Bund und Länder hatten im Sommer eine Begrenzung für die künftige Förderung des Ökostroms in Norddeutschland beschlossen. Hintergrund ist der schleppende Ausbau der Stromleitungen, die Windstrom aus dem Norden in den Süden weiterleiten sollen. Für Nordex ist dies aber nicht unbedingt ein Nachteil.
"Wir sind bereits heute in Bayern Marktführer und mit unseren Schwachwind-Turbinen gut aufgestellt", teilte der Konzern mit. Gerade im Süden fallen die Windgeschwindigkeiten geringer aus, hier können die Nordex-Turbinen ihre Vorteile noch besser ausspielen. Zudem hat das Unternehmen mit der Übernahme der spanischen AWP die zuvor hohe Abhängigkeit vom europäischen Markt bereits reduziert und ist nun weltweit aktiv. Vorstandschef Lars Krogsgaard blickt daher zuversichtlicher in die Zukunft und schraubte das Gewinnziel nach oben. Der Umsatz soll auf 3,35 bis 3,45 Mrd. Euro steigen, die Ebitda-Marge von bisher 7,5 auf 8,3 bis 8,7 Prozent zulegen.
Bewertung bietet viel Fantasie
Begeisterung will dennoch nicht aufkommen, vor der Bilanzveröffentlichung am Donnerstag halten Investoren ihr Pulver trocken. Warburg Research rechnet für das dritte Quartal mit einem Auftragseingang von 850 Mio. Euro, was bedeuten würde, dass über 40 Prozent des für das zweite Halbjahr veranschlagten Auftragseingangs zwischen Juli und September gesichert wurden. Im vierten Quartal sollten sich weitere Großprojekte materialisieren. Die Marge wird bei 8,1 Prozent gesehen, nach 9,2 Prozent im zweiten Quartal. Hier dürften vor allem die Eingliederung von AWP und neue Projekte in Übersee leicht negativ durchschlagen.
Mit den Verlusten in den vergangenen Monaten ist die Aktie aus Bewertungssicht wieder interessanter geworden. Analysten haben seit Jahresbeginn ihre Gewinnschätzungen für die Ergebnisse je Aktie in 2016 bis 2018 leicht erhöht. Für das kommende Jahr liegen die Konsensprognosen bei 1,55 Euro je Papier, was zu einem KGV von 14,3 führt. Nordex-Aktien weisen damit einen deutlichen Abschlag zum langfristigen Durchschnitt auf.
Hält die Trading-Range?
Es wäre nicht überraschend, wenn mit der Bilanz am Donnerstag auch das Vertrauen in die Unternehmensprognose für 2016 wiederhergestellt wird und die Aktie steigt. Sorgen bereitet hingegen der Blick auf den Chart. Mit Kursen um 22 Euro stehen die Papiere an der unteren Grenze der seit Jahresbeginn bestehenden Seitwärtszone. Bisher erwies sich jeder Test des Unterstützungsbereichs zwischen 21,65 bis 22,60 Euro als perfekte Einstiegsgelegenheit, die auf Sicht von wenigen Monaten zu Gewinnen von rund 25 Prozent führte. Auch jetzt könnte sich das Muster wiederholen, wenn die Bilanz überzeugt. Falls nicht, droht mindestens ein Rücksetzer bis 20,50 Euro.
Vorsichtige Anleger warten zunächst den Quartalsbericht ab. Wer mutig ist, steigt vorher ein, sollte aber nicht zu sportlich agieren. Um auch von einer mittelfristigen Seitwärtsbewegung zu profitieren, bieten sich Capped-Call-Scheine an. Die WKN PB5D0D steigt um 25 Prozent (70 Prozent Rendite p.a.), wenn die Aktie am Laufzeitende Mitte März 2017 bei mindestens 21 Euro steht. Notiert hingegen Nordex am Laufzeitende unter dem Basispreis von 19 Euro, verfällt der Schein wertlos.
Basiswert |
Nordex |
---|---|
Kurs Basiswert |
22,30 EUR |
Produkt |
Capped-Call |
WKN |
PB5D0D |
Emittent |
BNP Paribas |
Bewertungstag |
17.03.2017 |
Basispreis |
19 EUR |
Cap |
21 EUR |
Maximalrendite (p.a.) |
25% (70%) |
Kurs Zertifikat |
1,58 Euro |
Zielkurs |
2 EUR |
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.
www.index-radar.de