von Herausgeber Frank-B. Werner
Manchmal kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mit staatstragender Miene wurde uns nach den ersten Sondierungen zwischen den potenziellen Koalitionären CDU, CSU, FDP und Grüne vorgetragen, es bestehe Einverständnis darüber, dass die "schwarze Null" nicht angetastet werden solle. Als ob etwas anderes möglich wäre! Schließlich gibt es seit 2009 in Artikel 109 des Grundgesetzes einen Absatz 3: "Die Haushalte von Bund und Ländern sind grundsätzlich ohne Einnahmen aus Krediten auszugleichen." Die schwarze Null ist Verfassungsgebot und damit Pflicht, keine Verhandlungssache.
In Tschechien hat am vergangenen Wochenende ein weiterer Politiker, dem in den Medien hierzulande das Attribut "populistisch" angeklebt wird, die Wahlen für sich entschieden. Andrej Babis konnte mit seiner 2011 gegründeten Partei ANO fast 30 Prozent der abgegebenen Stimmen erringen - fast dreimal so viel wie die zweitstärkste Kraft. Jeder, der schon einmal einen Golden Toast zum Frühstück gegessen hat, kennt Babis indirekt: Ihm gehört der Laden. Seine größte Leistung als Finanzminister in der vormaligen Regierung war die Einführung der elektronischen Umsatzerfassung - ein wichtiger Baustein, um das Budget in Ordnung zu bringen. Also eher als Pragmatiker ausgewiesen, sollte man ihn nicht zum Extremisten stempeln, weil er Vorbehalte gegen einen Beitritt zum Euro hat und der vom französischen Präsidenten Macron angestrebten Haftungs- und Schuldenunion skeptisch gegenübersteht.
Nach den gelungenen Börsengängen von Varta und Voltabox schickt sich nun HelloFresh an, das Geld der Anleger einzusammeln. Während die beiden Erstgenannten hohe Bewertungen durchsetzen konnten, weil sich mit ihnen Elektromobilitätsfantasien verbinden, ist das Geschäftsmodell von HelloFresh eher einfach und vor allem leicht kopierbar: Man verpackt Lebensmittel in eine Box, die man dem Kunden nach Hause liefert, wo sich dieser nach beigelegtem Rezept etwas kochen kann. Das verdient keinen hohen Aufschlag.