von Frank-B. Werner, Herausgeber

Die erste griechische Anleihe nach rund vier Jahren erhielt bei einer Zuteilung von drei Milliarden Euro Gebote in Höhe von 20 Milliarden. Die Ausgaberendite betrug rund 4,95 Prozent, der Kupon liegt bei 4,75 Prozent. Hallo!?! Ist Griechenland nicht die Großbaustelle, in der seit 2010 Hilfszahlungen von rund 240 Milliarden Euro versickert sind? Hat Griechenland nicht 2011 private Schuldner zu einem Verzicht auf mehr als 100 Milliarden Euro genötigt? Wer um Himmels willen verleiht dorthin sein Geld?

Eine gute Nachricht für die deutsche Börse. Allianz-Chef Michael Diekmann erklärte in einem Interview mit dem "Tagesspiegel", dass der größte europäische Versicherer den Aktienanteil an den Kapitalanlagen ausbauen will. Dabei geht es vordergründig zwar nur um einen Prozentpunkt - bei der Allianz entspricht das aber immerhin fünf Milliarden Euro. Frisches Geld, das den Kursen guttun wird.

Italien und Frankreich wollen wieder eine Extrawurst. Ihre Reformanstrengungen sollen mit einer Tolerierung der mangelnden Budgetdisziplin belohnt werden. Wer sich jetzt aufregt und dieses Ansinnen der vermeintlich speziellen Südmentalität zuschreibt, übersieht, dass es sich um einen grundlegenden Webfehler demokratischer Systeme handelt. Ab dem Moment, in dem die Mehrheit der Bürger zu (Netto-)Zahlungsempfängern des Staates werden, ist es mit der ökonomischen Rationalität des Regierens vorbei. Es wird munter umverteilt und auf Kosten zukünftiger Generationen gelebt. Eine Chance, dies an den Wahlurnen zu ändern, gibt es praktisch nicht. Deshalb die Schwierigkeiten in Frankreich und Italien, deshalb auch der Unfug in Deutschland mit Mütterrente, Ruhestand mit 63 und Mindestlohn. Auch in der EU sind die Nettozahler (elf von 28) in der Minderheit. Man lobt sich die gute alte Zeit. Da absehbar war, dass die Schuldner auf der Welt immer in der Mehrheit sein würden, setzten die USA 1944 bei Gründung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds eine Sperrminorität für ihre rund 15 Prozent Anteil durch. In Bayern hält es der Volksmund ebenso pragmatisch: "Wer zahlt, schafft an."