Die 19 Milliarden Dollar, die Facebook für WhatsApp bezahlt hat, lässt Pessimisten an frühere Übernahmeschlachten denken, die jeweils Vorbote von Börseneinbrüchen waren. Besonders gern wird die Parallele zur Technologieblase der Jahrtausendwende gezogen. Da lässt sich allerdings einwenden, dass weder das Volumen noch die Euphorie vergleichbar ist. Im Januar 2000 machte AOL 186 Milliarden Dollar für Time Warner locker, Vodafone zahlte 185 Milliarden für Mannesmann; Institutionelle und Privatanleger waren gleichermaßen im Börsenfieber. Davon ist derzeit nichts zu spüren. Die Mehrheit der Profis ist vorsichtig, die überwiegende Zahl der Privatanleger überhaupt noch nicht im Markt. Und die Bewertungen der Unternehmen abseits der Internetbranche sind historisch auf einem braven Niveau.
Es ist wenig wahrscheinlich, dass jemand Mitte der vergangenen Woche auf die Idee kam, sich an der Börse Kiew zu engagieren. Es hätte sich allerdings gelohnt. Denn an diesem Montag notierte der Aktienindex UX rund 35 Prozent höher. Der ersten Euphorie über die politische Wende in der Ukraine folgte dann aber schnell das große Zittern. Schließlich droht dem von seinen politischen Führern über Jahre ausgeplünderten Land die Zahlungsunfähigkeit. 35 Milliarden Euro benötige man bis Ende 2015 als externen Einschuss, gab Finanzminister Juri Kolobow zu Protokoll, eine erste Tranche bis Mitte März. Mit einer Standard & Poor’sEinstufung von "CCC" (hochspekulativ) ist es allerdings unwahrscheinlich, dass sich das Land an den Märkten kurzfristig etwas borgen kann. Wenn es nicht gelingt, schnell Kreditzusagen von der EU oder vom IWF zu bekommen, dürfte der finanzielle Zusammenbruch bereits vor der Präsidentenwahl am 25. Mai für eine Zuspitzung der Krise sorgen.
Italienische, spanische, griechische, portugiesische und irische Staatsanleihen im Nominalwert von 186 Milliarden Euro haben die Eurowährungshüter in den Büchern stehen. Die durchschnittliche Restlaufzeit beträgt 3,9 Jahre. Hoffentlich werden sie dann zurückgezahlt. Erst dann ist die Eurokrise entschärft.