EZB-Chef Mario Draghi hatte die Märkte am Donnerstag kräftig durchgerüttelt: Das Anleihenkaufprogramm zur Ankurbelung der Konjunktur soll zwar um sechs Monate bis mindestens März 2017 verlängert werden. Doch Investoren hatten mit umfassenderen Schritten - wie etwa einem höheren monatlichen Kaufvolumen - gerechnet. Der Dax rauschte daraufhin um 3,6 Prozent nach unten. "Der Markt hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Zentralbanken nur noch Euphorie auslösen, wenn ihre Maßnahmen deutlich über den Erwartungen liegen. Fortgesetzte geldpolitische Expansion allein reicht nicht mehr aus", urteilten die Analysten der Metzler Bank.
DIE US-ZINSWENDE NAHT
Neben der EZB wird aber auch die amerikanische Notenbank Gesprächsthema Nummer eins unter den Anlegern bleiben. Unter Börsianern gilt als sicher, dass US-Notenbankchefin Janet Yellen Mitte Dezember erstmals seit fast zehn die Zinsen erhöht. Unklar ist allerdings, wie schnell die Fed danach die geldpolitischen Zügel anzieht. Die Entscheidung hängt vor allem vom Wirtschaftswachstum und der Inflation ab. Aus diesem Grund warten Anleger gespannt auf den Freitag, wenn die US-Einzelhandelspreise und die Einzelhandelsumsätze veröffentlicht werden. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
Unterdessen verkürzt die Bank von England (BoE) Investoren die Wartezeit bis zur Fed-Sitzung. Am Donnerstag berät sie über die britische Geldpolitik. Eine Serie enttäuschender Konjunkturdaten dämpfte zuletzt die Spekulationen auf eine baldige Straffung der Geldpolitik.
FASST DIE CHINESISCHE KONJUNKTUR WIEDER TRITT?
Ihren Blick dürften die Investoren in der neuen Woche aber auch gen Osten richten. China veröffentlicht am Dienstag Zahlen zum Außenhandel und tags darauf Inflationsdaten. Börsianer erhoffen sich davon Hinweise, ob die Maßnahmen der Pekinger Regierung zur Unterstützung der heimischen Konjunktur greifen. Spuren könnte das nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch bei den Rohstoffen hinterlassen. Für Kupfer oder Rohöl ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der weltweit größte Abnehmer.
Reuters