Fundamental lieferten die Unternehmen solide bis überzeugende Zahlen ab.
Wie wird es also weitergehen für Nordex und Vestas?
Um diese Frage zu beantworten, hat BÖRSE ONLINE die Papiere miteinander verglichen. Zu diesem Zweck haben wir uns ausführlich mit den Einschätzungen der Analysten befasst. Über diese kann man sich zwar streiten, doch ignorieren sollte man sie nicht. Die Einschätzungen der Experten können bei der Anlageentscheidung helfen. Am Ende sollte sich aber jeder Anleger seine eigene Meinung bilden.
Auf Seite 2: Wie schätzen Analysten die Aktien ein?
Wie schätzen Analysten die Aktien ein?
Betrachtet man bei Bloomberg das aktuell durchschnittliche Rating aller Analysten, die ihre Einschätzungen während der letzten 12 Monate aktualisiert haben, fallen die Urteile zu den Aktien unterschiedlich aus.
Nordex gilt mit einem Konsensrating von 3,36 als klare Halteposition. Vestas dagegen landet mit einem Rating von 2,83 - also unterhalb der wichtigen 3er-Schwelle - knapp auf der Verkaufsliste.
Fast die Hälfte aller Einschätzungen für Nordex lautet auf "Buy", allerdings stimmen rund 54 Prozent der Analysten zu jeweils gleich großen Teilen für "Hold" oder "Sell". Das verhindert eine allgemeine Kaufempfehlung für die Aktie.
Bei Vestas ist das Lager der Pessimisten am größten. 39 Prozent empfehlen die Papiere zum Verkauf. Andererseits haben jeweils 30 Prozent der Experten die Titel auf der Kauf- oder Halteliste. Daher wird die allgemeine "Sell"-Einschätzung für den Anteilsschein insgesamt abgeschwächt.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es zwischen den Aktien sowohl auf Basis des Konsensratings als auch im Hinblick auf die Verteilung der Kauf-, Halte- und Verkaufsempfehlungen Unterschiede gibt. Nordex ist eine sichere Halteposition, während Vestas knapp auf der Verkaufsliste landet.
Erläuterungen: Quelle: Bloomberg, Stand 26.08.2014, 11.00 Uhr
Konsensrating: Aktuell durchschnittliches Rating aller Analysten, die während der letzten 12 Monate aktualisiert haben. (5= Buy, 4= schwacher Buy, 3= Hold, 2= schwacher Sell, 1= Sell).
Buys: Die Zahl der Analysten, die den Kauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.
Holds: Die Zahl der Analysten, die empfehlen, das Wertpapier zu halten, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.
Sells: Die Zahl der Analysten, die den Verkauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.
Um sich ein Gesamtbild von der Meinung der Analysten zu machen, reicht es allerdings nicht aus, sich auf den Status Quo zu konzentrieren. Man muss auch einen Blick darauf werfen, wie sich die Einschätzungen der Experten über einen längeren Zeitraum entwickelt haben. Daraus lassen sich am Ende eventuell Trends ableiten.
Auf Seite 3: Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?
Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?
Anleger sollten Nordex in ihren Depots halten, von Vestas sollten sie sich besser trennen, lautet das allgemeine Urteil der Analysten über beide Aktien.
Doch wurden die Titel auch vorher so betrachtet wie momentan? Wirft man einen Blick auf die Einschätzungen von vor einem Jahr, lautet die Antwort ja.
Bei Nordex liegt das aktuelle Konsensrating nur ein kleines Stück über dem Wert vom August 2013. Der leichte Zuwachs lässt sich durch einige Hochstufungen in den vergangenen Monaten erklären. Insgesamt wurde die Einschätzung "Hold" gefestigt.
Bei Vestas dagegen hat sich im Vergleich zu den Werten vor zwölf Monaten fast nichts verändert. Nennenswert ist lediglich, dass einige wenige pessimistische Analysten dem Papier inzwischen neutral gesonnen sind.
