So sieht ein erfolgreicher Turnaround aus: Seit Oktober 2012 hat sich der Nordex-Kurs versiebenfacht, die Aktien stehen auf dem höchsten Niveau seit Winter 2008. Tendenz eindeutig steigend. Dazu passen auch die Ende Februar präsentierten Eckdaten für das Geschäftsjahr 2014, die von Analysten überwiegend gut aufgenommen wurden. Die Profis von der Commerzbank, Warburg Research sowie NordLB haben den Titel auf "Kaufen" und siedeln das Kursziel bei 21 bis 24 Euro an. Ausgehend vom aktuellen Kurs bietet die Aktie somit ein maximales Potenzial von rund 25 Prozent.

Wichtige Kennzahlen zeigen inzwischen wieder in die richtige Richtung. Nach einem starken Umsatzrückgang in 2010 und schwächeren Erlösen in 2011 zieht das Geschäft seit rund drei Jahren deutlich an. In 2013 gingen mit 1,43 Mrd. Euro bereits rund 33 Prozent mehr durch die Bücher, im vergangenen Jahr steigerten die Rostocker die Umsätze auf Basis vorläufiger Daten um 21 Prozent auf 1,73 Mrd. Euro. Besonders positiv läuft es weiterhin in der Kernregion Europa und Afrika, wo 84 Prozent der Geschäfte erwirtschaftet werden. Im Vergleich dazu sind die Erlöse in Übersee derzeit noch auf niedrigem Niveau, allerdings mit deutlich höheren Wachstumsraten. In Amerika kletterte das Geschäft um 146 Prozent auf 201 Mio. Euro, in Asien um 75 Prozent auf 72 Mio. Euro.

Auf Seite 2: Die Margen steigen



Margen auf dem Vormarsch

Inzwischen ist Nordex in 19 Ländern mit eigenen Büros und Tochtergesellschaften vertreten. Dabei verlagert sich der Fokus weg von den schwächelnden traditionellen Windmärkten in Richtung aufstrebender Windmärkte mit größerem Wachstumspotenzial. Ein Beleg sind die zahlreichen erfreulichen Meldungen von neuen Aufträgen in den vergangenen Monaten. Zuletzt haben die Rostocker einige Deals in der Türkei, Irland, Polen, Finnland und den USA an Land gezogen. Neben dem klassischen Montage-Geschäft bedient das Unternehmen auch andere Stufen der Wertschöpfungskette wie Instandhaltung, Service und Projektentwicklung. Auf Basis der Zahlen für die ersten neun Monate legte das Servicegeschäft um 17 Prozent auf 118 Mio. Euro zu und dürfte zuletzt weiter an Bedeutung gewonnen haben.

Ebenfalls erfreulich bleibt der Trend beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit). Im Vergleich zum Umsatz kletterte das Ebit 2014 überproportional um 76 Prozent auf 78 Mio. Euro. Höhere Skaleneffekte und ein schwächerer Anstieg bei den Strukturkosten begünstigten die Entwicklung und führten zu einer von 3,1 Prozent auf 4,5 Prozent verbesserten Ebit-Marge. Vor allem dank günstigerer Finanzierungskonditionen hat sich der Konzerngewinn sogar auf 39 Mio. Euro vervierfacht.

Auf Seite 3: Warum die Prognosen der Analysten bald steigen könnten



Neue Prognose in den kommenden Monaten?

Entscheidend für die weitere Geschäftsentwicklung bleibt natürlich der Auftragseingang. Mit einem Anstieg von 16,7 Prozent auf 1,75 Mrd. Euro wurden die Konsensschätzungen deutlich übertroffen. Ein Großteil des Umsatzes für das Geschäftsjahr 2015 ist somit gesichert. Großer Beliebtheit erfreut sich unverändert die Schwachwindanlage N117/2400 sowie die neue Generation Delta. Hier profitiert das Unternehmen von seiner langjährigen Expertise. Bereits seit 1985 tüfteln die Norddeutschen an immer größeren und wirtschaftlicheren Anlagen. Im Bereich der 90-, 100- und 117-Meter-Rotoren weist Nordex die umfangreichste Erfahrung auf.

