von Herausgeber Frank-B. Werner

Nach einer Markterschütterung, wie sie die Korrekturen der vergangenen Woche brachten, präsentieren die Analysten stets einen bunten Strauß von Erklärungen. Dass diese zum Teil im Widerspruch zueinander stehen, zeigt, dass es selbst im Nachhinein nicht möglich ist, die Geschehnisse als einfachen Ursache-Wirkung-Zusammenhang darzustellen. Als häufigster Ansatz wird der infolge höherer Löhne in den USA steigende Inflationsdruck herangezogen. Davon können die Marktteilnehmer aber eigentlich nicht überrascht gewesen sein. Zudem hält das Argument, sollte es denn überhaupt zutreffen, auch nur in der kurzen Frist. Mittel- bis langfristig können Aktienmärkte durchaus auch mit steigenden Zinsen leben, wenn der Anstieg maßvoll erfolgt. Dafür spricht nun wiederum alles, weil sich sowohl die Länder der Eurozone als auch die USA wesentlich höhere Zinsen bei der Finanzierung ihrer kumulierten Haushaltsdefizite gar nicht leisten können. Also: keep cool!

"Ein neuer Aufbruch für Europa" steht über dem Koalitionsvertrag von Union und SPD. Das kann wohl jeder unterschreiben. Unpraktisch ist allerdings, dass in der Vereinbarung vieles unklar und dazu geeignet ist, Streit nicht nur unter den potenziellen Koalitionspartnern, sondern auch mit den Freunden in Europa zu bekommen. So heißt es auf Seite 9: "Wir sind zu höheren Beiträgen Deutschlands zum EU-Haushalt bereit. Wir wollen einen Haushalt, der klar auf die Aufgaben der Zukunft mit europäischem Mehrwert ausgerichtet ist." Aus französischer Sicht gehört dazu zum Beispiel die Forschungsförderung für die Nukleartechnik. Da hätte man sich mehr Zeit nehmen sollen.

Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: "Daimler bereut zutiefst das Leid und den Kummer, den der fahrlässige und unsensible Fehler über das chinesische Volk gebracht hat." Nein, hier ist nicht von Motorenmanipulation oder Ähnlichem die Rede, sondern von der Abbildung eines Mercedes-Coupés mit einem Zitat des Dalai Lama. Ein unwürdiger Kotau.