von Frank-B. Werner, Herausgeber

Kulturwandel, so heißt es von den beiden Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, sei das Gebot der Stunde. Wettbewerber Commerzbank lässt eine Mitarbeiterin in ihrer Fernsehwerbung die Frage stellen: "Braucht Deutschland eine Bank, die einfach so weitermacht?" Was das Verhältnis zu den Aktionären angeht, lautet die Antwort der Deutsch-Banker offensichtlich: Ja. Knapp drei Milliarden Euro, so hört man, stellt der Marktführer in den Bonustopf seiner Mitarbeiter ein - das Vierfache der Dividendenausschüttung von 764 Millionen. Bei der Commerzbank sahen die Aktionäre 2007 das letzte Mal eine Dividende und gehen bei einem Jahresüberschuss von knapp 77 Millionen Euro auch dieses Jahr leer aus. Über die 300 Millionen Euro Boni für die Banker können sie sich da nur ärgern. Kulturwandel sieht anders aus. Nicht nur Kunden finden eine Bank blöd, die einfach so weitermacht.

In Stuttgart hat am Montag der wohl spannendste Wirtschaftsprozess des Jahres begonnen. Über 20 Großinvestoren aus den USA, die meisten sogenannte Hedgefonds, fordern vom Sportwagenhersteller Porsche insgesamt 1,4 Milliarden Euro Schadenersatz. Vordergründig geht es darum, ob das Management um den seinerzeitigen Vorstandschef Wendelin Wiedeking rechtzeitig über die Absicht der vollständigen VW-Übernahme informiert hat. Weil sie das nicht wussten, hätten sie bei der Eindeckung von Leerverkäufen viel Geld verloren, argumentieren die Investoren. Daran allerdings äußerte Richterin Carola Wittig erhebliche Zweifel. VW konnte später den Spieß umkehren und ist heute Besitzer von Porsche.

Groß ist die Empörung über die Annahme der Initiative "Gegen Masseneinwanderung" durch das Schweizer Stimmvolk am vergangenen Sonntag. In den meisten EU-Staaten würde eine Volksabstimmung - so es sie denn gäbe - nicht anders, wahrscheinlich sogar deutlicher ausfallen. Das Schweizer Ergebnis ist ein Warnschuss. Migration befördert unser Wachstum, aber die Leute haben mit den Nebenwirkungen so ihre Probleme. Die müssen die Eliten ernst nehmen, sonst kocht auch hierzulande Widerstand hoch.