Warburg Research rechnet für das laufende Jahr mit einem Umsatz von 1,92 Mrd. Euro. Gegenüber den vorläufigen 2014er-Zahlen wäre dies ein Zuwachs von knapp elf Prozent. Die vergleichsweise gute Visibilität wie auch das breite Wachstum sprechen für die Aktie. Mit der zunehmend breiteren geographischen Diversifizierung ist das Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber negativen Entwicklungen in einzelnen Märkten. Nordex könnte daher sein Umsatzziel von zwei Mrd. Euro bereits 2016 und damit ein Jahr früher als bisher geplant erreichen. Warburg-Analyst Arash Roshan Zamir geht davon aus, dass Nordex im Laufe des Geschäftsjahres 2015 eine Erhöhung der kürzlich bekannt gegebenen Guidance veröffentlicht.

Bisher soll neben der Umsatzschwelle von zwei Mrd. Euro bis 2017 die Ebit-Marge auf Basis eines starken Servicegeschäfts auf sieben bis acht Prozent anziehen und das Vertriebsgeschäft durchschnittlich um zehn bis 15 Prozent p.a. wachsen bei einem positiven Free-Cash-Flow. Anders als in den vergangenen Jahren müssen sich Anleger auch keine Sorgen vor einer erneuten Kapitalerhöhung machen. Mit einer Nettoliquidität von 232 Mio. Euro sowie einen Eigenkapitalquote von 32 Prozent ist das Unternehmen gut gerüstet. Selbst eine Dividende rückt erstmals in der 29jährigen Unternehmensgeschichte in Reichweite, zumal Konkurrent Vestas kürzlich vorlegte.

Auf Seite 4: Welche Risikofaktoren es gibt



Ölpreis als Risikofaktor

Die gute Marktpositionierung sowie die starke Auftragslage zeigen deutlich, dass in der Vergangenheit die richtigen Entscheidungen getroffen wurden und der Windenergiemarkt eine erfreuliche Dynamik aufweist. In die Karten spielt Nordex natürlich auch die Entwicklung auf den Währungsmärkten. Mit der Abwertung des Euro, vor allem gegenüber dem Dollar, kann Nordex seine Präsenz in den USA weiter ausbauen. Ein Risikofaktor stellt hingegen die Talfahrt beim Ölpreis dar. Als vor rund einem Jahr noch dreistellige Kurse für das schwarze Gold aufgerufen wurden, war die Preisdifferenz zu herkömmlichem Strom deutlich geringer als auf dem aktuellen Niveau von rund 60 Dollar je Barrel. Der Ausbau von Erneuerbaren Energien könnte daher gerade in Ländern wie den USA einen Dämpfer erhalten, vor allem wenn der Ölpreis weiter fallen sollte.

Auf Seite 5: Wie wir die Aktie einschätzen



Vorstandschef Jürgen Zeschky scheint mit seiner Strategie, die teuren Pläne für Windanlagen auf hoher See aufzugeben und sich auf besonders effiziente Windanlagen zu konzentrieren, den Nerv der Kunden getroffen zu haben. Verbesserte Abläufe in der Organisation und beim Aufbau der Anlagen wirken sich nun positiv aus. Für das laufende Jahr rechnet Börse Online mit einem Ergebnis je Aktie von 0,76 Euro, in 2016 könnten 0,97 Euro möglich sein. Übertragen auf den aktuellen Aktienkurs liegt das 2016er-KGV mit 19,8 auf einem Niveau, das durchaus noch Luft nach oben lässt. Der im Februar erfolgte Sprung über das Vorjahreshoch um 17 Euro stimmt positiv. Sollte auch die Vorlage der 2015er-Prognose am 23. März erfreulich ausfallen, dürften Anschlusskäufe über der psychologischen Schwelle von 20 Euro den Aufwärtsimpuls weiter antreiben.