Lassen sich aus den vorliegenden Daten Trends ableiten? Schwer zu sagen, denn: Sowohl Nordex (seit August) als auch Vestas (seit Juni) sind in den vergangenen Monaten in der Gunst der Analysten deutlich gefallen. Womöglich zeichnet sich also ein Negativtrend gegenüber den beiden Windanlagenbauern ab. Dagegen spricht allerdings wiederum, was Experten zu den jüngsten Quartalszahlen zu sagen hatten - zumindest bei Nordex.
Auf den folgenden beiden Seiten haben wir Chancen und Risiken gegenübergestellt, die Analysten bei beiden Firmen sehen.
Auf Seite 4: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Nordex?
Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Nordex?
Auf Seite 5: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Vestas?
Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Vestas?
Auf Seite 6: Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?
Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?
Analysten kommen bei Nordex und Vestas zu einem ähnlichen Ergebnis: Beide Aktien haben derzeit ein einstelliges Kurspotenzial - wobei das von Nordex wegen des höheren Konsensratings etwas höher ist als das von Vestas.
12 M. Zielkurs: Konsens-Zielkurs (Währung)
Letzter Kurs: Stand 26.08.2014, 11:00 Uhr
Ertragspotential: Das zukünftige Renditepotential des Best-Konsens-Zielkurses und des letzten Kurses der Aktie.
LTM Rendite: 1-Jahresertrag des Wertpapiers
Das bedeutet allerdings nicht, dass es unter den Analysten keine deutlicheren Ausschläge nach oben gibt.
Bei Nordex zeigt sich vor allem Manuel Losa von Goldman Sachs optimistisch. Er sieht er das Ende der Fahnenstange bei 18,20 Euro. Damit würde sich - auf Basis des aktuellen Kurses - eine ansehnliche Zuwachsquote von rund 31 Prozent ergeben.
Für Vestas legt besonders Kristian Tornoe Johansen von Danske Bank Markets eine Hand ins Feuer. Er beziffert er den Höchstwert auf 46,95 Euro. Das entspräche einer üppigen Zuwachsquote von rund 45 Prozent.
Auf Seite 7: Fazit
Fazit:
Nordex kann sich durch das höhere Konsensrating klar von Vestas abgrenzen. Das deutsche Unternehmen landet bei den Analysten auf der Halteliste, während die dänische Firma eher zum Verkauf empfohlen wird.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steht Nordex aus der Sicht der Experten etwas besser da. Gegenüber Vestas herrscht dagegen die gleiche Skepsis wie vor zwölf Monaten.
Auffällig ist, dass sich die Meinungen der Branchenkenner gegenüber beiden Aktien in der jüngsten Vergangenheit verschlechtert haben.
Was die Chancen und Risiken betrifft, führen Analysten auf beiden Seiten Pro- und Contra-Punkte auf. Welche Punkte man schwerer gewichtet, bleibt wohl eine individuelle Sache.
In puncto Kurspotenzial sehen die Experten bei beiden Titeln nur geringe Zuwachschancen im einstelligen Prozentbereich. Einzelne Analysten trauen den Papieren aber deutlich mehr zu.
Auf Seite 8: Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?
Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?
Nordex:
Nach der Rally der Nordex-Aktie im Frühjahr, die vor allem auf die gute Auftragslage in den wichtigen Wachstumsmärkten zurückging, waren die Erwartungen an das zweite Quartal hoch. Letztlich lieferte das Unternehmen aber "nur" solide Zahlen ab. Die Prognose wurde bestätigt, aber nicht erhöht. Das sorgte bei Anlegern für große Enttäuschung. Der Kurs des Papiers sackte um 13 Prozent ab - nach Ansicht von Analysten völlig übertrieben.
