von Herausgeber Frank-B. Werner
"Quis custodiet ipsos custodes?" - Wer überwacht die Wächter? Diese dem römischen Satiriker Juvenal zugeschriebene Sentenz hat durch die jetzt bekannt gewordenen Pläne des Bundesfinanzministeriums, bei der Bezahlung von Rechnungen eine Obergrenze für den Einsatz von Bargeld bei 5000 Euro einzuziehen, neue Aktualität gewonnen. Begründet wird die Initiative mit der besseren Bekämpfung von Terrorismusfinanzierung, Geldwäsche und Schwarzarbeit. Ein löbliches Unterfangen, doch der Preis dafür ist zu hoch. Er wird bezahlt mit der Umkehrung des Rechtsstaatsprinzips: Alle bar zahlenden Bürger werden unter Generalverdacht gestellt, von dem sie sich nur durch nachvollziehbare elektronische Zahlung befreien können. Schnell werden die Perfektionisten unter den Strafverfolgern feststellen, dass auch 5000 Euro zu viel sind - wie die Geschichte weitergeht, können Sie sich denken. Eine Bargeldobergrenze ist der Einstieg in den Ausstieg. Am Ende werden wir nur noch elektronisch bezahlen dürfen, und jede unserer Transaktionen wird nachvollziehbar, der Bürger gläsern. Wer schützt uns vor den Wächtern? Und wer schützt uns vor der Willkür von Banken und Zentralbanken, die mit Gebühren und Strafzinsen nach Gutdünken verfahren können, weil es keine Alternative gibt, mit der wir uns ihnen entziehen können? Allmählich reicht’s. Dank an die "Bild"-Zeitung für die Schlagzeile vom Montag: "Bürger-Wut über Bargeld-Grenze".
Von knapp 11 000 auf unter 9000 Punkte ist der DAX von Jahresanfang bis Montag dieser Woche gefallen - der schlechteste Jahresauftakt der Geschichte. Da hilft es, sich vor Augen zu führen, dass zu jedem Börsenumsatz zwei gehören: Dem Verkäufer steht immer ein Käufer gegenüber. Lassen Sie sich also von den überwiegend negativen Interpretationen der Medien nicht verrückt machen: Am Markt, also dort, wo man seine Meinung mit echtem Geld unterlegt, gibt es genügend Leute, die auf steigende Kurse setzen und sich jetzt auf Schnäppchenjagd begeben.
Das hat Stil: Der Chef der Schweizer Großbank Credit Suisse hat den Verwaltungsrat gebeten, sein Gehalt zu kürzen. Nur so ist man ein glaubwürdiger Sanierer.