von Herausgeber Frank-B. Werner
Nach Börsenschluss am vergangenen Freitagabend veröffentlichte die europäische Bankenaufsicht die Ergebnisse ihres jüngsten Stresstests. Die bittere Botschaft aus deutscher Sicht: Unter den zehn anfälligsten Banken finden sich die zwei großen deutschen Häuser, die Deutsche Bank und die Commerzbank. Positiv ist einzig zu vermerken, dass die Kreditbücher als solider eingestuft wurden als beim vergangenen Test - und auch besser als im Rest Europas. Außerdem haben die deutschen Banken in den vergangenen beiden Jahren ihr Kapital erhöht. Woran liegt also das schlechte Abschneiden? Ein Grund liegt in der Art des Tests: Denn Universalbanken werden tendenziell schlechter behandelt, da die Risiken der einzelnen Bereiche addiert werden. Zudem gibt es erstmals ein sogenanntes Verhaltensrisiko, bei dem die Tester abschätzen, welche Schäden Kriminelle aufgrund mangelhafter Kontrolle anrichten können. Die Deutschen - eigentlich als Kontrollfreaks verschrien - schneiden hier überraschend schlecht ab. Das Hauptproblem liegt aber wohl darin, dass die deutschen Banken mit ihren kostenfreien Konten in Zeiten von Null- und Negativzinsen nichts mehr verdienen: Die Eigenkapitalrenditen der Banken liegen mit 6,5 Prozent im Durchschnitt weit unter Vorkrisenniveau, als in der Regel 15 Prozent erreicht wurden. Auch wenn es anderswo nicht so düster aussieht, haben Anleger überall die Lust an Bankaktien verloren. Der Börsenwert von Europas Kreditinstituten hat sich in 15 Monaten mehr als halbiert. Dieser Stress wurde allerdings nicht gemessen.
Die Sitten verlottern immer mehr. Wenige Stunden bevor Puerto Rico, dieser "frei assoziierte Staat der USA", im Juli seine Zahlungsunfähigkeit hätte erklären müssen, unterzeichnete Präsident Obama ein Gesetz ("Puerto Rico Oversight Management and Economic Stability Act"), wonach nun eine Behörde die 72 Milliarden Dollar Schulden restrukturieren soll. Gläubiger können somit nicht mehr gegen die Nichtbedienung von Zins und Tilgung klagen. (Teil-)Enteignung im Stammland des Kapitalismus.