Während Nordex im Vergleich zum ersten Quartal 2014 (minus acht Prozent beim Umsatz) und zum Vorjahresquartal (minus 2,6 Prozent beim Umsatz) nicht begeistern konnte, fiel der Vergleich der Halbjahreszahlen überzeugend aus. Der Umsatz stieg um 23,4 Prozent auf 816 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis kletterte um 145,7 Prozent auf 37 Millionen Euro - das wurde begünstigt durch sonstige betriebliche Erträge wie Fremdwährungsumrechnungen und Veräußerungserlöse aus dem Verkauf der Produktionsstätte in den USA.
Künftig will Nordex weiter wachsen. Zum einen investieren die Norddeutschen 25 Mio. Euro am Produktionsstandort in Rostock. Zum anderen ließ Konzernchef Jürgen Zeschky durchblicken, dass sich das Unternehmen nach Zielen umschaut. Zugleich sei man selbst auch für Übernahmen offen.
Nähere Infos zur weiteren Entwicklung dürfte der "Capital-Markets-Day" am 24. September bringen, auf dem die mittelfristigen Planungsziele veröffentlicht werden sollen. Investoren hoffen vor allem auf möglichst konkrete Eckdaten für 2015 und 2016.
Fundamental sind die Aussichten für den TecDAX-Wert positiv. Charrtechnisch wurde der knapp 2 Jahre währende Aufwärtstrend durchbrochen, gehalten hat aber die 200-Tage-Linie. Das Risiko ist insgesamt hoch.
Unsere Einschätzung: Kaufen (hoch).
Kursziel: 20 €; Kursstopp: 10,80 €.
Vestas:
Mit seinen jüngsten Geschäftszahlen konnte Vestas die Erwartungen der Analysten teilweise übertreffen. Der Umsatz stieg um 13 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro. Der operative Gewinn vor Sonderposten kletterte auf 104 Millionen Euro, nach 12 Millionen vor einem Jahr. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 94 Millionen Euro, vor einem Jahr hatte Vestas noch einen Verlust von 62 Millionen ausgewiesen.
Die Prognose für das Gesamtjahr erhöhte der Weltmarktführer. Im laufenden Jahr sollen mindestens 6 Prozent vom Umsatz beim operativen Ergebnis (Ebit) vor Sonderposten hängenbleiben. Bisher hatte Vestas mindestens 5 Prozent angestrebt.
Das zeigt, dass das dänische Unternehmen die Probleme der Vergangenheit zunehmend abschüttelt. Das Sparprogramm zeigt Wirkung und macht die Firma trotz der Billigkonkurrenz aus China wettbewerbsfähig. Zudem ist mit dem seit einem Jahr amtierenden Chef Anders Runevad endlich wieder Ruhe in der Vorstandsetage eingekehrt.
Auch die Aktie ist nach langer Durststrecke wieder in Fahrt gekommen - und zwar mächtig: Seit Jahresbeginn hat das Papier fast 60 Prozent zugelegt. Das ist allerdings auch ein Problem, denn Analysten halten den Titel inzwischen für zu teuer. Zudem hat der Anteilschein sämtliche Aufwärtstrends durchbrochen. Zwischen 29 und 31 Euro besteht aber eine gute Stabilisierungschance.
Aus Sicht von BÖRSE ONLINE sollten Anleger den nächsten Kursrücksetzer bis zum Einstieg abwarten. Dabei sollten aber auch gewisse Risiken beachtet werden: Zum einen besteht nach wie vor die Gefahr von Subventionskürzungen, zum anderen bleibt Vestas in stärkerem Maße abhängig von Zulieferern als viele Wettbewerber. Das kann zu Produktionsproblemen führen.
Dividendenjäger dürfen sich aber Hoffnungen machen: Laut Analysten dürfte es spätestens 2016 wieder eine Ausschüttung geben.
Unsere Einschätzung: Kaufen. (sehr hohes Risiko).
Kursziel: 50 €; Kursstopp: 29 €.