Die Fed hatte den Leitzins um 25 Punkte auf die Spanne von 1,75 bis zwei Prozent gesenkt - und lag damit auf Linie der Erwartungen. Weitere Zinssenkungen stellte Fed-Chef Jerome Powell zunächst nicht in Aussicht. Das wurde von Marktteilnehmern auch als Hinweis auf eine weiterhin robuste US- Konjunktur interpretiert.
"Damit bleibt der grundsätzlich positive monetäre Rahmen für die Aktienmärkte sowohl in den USA als auch in Europa erhalten", erläutert LBBW-Analyst Frank Klumpp. "Die Anleger platzierten zuletzt sogar riskantere Wetten und setzten unter anderem auf Rohstoffe, Automobile und Banken." Von Signalen für weniger starke künftige Zinssenkungen profitierten hierzulande insbesondere die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank.
Verhaltene Ausblicke
Nach Einschätzung vom Donner & Reuschel-Chefvolkswirt Carsten Mumm hat die Fed eine schwierige Gratwanderung vorerst erfolgreich bewältigt, vor allem mit Blick auf die von US-Präsident Donald Trump immer stärker eingeforderte geldpolitische Lockerung. Fed-Chef Powell deutete zudem an, dass es sich um eine vorsorgliche geldpolitische Lockerung als Versicherung gegen Risiken wie einen globalen wirtschaftlichen Abschwung, den Handelskonflikt oder den Brexit handle.
Damit machte die Fed laut Targobank-Chefvolkswirt Otmar Lang auch klar, dass jede weitere Eskalation im Zollkonflikt von US-Zinssenkungen begleitet sein würden. "Das ist zwar noch kein Freifahrschein für die Aktienmärkte. Doch verlieren die Drohungen und Zollverschärfungen seitens der USA ein Stück weit ihren Schrecken. "Wenn Washington für Unheil sorgt, werden es die Notenbanker in New York schon wieder geraderücken", so Lang.
Für Anleger rücken nun Themen wie der Brexit, aber auch die bevorstehende Saison der Zwischenberichte wieder in den Vordergrund. Die Aussicht auf notfalls weiter nachgebende US-Zinsen könnte die Perspektiven für die Weltkonjunktur verbessern und insbesondere die exportgetriebenen DAX-Werte in einem günstigeren Licht erscheinen lassen, hofft Lang.
Ansonsten rechnen Experten wie Carsten Mumm aber mit einer verhaltenen Berichtssaison. "Für deutsche Unternehmen wiegen die bekannten Probleme immer schwerer: Im Handelskonflikt zwischen China und den Vereinigten Staaten gibt es keine konkreten Fortschritte. Der Brexit droht ungeregelt abzulaufen. Und jetzt droht auch noch die Lage im Nahen Osten zu eskalieren."
Das alles drückt auf die globale Investitionsbereitschaft, worunter vor allem deutsche Maschinen- und Anlagenbauer leiden. "Zudem sind die Absatzzahlen der Autobauer und damit der Zulieferer weiter rückläufig. Die deutsche Industrie kann somit nicht auf einen baldigen Aufschwung hoffen", sagt Mumm. Die Ausblicke der Unternehmen dürften deshalb zurückhaltend ausfallen.
Perspektiven für 2020
Der Vermögensverwalter DWS hat die längerfristigen Auswirkungen der beiden Zinsentscheide von Fed und EZB mit Blick auf die Unternehmensergebnisse analysiert: "Einen konjunkturellen Impuls erwarten wir durch die niedrigeren Zinsen nicht, daher gibt es keinen Grund, die 2020er-Gewinnschätzungen nach oben anzupassen", heißt es in der Studie. "Im Gegenteil denken wir, dass die Konsensschätzungen noch nach unten revidiert werden müssen. Wir rechnen für 2020 aber immer noch mit einem Gewinnwachstum in Höhe von fünf Prozent. Zusammen mit einer Dividendenrendite, die deutlich über den kurzfristigen Zinsen liegt, trägt das zur Attraktivität der Aktien bei."