von Frank-B. Werner, Herausgeber

Vor ein paar Monaten wäre die Nachricht noch mit einem kräftigen Kursaufschwung quittiert worden: Am Montagabend wurde bekannt, dass die US-Konjunktur nicht so kräftig läuft wie von den Analysten erwartet. In der Logik des Jahres 2013 hätten die Fachleute nun argumentiert, dass das gut für die Märkte sei, weil die amerikanische Zentralbank jetzt die Politik des lockeren Geldes fortsetzen könne, die Überschussliquidität zu weiteren Aktienkäufen genutzt werde, und so weiter und so fort. Damals waren schlechte Nachrichten gute Nachrichten und gute Nachrichten schlechte Nachrichten - durch die Brille der professionellen Anleger, wohlgemerkt. Nun scheint alles anders zu sein. Insofern hat der Kursrutsch vom Montagabend von mehr als zwei Prozent etwas Beruhigendes: Gute Nachrichten sind wieder gute Nachrichten, und schlechte Nachrichten sind wieder schlechte Nachrichten. Zur Normalität gehört auch, dass der eine oder andere Investor in den nächsten Tagen in die Wetterstatistik schauen wird. Erst ein arktischer Kälteeinbruch, dann riesige Schneemengen - das lähmte und lähmt das öffentliche und wirtschaftliche Leben in den Vereinigten Staaten. Kein Wunder, dass der Auftragseingang schwächelt.

Zu Wochenbeginn ging ein neuer Aktienindex an den Start. Der DETHIK 30 vereint die 30 größten deutschen Werte aus DAX, MDAX und TecDAX, die die Standards eines aus Ökologen und Kirchenleuten bestehenden Ethikrats erfüllen. Allein zwölf DAX-Mitglieder fanden keine Aufnahme. Wie fragwürdig die Aufteilung ist, zeigen RWE und Eon. Der Ethikrat schloss sie wegen des Betriebs von Atomkraftwerken aus. In Frankreich würden sie wegen ihres Beitrags zum Klimaschutz zu den Guten gehören.

Am Dienstag wurde Facebook zehn Jahre alt - eine Erfolgsgeschichte. Wer die Euphorie nicht teilt, wird einen Aufsatz von zwei Forschern der Eliteuniversität Princeton mit Genuss lesen. Ihnen zufolge verhält sich das Nutzerverhalten von Facebook wie eine Epidemie: Bis 2017 sei die Seuche weitgehend verschwunden (Cannarella, Spechler: "Epidemiological modeling of online social network dynamics"). Das ist Zukuftsmusik. Kurzfristig strotzt die Aktie nur so vor Momentum, weshalb die Redaktion sie auf der Kaufliste hat (S. 26). Und das, obwohl wir naturgemäß eher an Print glauben als an soziale Netzwerke.