Die Windkraftbranche hat Rückenwind. Rund um den Globus verpflichten sich Nationen zur CO2-Neutralität. Südkorea und Japan wollen bis 2050 klimaneutral sein, China hat sich dies bis zum Jahr 2060 zum Ziel gesetzt. Die Europäische Union hat mit dem Green Deal ein ehrgeiziges Projekt angestoßen und will ihre CO2-Emissionen bis 2050 auf null senken. Bis 2030 soll bereits eine Senkung um 55 Prozent erreicht werden.
Nicht zuletzt haben auch die Vereinigten Staaten unmittelbar nach dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden eine Kehrtwende eingeleitet und sind dem Pariser Klimaschutzabkommen wieder beigetreten. Damit hat der neue starke Mann im Weißen Haus ein klares Signal für die Begrenzung des Ausstoßes an Treibhausgas gegeben.
Zu erreichen sind all diese Ziele nur durch die Bündelung von Energiesparmaßnahmen, verstärkter Elektromobilität sowie dem Einsatz von grünem Wasserstoff. Der größte Hebel liegt Experten zufolge aber vor allem im Ausbau von erneuerbaren Energien.
Das stimmt auch den Windkraftanlagenbauer Nordex optimistisch. Nach einem schwierigen Jahr 2020, in dem es in der Projektabwicklung durch die Pandemie immer wieder Störungen gab und am Ende ein Verlust von 130 Millionen zu Buche stand, soll sich die Geschäftsentwicklung schon im laufenden Jahr spürbar verbessern.
"Wir erwarten, uns schon im laufenden Geschäftsjahr deutlich in Richtung der Mittelfristziele zu bewegen", sagt Konzernchef José Luis Blanco. Bis 2022 plant Nordex mit einem Umsatz von etwa fünf Milliarden Euro bei einer Ebitda-Marge von acht Prozent. 2020 erzielten die Hamburger einen Umsatz von 4,65 Milliarden Euro. Die Ebitda- Marge lag allerdings lediglich bei zwei Prozent.
Fertigung in Indien
Möglich werden soll die zunächst reichlich ambitioniert wirkende Verbesserung der Marge einerseits durch ein umfangreiches Programm zur Steigerung der Profitabilität. Einen entscheidenden Beitrag soll andererseits der Ausbau der Fertigung vor allem von Rotorblättern und Komponenten in Indien liefern. Den europäischen Markt wird Nordex zwar weiter mit europäischer Produktion bedienen, für die USA, Australien, Südafrika und etliche Länder Südamerikas werden jedoch Teile aus der günstigeren indischen Produktion verwendet.
Margenstarke Turbine
Darüber hinaus macht die neue Turbinengeneration Delta4000 den Hamburgern Hoffnung auf auskömmlichere operative Margen. Im Auftragseingang von 2020 hatten Projekte mit der neuen Turbine schon einen Anteil von knapp über 80 Prozent. Und da ist noch mehr zu erwarten. Eine Studie der globalen Forschungs- und Beratungsgruppe Wood Mackenzie erwartet, dass der Markt für Turbinen mit einer Kapazität von vier Megawatt von 2020 bis 2024 zusammengenommen um rund 30 Prozent zulegen wird. Für die Hamburger, die gemessen am Auftragseingang in Europa auf Platz 2 und in den USA auf dem vierten Platz rangieren, wäre das spürbarer Rückenwind.
Momentum: Nordex ist gefordert, die Marge zu verbessern. Gelingt das, wird die Aktie im günstigen Marktumfeld zulegen. Spekulativ.Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 30,00 Euro
Stoppkurs: 19,00 Euro