Seit Montag arbeitet der durchschnittliche Arbeitnehmerhaushalt in Deutschland in die eigene Tasche. Im Schnitt 53,7 Prozent ihres Einkommens, so der Verband der Steuerzahler, zahlen die Deutschen an Steuern und Abgaben.
Die Tatsache, dass man über weniger als die Hälfte des Einkommens selbst verfügen kann, passt nicht in eine Marktwirtschaft. Klar, dass Deutschland auch im internationalen Vergleich ein trauriges Bild abgibt: In 34 der in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammengeschlossenen Industrie- und Schwellenländer werden die Menschen weniger zur Kasse gebeten.
Ein Grund, weshalb Börsianer häufig des Zynismus geziehen werden, liegt in dem scheinbaren Automatismus begründet, mit dem die Ankündigung von Massenentlassungen von steigenden Kursen begleitet wird. Eine Ausnahme von dieser Regel zeigte die Deutsche Bank. Nach der Bekanntgabe der Streichung von 18 000 Stellen sackte der Kurs erst einmal weiter ab. 13,5 Milliarden Euro ist das Institut jetzt noch wert - ein Spottpreis. Offensichtlich rechnet an den Börsen kaum noch jemand damit, dass die Deutsche Bank die "umfassendste Transformation seit Jahrzehnten" erfolgreich umsetzen kann. Vorstandschef Christian Sewing immerhin glaubt an sein Konzept und hat angekündigt, signifikante Teile seiner Vergütung in Aktien der Bank anzulegen. Eine kleine Spekulation wäre es tatsächlich wert.
Man sollte auf die Zwischentöne achten. Mit Blick auf die Strafzinsen, die Banken für ihre Einlagen bei der EZB zahlen müssen, sagte die Verbandspräsidentin der Volks- und Raiffeisenbanken, Marija Kolak, dass Privatkunden bislang "Sonderkonditionen" erhielten. Letztlich ist dies eine Ankündigung, dass sich auch die Kunden darauf einstellen müssen, auf ihre Kontoeinlagen bei einem Fortdauern der Negativzinsen Strafzinsen zahlen zu müssen. Im Marketingsprech werden die dann "Verwahrgebühren" oder so ähnlich heißen.