von Herausgeber Frank-B. Werner
Das Wirtschaftsklima zwischen den USA und Europa wird auch nach dem Wahltag angespannt bleiben. Nach wie vor steht die Drohung des amerikanischen Justizministeriums im Raum, der Deutschen Bank wegen fragwürdiger Geschäfte mit Hypothekenanleihen eine Rekordstrafe von 14 Milliarden Dollar aufzubrummen. Auf der anderen Seite hakelt Apple nach wie vor mit der Europäischen Kommission um eine Steuernachzahlung von 13 Milliarden Euro. Das sind aber nur die Spitzen des Eisbergs. Im Kleingedruckten der beiderseits des Atlantiks abzuschließenden Regelwerke steckt mindestens genauso viel Sprengstoff. Setzen sich die Amerikaner zum Beispiel bei den Eigenkapitalanforderungen für Banken durch (Basel IV), hat die deutsche Kreditwirtschaft plötzlich eine Lücke von insgesamt 100 Millionen Euro.
Das war ein schwarzes Wochenende für den Volkswagen-Konzern. Erst wurde kolportiert, dass wohl auch die Premiumtochter Audi Abgaswerte manipuliert habe; dann wurde bekannt, dass auch gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden und früheren Finanzvorstand, Hans Dieter Pötsch, ermittelt werde. Gegen ihn hegt die Staatsanwaltschaft den Verdacht der Marktmanipulation. Die VW-Affäre scheint sich zur unendlichen Geschichte auszuwachsen. Anleger, die gut schlafen wollen, sollten die Aktie auf absehbare Zeit nicht anfassen.
Noch eine Anmerkung in eigener Sache: Mit dieser Ausgabe beginnen wir den 30. Jahrgang der BÖRSE ONLINE. Ich gehörte damals als junger Mann zur Redaktionsmannschaft, die in einer überwiegend von zweifelhaften Tipps und windigen Ratschlägen geprägten Zeit den Privatanlegern mit seriösen Informationen eine echte Orientierung an den Finanzmärkten geben wollte. Dass wir nun ins 30. Jahr starten, ist vielleicht ein kleiner Beleg dafür, dass uns das halbwegs gelungen ist. Besonders freut mich, dass uns einige Leser seit den ersten Ausgaben die Treue halten. Ihnen gilt heute mein besonderer Gruß. Bleiben Sie uns gewogen.