"Auch wenn Umsatz und Ergebnis im dritten Quartal besser als von Analysten im Schnitt erwartet ausgefallen sind, waren die Zahlen insgesamt desaströs", sagte ein Händler. Vor allem der Auftragseingang sei nochmals deutlich geringer gewesen als befürchtet.
Dies bemängelten auch die Analysten Arash Roshan Zamir von Warburg Research und Douglas Lindahl von Kepler Cheuvreux: "Der Auftragseingang lag 46 Prozent unter der Durchschnittsschätzung der Analysten", hob etwa Lindahl hervor. Der Warburg-Experte schrieb unter Hinweis auf das 101,4-Megawatt-Projekt in Argentinien: "Nordex hat nur einen einzigen Großauftrag im dritten Quartal verbucht."
Der aktuelle Quartalsbericht von Nordex ist nach Ansicht von Roshan Zamir aber letztlich nur ein weiterer Baustein für den allgemeinen Trend in der europäischen Windindustrie. Mitte Oktober etwa hatte bereits der größere Wettbewerber Siemens Gamesa eine Gewinnwarnung ausgegeben und ein paar Wochen später noch einen trüben Ausblick gegeben. Auch der dänische Konkurrent Vestas (Vestas Wind Systems A-S) hatte kürzlich vor schwachen Aussichten gewarnt und Senvion waren am vergangenen Freitag nach Zahlen auf Talfahrt gegangen.
All diese Meldungen hatten auch stets die Nordex-Aktien kräftig belastet, die in diesem Jahr zum ersten Mal im Februar nach gekappten Umsatzzielen schwer eingebrochen waren und sich der Abwärtsdynamik dann nicht mehr entziehen konnten. Denn schon zuvor - im November 2016 - hatte Nordex über eingetrübte Umsatzaussichten geklagt.
Im weiteren Verlauf des Jahres 2017 gab es schließlich noch zunehmend negative Analystenkommentare, etwa Anfang Oktober von der Investmentbank Goldman Sachs, die in Erwartung schwerer Zeiten für das Windgeschäft in Deutschland das Nordex-Papier zum Verkauf empfahl. Kepler-Experte Lindahl hatte - ebenfalls im Oktober - sein Kursziel für das Nordex-Papier wegen des harten Wettbewerbs und daher rückläufiger Aufträge kräftig auf 6,70 Euro gesenkt.
Warburg-Analyst Roshan Zamir, der ebenfalls sein Kursziel für Nordex im Oktober bereits gesenkt und dabei auf seine deutlich unter den Marktschätzungen liegenden Prognosen für Umsatz und operativen Gewinn verwiesen hatte, ist dennoch nicht nur pessimistisch. Zwar rechnet er mit deutlichen Korrekturen der Analysten an ihren Schätzungen für das kommende Jahr und auch die Management-Aussagen über ein sehr herausforderndes 2018 decken sich seinen Worten zufolge mit seinen Prognosen. "Trotzdem und zugleich ist es möglich, dass die Auftragsdynamik im kommenden Jahr wieder an Fahrt gewinnen kann", schrieb er in seiner Studie.