von Herausgeber Frank B. Werner

Da bleibt die Große Koalition eiskalt. Zwar steigen die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden derzeit rasant, aber für 2014 und 2015 will die Regierung keinerlei Maßnahmen auf den Weg bringen, die kalte Progression abzubauen. Würde der Staat die reale fiskalische Belastung der Löhne und Gehälter konstant halten, müsste er den Steuertarif in jedem Jahr um die Inflationsrate nach oben anpassen. Da er aber den Tarif konstant hält, führt jede Lohnerhöhung wegen des progressiven Tarifverlaufs zu einer höheren steuerlichen Belastung. Im Klartext: Wenn Löhne und Gehälter genau um die Inflationsrate steigen, können sich die Bürger real weniger Waren und Dienstleistungen kaufen, weil ihnen aufgrund der Progression ein höherer Teil ihres Realeinkommens weggesteuert wird. Wo bleibt der Protest?

Hurra! Hurra? Griechenland hat 2013 nach Berechnungen der Troika aus Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und EU-Kommission mit den laufenden Einnahmen seine laufenden Ausgaben bezahlen können. Das nennen die Ökonomen "Primärüberschuss". Er wird berechnet, indem von den Staatsausgaben Zinszahlungen und Einmaleffekte wie Einschüsse in marode Banken abgezogen werden. Vor der Europawahl am 25. Mai sieht das natürlich gut aus: Schaut, Griechenland ist auf einem guten Weg. Wenn man Zinsen und Kapitalspritzen hinzuzählt, wird aus dem Überschuss allerdings ein Minus von 12,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Übersetzt in die Sprache des Normalbürgers: Er kann mit seinem Gehalt zwar Miete, Benzin und Lebensmittel bezahlen, aber weder die Zinsen noch die Tilgungsraten des vor Jahren aufgenommenen Konsumentenkredits bedienen. Das heißt dann "Problem".

Ist das ein Warnzeichen? Das Volumen der Unternehmenskäufe und Fusionen ist im ersten Quartal 2014 gegenüber dem Vorjahresquartal um 71 Prozent gestiegen. Die gute Nachricht: Anders als zur Jahrtausendwende werden dieses Mal kaum Fremdkapital und eigene Aktien eingesetzt. Nur in der Internetbranche - siehe den Erwerb von Whatsapp durch Facebook - wird heiße Luft noch mit heißer Luft gekauft.