von Frank-B. Werner, Herausgeber

Dreihundertsiebzehntausend war die Zahl der vergangenen Woche. Zumindest in Italien. Auf 317 000 Euro im Jahr will nämlich die neue Regierung unter der Führung des früheren Florentiner Bürgermeisters Matteo Renzi die Vergütungen der Führungspersönlichkeiten von Staatsbetrieben begrenzen. Skeptiker kritteln herum, dass es jede Menge Ausnahmen geben soll - so wird das Vorhaben zu Recht die Chefs der Riesenbetriebe Post und Eisenbahn nicht treffen -, aber es ist ein richtiges und wichtiges Signal in einem Land, das endlich beginnt, seine Finanzen zu konsolidieren.

Trotz des Aufschwungs ist die größte Volkswirtschaft der Welt noch länger auf Hilfe der Geldpolitik angewiesen. Diese "außergewöhnliche Festlegung" der Zentralbank auf die Stützung der Konjunktur sei weiterhin nötig, erklärte die amerikanische Notenbankchefin Janet Yellen in Chicago in ihrer ersten öffentlichen Rede seit dem Amtsantritt im Februar. Börsianer hörten es mit Wohlgefallen. Die Politik des leichten Geldes ist noch lange nicht zu Ende, die Überschussliquidität wird die Kurse weiter befeuern.

Drei Tage wollen die Lufthansa-Piloten streiken. 3800 Flüge werden wohl ausfallen. Der CDU-Fraktions-Vize Arnold Vaatz fordert deshalb eine Änderung des Streikrechts: Die volkswirtschaftlichen Kosten eines Streiks sollten in Beziehung zu dessen Anlass gesetzt werden. Lustige Vorstellung - da prüft eine Kommission künftig, ob und in welchem Umfang ein Arbeitskampf verhältnismäßig ist. Schon die Unlösbarkeit der Frage, wer die Mitglieder einer solchen Kommission benennen darf, ist Beleg für die Unsinnigkeit des Vorschlags. Investoren zeigt der Streik nur eines: Wenn eine so kleine, nicht substituierbare Gruppe von Beschäftigten - im Fall der Lufthansa sind es die 5500 Piloten - ein Unternehmen mit fast 120 000 Angestellten lahmlegen kann, ist der Bewertungsabschlag, den Airline-Aktien gegenüber anderen Titeln aufweisen, offensichtlich gerechtfertigt.

Die Energiewende gerät zunehmend in die Kritik. Darüber wundern sich die Kommentatoren, da doch vermeintlich jeder diese Wende wollte. Das ist wahrscheinlich sogar richtig, illustriert aber ein typisch deutsches Phänomen. Gewünscht wird viel in diesem Land, aber niemand will die Kosten tragen. Ist es Naivität oder der Glaube ans Schlaraffenland, der die Bürger dazu bringt, radikale Maßnahmen zu fordern oder zu unterstützen, und dabei jede Kostenfolge auszublenden? Und was um Himmels willen verleitet Politiker dazu, den Bürgern im Zeitpunkt der Entscheidung niemals reinen (Kosten-)Wein einzuschenken? Beides ist einer Demokratie unwürdig.