassen. Die Stimmung gegenüber der Aktie ist so schlecht, dass inzwischen wohl alle Investoren ausgestiegen sind, die den Wert nicht mehr im Depot haben wollten. Der Angebotsdruck dürfte daher langsam abnehmen, die Aktie bietet sich als sehr heiße Turnaround-Wette für 2018 an.

Technisch ist der Weg nach oben natürlich von zahlreichen Barrieren durchzogen. Mit erhöhter Verkaufsbereitschaft ist bereits knapp über dem aktuellen Niveau bei 9,35 Euro bis 9,50 Euro zu rechnen. Bei aktuell 10,25 Euro verläuft der Abwärtstrend. Entwarnung könnte erst ab einem Wochenschluss oberhalb der 200-Tage-Linie (violett) gegeben werden, die derzeit bei 11,20 Euro verläuft. Auch die Statistik mahnt eher zur Vorsicht: Der Abstand von zehn Prozent zum Monatsdurchschnitt deutet auf eine Überhitzung (Verlauf unter dem Chart). Setzt eine erneute Kursschwäche ein, liegen Nachkaufbereiche bei 7,11 Euro (Jahrestief) und 6,60 Euro (untere Grenze des Abwärtskanals).



Auf Seite 2: Empfehlung der Redaktion





Empfehlung der Redaktion



Risikobereite Anleger können bei der Aktie direkt einsteigen, sollten aber nur kleine Summen setzen, da der Trend noch klar abwärtsgerichtet ist. Hohe Renditechancen bieten aber auch Capped Calls wie die WKN PP1WHL. Steht die Aktie am Bewertungstag Mitte September 2019 bei mindestens acht Euro, steigt das Papier auf den maximalen Rückzahlungsbetrag von zwei Euro. Ausgehend vom aktuellen Kurs entspricht dies einer Rendite von 36 Prozent (50 Prozent p.a.). Die Gewinnschwelle liegt derzeit bei 7,47 Euro. Aber auch hier gilt es das Risiko zu beachten: Sollte die Nordex-Aktie zum Laufzeitende unter dem Basispreis von sechs Euro notieren, verfällt der Capped Call wertlos.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD).


Basiswert


Nordex

Kurs Basiswert


8,82 EUR

Produkt


Capped-Call

WKN


PP1WHL

Emittent


BNP Paribas

Bewertungstag


21.09.2018

Basispreis


6 EUR

Cap


8 EUR

Maximalrendite (p.a.)


36% (50%)

Kurs Zertifikat


1,47 Euro

Zielkurs


2 EUR