von Herausgeber Frank-B. Werner

Manchmal sind die Dinge wirklich nicht leicht zu verstehen. Unter den Bluechip-Aktien in London weist ausgerechnet der Titel die beste Entwicklung aus, bei dem die überwiegende Mehrheit der Analysten zum Verkauf rät. Ja, der Bergbaukonzern Anglo American hat sich in diesem Jahr glatt verdoppelt und war damit die profitabelste Anlage im britischen Leitindex FTSE 100. Die Einschätzungen von 30 Analysten, welche der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg zu dieser Aktie regelmäßig erfasst, spiegeln das nicht wider; nur zwei raten zum Kauf. Vor drei Monaten war das nicht anders: Ein Hoch auf die Contrarians. Die Bergbaubranche, im vergangenen Jahr das Stiefkind der Börse, hat sich im Übrigen durch die Bank gut entwickelt. Europäische Minenwerte haben im Schnitt in diesem Jahr immerhin 25 Prozent Plus gemacht. Allerdings sind viele Unternehmen immer noch hoch verschuldet, ein Investment bleibt daher risikoreich, insbesondere wenn sich die Zeichen einer Nachfragebelebung aus China als trügerisch herausstellen sollten.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, CDU, hat mit seinem Vorschlag eines späteren Renteneintritts beim Koalitionspartner SPD für Aufregung gesorgt. Dabei stellt er sich nur in die Tradition des früheren Arbeitsministers und SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, der die Rente mit 67 eingeführt hat. Tatsächlich sollte das Renteneintrittsalter an die Entwicklung der Lebenserwartung gekoppelt werden: Niemand kann davon ausgehen, dass er jeden Tag, den er länger lebt, von den aktiven Beitragszahlern bezahlt bekommt.

Nun ist der Prozess gegen den Co-Vorstandsvorsitzenden und frühere Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank wegen Prozessbetrugs endlich zu Ende. Angesichts der grandiosen Freisprüche werden die Aktionäre auf der Hauptversammlung allerdings zu Recht fragen, warum die Bank das Rechtsmittel gegen das Schadenersatzurteil in der Causa Kirch zurückzog und fast eine Milliarde Euro Schadenersatz zahlte.