von Herausgeber Frank-B. Werner
Jeden Herbst treffen sich Finanzminister, Notenbanker und viele Vertreter von Verbänden und Unternehmen zur Herbsttagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank in Washington. Bislang galt als Grundlage aller dort verabredeten Maßnahmen die These, dass mehr Zusammenarbeit, weniger Zölle und der Abbau sonstiger Hemmnisse für den Austausch von Gütern, Kapital und Dienstleistungen gut für Wachstum und Beschäftigung und damit den Wohlstand in der Welt seien. Jetzt scheint sich das zu ändern, und zwar gerade in den Industrieländern. In Europa wächst der Widerstand gegen die Freihandelsabkommen mit Kanada und den USA, die Briten haben den Brexit beschlossen, und in den USA reüssiert Donald Trump mit der Parole "America first". Warum sind die Befürworter der Globalisierung so leise?
98,71 Prozent der Anleihegläubiger der früheren Kärntner Landesbank Hypo-Alpe-Adria - darunter viele Versicherungen und Fonds aus Deutschland - haben das Rückkaufangebot des Landes Kärnten und der Republik Österreich angenommen. Sie verzichten damit auf zehn bis 55 Prozent ihrer Forderungen, zuzüglich der ausgefallenen Zinsen. Das ist schade. Für die Versicherten und Fondssparer, weil sie im Vertrauen auf Staatsgarantien nun Verluste realisieren, und für alle Beobachter, die gerne gesehen hätten, wie die Insolvenz eines Bundeslandes eines OECD-Mitglieds abgewickelt wird.
Bengt Holmström und Oliver Hart erhalten den Wirtschaftsnobelpreis für ihre Arbeiten zur Vertragstheorie. Es geht um Fragen, die jedem von uns im Alltag begegnen. Wie entlohnt man Handwerker? Wie werden Bonussysteme für Arbeiter und Manager gestaltet, sodass die Qualität konstant bleibt beziehungsweise nicht zu hohe Risiken eingegangen werden? Oder auch: Wie gestaltet man Fusions- und Joint-Venture-Verträge, sodass das Unternehmen auch im Fall eines Streits funktionsfähig bleibt? Selten, dass die Ergebnisse von Forschern so viel Praxisrelevanz haben. Eine gute Wahl.