Es klingt wie ein Aprilscherz: In die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts - laut Definition der Wert aller innerhalb eines Jahres in einem Land hergestellten Güter und Dienstleistungen - fließen ab September dieses Jahres auch der Drogenhandel und der Zigarettenschmuggel mit ein. Die Experten der Europäischen Union, die in allen 28 Ländern der Gemeinschaft eine einheitliche volkswirtschaftliche Gesamtrechnung durchsetzen wollen, bleiben damit ihrer Linie treu. Schließlich wirken schon seit vielen Jahren die Dienste von Dirnen und ihren Zuhältern genauso sozialprodukterhöhend wie ein geschätzter Wert für Schwarzarbeit. Besonders starke Auswirkungen hat ein weiterer Kunstgriff der Statistiker: Ausgaben für Forschung und Entwicklung wurden bisher als Vorleistungen behandelt, die von der Wertschöpfung abzuziehen sind. Künftig werden sie als Investitionen angesehen und erhöhen damit das Bruttoinlandsprodukt. Fast schon pervers mutet diese Umwidmung bei den Militärausgaben an. Dieser Posten wurde bislang als staatlicher Konsum angesehen, in Zukunft gilt auch er als Investition. Das Drehen an den Zahlen dient indes nicht nur der akademischen Diskussion, sondern hat auch handfeste Auswirkungen auf das, was uns die Politiker als wirtschaftlichen Fortschritt präsentieren. Immerhin entspricht die Umstellung des Rechenwerks etwa drei Prozent Wirtschaftswachstum. So wird die EU plötzlich zu einem bärenstarken Wirtschaftsraum. Und auch die am BIP gemessenen Schuldenquoten werden sich ermäßigen, ohne dass wir solider werden oder mehr produzieren. Schön, dass es noch Wunder gibt.
Bei den französischen Kommunalwahlen hat der nicht nur Euro-, sondern auch Europa-kritische Front National dort, wo er angetreten ist, große Erfolge erzielt. Bei den Europawahlen im Mai dürfte das nicht anders sein. Dann tritt die Partei aber landesweit an und dürfte stärkste Kraft werden. Das Gezeter über die rechte Gesinnung der Franzosen wird bei den Nachbarn groß sein.