von Herausgeber Frank-B. Werner
Nachdem sie sich mit ihren Vorstellungen von der Ablösung von Martin
Winterkorn
an der Spitze des VW-Konzernvorstands nicht durchsetzen konnten,
sind Ferdinand Piëch und seine Frau Ursula aus dem Aufsichtsrat der
Volkswagen AG ausgeschieden. Das ist konsequent. Weil Piëch einer der
Haupteigner ist und das Unternehmen über Jahrzehnte als Vorstand, Vorstandsvorsitzender
und bis zum vergangenen Wochenende als Aufsichtsratsvorsitzender
geprägt hat, fühlt es sich so an, als ginge eine Ära zu Ende -
leider unschön und ohne die angebrachten Würdigungen. Aber mit allem
Respekt für die Lebensleistung von Piëch: Man darf diese Zäsur nicht überbewerten.
Piëch ist nicht Volkswagen. Der Aufsichtsratsvorsitzende hat sich
mit seinen Vorstellungen hinter verschlossenen Türen nicht durchsetzen
können und hat dann den unverzeihlichen Fehler begangen, den Vorstandsvorsitzenden
in aller Öffentlichkeit zu beschädigen. So etwas gibt’s. Der Rücktritt
bereinigt diese Fehlleistung mit den geringsten Nebenwirkungen für das Unternehmen.
Volkswagen kann nun zur Tagesordnung übergehen. Von Piëch wird man erst wieder sprechen, wenn es
zu einer Neuordnung im Gesellschafterkreis kommt. Diese wird dann tatsächlich
ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte aufschlagen.
Ein wenig kommt man schon ins Grübeln, wenn man die Reaktion der Märkte
auf die Ankündigung des griechischen Premiers Alexis Tsipras beobachtet,
das Team für die Verhandlungen mit "den Institutionen", also mit Europäischer
Union, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds,
unter eine neue Leitung zu stellen. Die vordergründige Entmachtung seines
auf Krawall gebürsteten Finanzministers Yanis Varoufakis ließ die Kurse von
DAX & Co in die Höhe springen. Zwar ist nun damit zu rechnen, dass sich die
Schuldenrückzahlungswilligkeit der Griechen verbessert hat, an der Rückzahlungsfähigkeit
hat sich indes nichts geändert.