Die Abschlusskosten der Lebensversicherung sinken zu langsam - meint das Bundesfinanzministerium. Das Gesetz über die Reform der Lebensversiche- rung von 2014 habe nicht den erhofften Niveau-Effekt gebracht, man müsse deshalb über einen Provisionsdeckel nachdenken. Man fragt sich, wie ein Ministerium 70 Jahre nach Ludwig Erhards Wirtschafts- und Währungsreform in Deutschland auf so eine Idee kommen kann. Niemand ist in diesem Land verpflichtet, Lebensversicherungen abzuschließen, wenn ihm die Beratungskosten zu hoch erscheinen. Es gibt Nettotarife, und es gibt andere Sparformen, die mit niedrigeren Kosten belastet sind. Auch ist das Verhältnis zwischen Kunden und Beratern kein asymmetrisches; alle Kosten müssen heutzutage offengelegt werden. Nein, den Provisionsdeckel sollte Olaf Scholz ganz schnell wieder von der Agenda nehmen. Es gibt keinen Grund dafür, dass der Staat in die Preisbildung eingreift.
"Sehr geehrter Herr Werner", schrieb mir die Lufthansa dieser Tage und erinnerte mich an einige unerfreuliche Erlebnisse: Es habe in den vergangenen Wochen eine große und unerfreuliche Häufung von Flugausfällen und -verspätungen gegeben; "wir wenden uns heute persönlich an Sie, um Sie für die Ihnen daraus entstandenen Ärgernisse und Unannehmlichkeiten um Entschuldigung zu bitten." Das ist nett, nützt aber genauso wenig wie die Aufforderung, die Lufthansa-App herunterzuladen, um über "unsere digitalen Services" umgehend informiert zu werden. Viel wichtiger wäre eine Troubleshootertruppe, die sich - persönlich (!) - um gestrandete Passagiere kümmert. Es ist ein Unding, wenn es bei annullierten Flügen keine Umbuchungen auf andere Airlines (noch nicht einmal innerhalb des Konzerns) oder die Bahn gibt, man sich selbst um die Wiederbeschaffung durchabgefertigten Gepäcks kümmern oder mit anderen Passagieren um Mietwagen oder Hotelzimmer kämpfen muss. Und bei einer 100-köpfigen Schlange können nicht zwei von vier Mitarbeitern in die Pause gehen. Entschuldigungsbriefe helfen da nicht.